Tatort-Schreibtisch-Autorin der Woche
Kennengelernt habe ich Mischa „auf Zeche“, wie man im Ruhrgebiet sagt. Allerdings malochten wir nicht untertage, sondern befanden uns in einem Seminarraum mit Tageslicht, bei einem Drehbuch-Workshop, den sie gab...
Mischa Bach: Von Schreibregeln und Backrezepten
Ein Autorenportrait von Gesine SchulzKennengelernt habe ich Mischa „auf Zeche“, wie man im Ruhrgebiet sagt. Allerdings malochten wir nicht untertage, sondern befanden uns in einem Seminarraum mit Tageslicht, bei einem Drehbuch-Workshop, den sie gab...
Ich war nach einigen Jahren in den USA zurück im Ruhrgebiet und dachte, ich wollte Drehbücher schreiben. Bis heute habe ich keines geschrieben, was jedoch nicht an Mischa liegt, sondern daran, dass ich mich umentschieden habe, nachdem ich ihr Seminar besucht habe. Dreimal. Offensichtlich hat es mir viel Spaß gemacht.
Und genau das hat es auch. Darüber hinaus habe ich bei Mischa viel über das Schreiben gelernt. Aber eben auch, dass ich besser bei der Prosa bleiben sollte. Zum Beispiel habe ich nie begriffen, wo in meiner Drehbuch-Story (eine kohlschwarze Krimikomödie) die Plotpoints saßen. Mischa behauptet noch heute, sie seien vorhanden gewesen, lediglich für mich waren und bleiben sie unsichtbar.
Fast forward: Inzwischen sind wir seit Jahren – um nicht zu sagen: Jahrzehnten – befreundet. In unseren Gesprächen, ob am Telefon oder Auge in Auge beim Tee oder auf gemeinsamen Spaziergängen, geht es oft ums Schreiben, um Filme und natürlich um Bücher, doch auch ums Gärtnern auf dem Balkon und im Garten.
Kurioserweise landen wir früher oder später meist bei Koch- oder Backrezepten. Wir tauschen keine aus. Wir reden nur darüber, doch das gerne ausführlich und mit unterhaltsamen Ab- und Umwegen, jedoch ohne völlig vom Weg abzukommen.
So nimmt es (mich) nicht wunder, dass sie auch eine talentierte Moderatorin ist – zum Beispiel beim jährlichen Krimitag des Syndikats –, und bei hörenswerten Lesungsveranstaltungen im Rahmen der szenischen Lesereihe "Dies ist ein Überfall!" mit den Krimi-Kollegen H.P. Karr und Arnd Federspiel.
Weil ich in der Nähe war, habe ich einmal spontan ihre Schreibsprechstunde im Unperfekthaus besucht. Ich hatte ein winziges Problem mit einer Szene meines Romans, eigentlich kaum der Rede wert, könnte man meinen, doch ich hing daran fest. Mit ihrem Blick fürs Wesentliche entwirrte Mischa den Knoten im Nu.
Umgehend schickte ich eine Bekannte zu ihr, die viel Material für ein Biografie-Projekt zusammengetragen hatte und ratlos war, wie sie es in welche Form bringen sollte. Dank Mischas Vorschlag, daraus ein digitales Projekt zu machen, kam wieder Schwung in die Sache.
Was ich an ihr am meisten schätze? Ihre Offenheit, ihr Sprachgefühl – und dass ich mit ihr so herrlich rumspinnen kann.
Zum Einstieg in ihr literarisches Schreiben empfehle ich eine ihrer Kurzgeschichten, vielleicht Vollmond – ruhig und unheimlich. Von den Romanen mag ich "Der Tod ist ein langer, trüber Fluss" besonders gerne; wie in einem Sog wird man hineingezogen in der Welt einer Frau, die ihr Gedächtnis verlor und nun hören kann, was Tote reden…
Gesine Schulz ist eine Autorenkollegin und gute Freundin von Mischa Bach
Mischa Bach ist Tatort-Schreibtisch-Autorin und hat das Tatort-Schreibtisch-Sachbuch "Drama Baby" sowie die preisgekrönte Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" geschrieben.
Mehr Infos zu "Der Tod ist ein langer, trüber Fluss"
Autorenfoto: Stephan von Knobloch
Und genau das hat es auch. Darüber hinaus habe ich bei Mischa viel über das Schreiben gelernt. Aber eben auch, dass ich besser bei der Prosa bleiben sollte. Zum Beispiel habe ich nie begriffen, wo in meiner Drehbuch-Story (eine kohlschwarze Krimikomödie) die Plotpoints saßen. Mischa behauptet noch heute, sie seien vorhanden gewesen, lediglich für mich waren und bleiben sie unsichtbar.
Fast forward: Inzwischen sind wir seit Jahren – um nicht zu sagen: Jahrzehnten – befreundet. In unseren Gesprächen, ob am Telefon oder Auge in Auge beim Tee oder auf gemeinsamen Spaziergängen, geht es oft ums Schreiben, um Filme und natürlich um Bücher, doch auch ums Gärtnern auf dem Balkon und im Garten.
Kurioserweise landen wir früher oder später meist bei Koch- oder Backrezepten. Wir tauschen keine aus. Wir reden nur darüber, doch das gerne ausführlich und mit unterhaltsamen Ab- und Umwegen, jedoch ohne völlig vom Weg abzukommen.
So nimmt es (mich) nicht wunder, dass sie auch eine talentierte Moderatorin ist – zum Beispiel beim jährlichen Krimitag des Syndikats –, und bei hörenswerten Lesungsveranstaltungen im Rahmen der szenischen Lesereihe "Dies ist ein Überfall!" mit den Krimi-Kollegen H.P. Karr und Arnd Federspiel.
Weil ich in der Nähe war, habe ich einmal spontan ihre Schreibsprechstunde im Unperfekthaus besucht. Ich hatte ein winziges Problem mit einer Szene meines Romans, eigentlich kaum der Rede wert, könnte man meinen, doch ich hing daran fest. Mit ihrem Blick fürs Wesentliche entwirrte Mischa den Knoten im Nu.
Umgehend schickte ich eine Bekannte zu ihr, die viel Material für ein Biografie-Projekt zusammengetragen hatte und ratlos war, wie sie es in welche Form bringen sollte. Dank Mischas Vorschlag, daraus ein digitales Projekt zu machen, kam wieder Schwung in die Sache.
Was ich an ihr am meisten schätze? Ihre Offenheit, ihr Sprachgefühl – und dass ich mit ihr so herrlich rumspinnen kann.
Zum Einstieg in ihr literarisches Schreiben empfehle ich eine ihrer Kurzgeschichten, vielleicht Vollmond – ruhig und unheimlich. Von den Romanen mag ich "Der Tod ist ein langer, trüber Fluss" besonders gerne; wie in einem Sog wird man hineingezogen in der Welt einer Frau, die ihr Gedächtnis verlor und nun hören kann, was Tote reden…
Gesine Schulz ist eine Autorenkollegin und gute Freundin von Mischa Bach
Mischa Bach ist Tatort-Schreibtisch-Autorin und hat das Tatort-Schreibtisch-Sachbuch "Drama Baby" sowie die preisgekrönte Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" geschrieben.
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Autorenfoto: Stephan von Knobloch
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