Frage der Woche

Autorenfoto: Michael Fein
Um ein gutes Exposé schreiben zu können, muss man sich über eines klar sein: Es gibt zweierlei Exposé-Arten. Beide sind kurz und knapp geschrieben und eng mit dem Inhalt verbunden. Aber sie haben ganz unterschiedliche Aufgaben, und darum sind sie grundverschieden.
Das eine ist das Exposé zur Plotentwicklung. Das andere ist das Exposé, um ein Werk zu verkaufen.
Das Entwicklungsexposé
Es gibt Plotschulen, die sehr aufwändig und detailliert plotten. Auch wenn das nicht mein Weg ist, will ich es nicht schlecht reden. Es ist eine Methode, mit der viele Menschen erfolgreich arbeiten. Diese Methode beginnt mit einer Idee und dem Pitch. Dann entwirft man detailliert die Hauptcharktere.
Das Entwickungsexposé ist dann nächste Schritt, in dem die Handlung in eine Reihe von einzelnen Szenen oder Kapiteln aufgeteilt wird. Jede einzelne Handlungssequenz wird in einem nummerierten Stichpunkt, meist nur einem Satz, festgehalten. Hier erkennt man zum ersten Mal die Struktur, den Ablauf, die Entwicklung der Spannung und das Zusammenspiel der Handlungsstränge.
Dieses Exposé ist bei dieser Methode ein sehr wichtiger Zwischenschritt. Hierauf baut alles weitere auf. Die einzelnen nummerierten Punkte dieses Entwicklungsexposees werden dann immer weiter ausgebaut, ausgearbeitet und ausgeführt. Am Ende wird alles zum fertigen Roman vereinigt. Doch von dieser Art des Exposés will ich hier nicht reden.
Das Verkaufsexposé
Es geht hier um das andere Exposé, das Verkaufsexposé, mit dem man ein Werk bei einem Verlag oder bei einem Agenten einreicht.
Ein gutes Exposé ... ist höllisch schwer zu schreiben.
Man sollte diese Aufgabe trotzdem nicht scheuen. Ein Exposé ist ein wichtiges Werkzeug für alle, die sich ein Bild über ein literarisches Werk verschaffen wollen. Denn das genau ist der Zweck: Man soll einem interessierten Leser – einem potentiellen Geschäftspartner – Überblick verschaffen und ihm die Infos geben, die er braucht, um das Werk richtig einzusortieren.
Noch ein wichtiger Punkt zur Klärung vorab: Das Exposé soll zwar helfen, ein Manuskript an den Mann (oder die Frau) zu bringen. Es ist aber KEIN Werbetext. Es ist ein SACHTEXT. Daran sollte sich die Sprache orientieren. Nie wird sie reißerisch oder über die Maßen bescheiden sein. Sie muss klar sein und sachlich.
Alles in allem sollte das Exposé nicht länger als zwei Seiten werden. Peile also eine Seiten an. Denn kurz zu schreiben ist etrem schwer, meistens wird der Text länger. Bei mehr als zweieinhalb Seiten muss man aber dringend überlegen, wie man den Text kürzer hinbekommt.
Das Problem ist dabei die große Nähe des Autors zu seinem Werk. Man sieht rasch den Wald nicht mehr vor lauter Bäumen - jetzt sich auf den Kern der Sache zu konzentrieren, ist eine echte Herausforderung.
Was macht nun ein Exposé genau?
Ein Exposé gibt Auskunft über ein Manuskript, und zwar sowohl über die Geschichte an sich, aber auch über die Positionierung des Werkes auf dem Buchmarkt.
Es gibt nicht Auskunft über den Autor, seine Absichten oder Gedanken und Hintergründe. Der Autor tritt in hier den Hintergrund. Hier geht es um das Werk.
Das Exposé ist ein Verkaufsinstrument. Das Manuskript ist nun die Ware des Autors. Man muss das Werk ganz unromantisch verkaufen wie ein Auto oder ein Bügeleisen. Und darum müssen neben der Handlung auch technische – buchhändlerische – Fragen beantwortet werden.
Ein Exposé sollte aus folgenden Elementen bestehen:
o Pitch
-- Was für eine Geschichte hast Du erzählt? Was ist dabei herausgekommen? Oder, wenn sie noch nicht geschrieben ist – Aprioriexposés gibt es auch – was für eine Geschichte soll dabei herausgekommen? Alles, also der ganze Roman, reduziert in einen Satz, höchstens zwei Sätze: "Es ist die Geschichte von …, der …, um zu … und am Ende … ."
Das ist nicht einfach, man kann es aber an bekannten Werken üben, an „Heidi“, „Tom Sawyer“, der „Schatzinsel“ oder auch am „Froschkönig“.
o Vorstellung von Schauplatz, Protagonist(en) und Antagonist(en)
-- Wann, wo, wer? Hier nur das Wichtigste schreiben! Gib Antwort auf die Frage: Was zeichnet die Figuren und den Ort aus? Knapp, treffend, präzise formulieren.
o Kurze Zusammenfassung des Inhalts incl. Ende
-- Der Anfang, wichtigste Wendepunkte, das Ende. Keine Details schreiben, Nebenhandlungen zusammenfassen.
Eine halbe Seite ist das Soll. Das ist sehr wenig. Man muss lernen, gnadenlos zu vereinfachen. 600 Seiten Irrfahrt können da auch einmal mit „nach einer Vielzahl von Abenteuern und Verlusten“ zusammengefasst werden.
Wichtig: Das Ende gehört mit dazu! Keinen Cliffhänger! Es geht hier ums Verkaufen, nicht ums Genießen. Es darf und muss gespoilert werden.
Nun kommen schon die Technikas:
o Zielgruppe
-- Wen soll das Buch interessieren? Für wen wurde es geschrieben? Stell Dir die Zielgruppe genau vor. Was mögen Sie sonst noch?
o Zustand des Werkes
-- Ist es fertig? Ist es noch nicht verfasst? Wie oft überarbeitet? Sind Folgebände geplant oder in Arbeit?
o Umfang
-- Wie viel hast Du geschrieben oder willst Du schreiben? Die gebräuchlichste Maßeinheit ist die Normseite (NS).
o Beschreibung der benutzten Sprache und des Stils
-- Eher flott und flapsig, schwärmerisch oder sachlich schlicht? Auch diese Frage ist wichtig. Dialekt(e)? Wenn es ein lustiges Buch ist, versuche den Humor zu beschreiben und einzuordnen. Zwischen groben Schenkelklopfern á la Herrenabend und fein gesetzten Pointen oder drolliger Sprachkomik kann man seinen Text unterscheiden und sollte es auch tun.
o Positionierung auf dem Markt
-- Was sind Vorbilder, was ist vergleichbar? „Wem „X“ gefallen hat, wer sich von „Y“ verzaubern lies, dem wird auch dieses Buch gefallen.“
o Alleinstellungsmerkmale
-- Was macht das Manuskript einzigartig, wo ist das besondere?
o Das zu erwartende oder angestrebte Leseerlebnis
-- Das ist jetzt eher mein persönliches Ding. Ich finde es schön, damit abzuschließen. Was für ein Gefühl sollte (oder wird) der Leser haben, wenn er die letzte Zeile gelesen hat und das Buch schließt.
TIPP: Um den richtigen Ton zu treffen und präzise zu bleiben, hilft mir Oma.
Stell Dir beim Abfassen des Exposés einfach vor, Du erzählst alles einer Oma, die mit einer Papiertüte auf einer Parkbank sitzt und Tauben füttert. (Diesmal wollen wir die unselige Flugrattenfütterei duchgehen lassen!) Erzähl ihr von Deinem Buch, und zwar all das, was im Exposé stehen soll. Aber: Du hast nur solange Zeit, wie sie noch Taubenfutter hat. Mach es also einfach, schlage gerade Achsen durch den Dschungel der Details und verzettel Dich nicht in Einzelheiten. Sprich ruhig, sonst verscheuchst Du die Tauben. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, aber versuche auch nicht, der Oma etwas anzudrehen. Sprich freundlich mit Ihr, gelassen, ohne Schnörkel und Effekthascherei. Und ohne Umwege!
Zur Form:
Wenn wir es am Telefon geschafft haben, den Agenten oder Verleger zu interessieren und eine Kostprobe schicken sollen, wird es ernst. Die meisten verlangen zur Leseprobe auch ein Exposé. Und ein Anschreiben ist ohnehin nötig.
Auf diese Sendung sollte jeder höchste Sorgfalt verwenden. Sie ist die erste Arbeitsprobe. Auch das Exposé und Anschreiben. Schludriger Ausdruck, fehlerhafte Grammatik und andere Pannen fallen sofort auf - oder eben ihr Fehlen. (Rechtschreibfehler erwähne ich erst gar nicht!) Wenn der Eindruck entsteht, dass der Schreiber großen Wert darauf legt, gut zu schreiben, dann hat man es richtig gemacht.
Dann heißt es Warten und Hoffen.
Was ist ein Exposé? Was muss ich beachten, um ein gutes Exposé zu schreiben?
von Alexander Bálly
Autorenfoto: Michael Fein
Um ein gutes Exposé schreiben zu können, muss man sich über eines klar sein: Es gibt zweierlei Exposé-Arten. Beide sind kurz und knapp geschrieben und eng mit dem Inhalt verbunden. Aber sie haben ganz unterschiedliche Aufgaben, und darum sind sie grundverschieden.
Das eine ist das Exposé zur Plotentwicklung. Das andere ist das Exposé, um ein Werk zu verkaufen.
Das Entwicklungsexposé
Es gibt Plotschulen, die sehr aufwändig und detailliert plotten. Auch wenn das nicht mein Weg ist, will ich es nicht schlecht reden. Es ist eine Methode, mit der viele Menschen erfolgreich arbeiten. Diese Methode beginnt mit einer Idee und dem Pitch. Dann entwirft man detailliert die Hauptcharktere.
Das Entwickungsexposé ist dann nächste Schritt, in dem die Handlung in eine Reihe von einzelnen Szenen oder Kapiteln aufgeteilt wird. Jede einzelne Handlungssequenz wird in einem nummerierten Stichpunkt, meist nur einem Satz, festgehalten. Hier erkennt man zum ersten Mal die Struktur, den Ablauf, die Entwicklung der Spannung und das Zusammenspiel der Handlungsstränge.
Dieses Exposé ist bei dieser Methode ein sehr wichtiger Zwischenschritt. Hierauf baut alles weitere auf. Die einzelnen nummerierten Punkte dieses Entwicklungsexposees werden dann immer weiter ausgebaut, ausgearbeitet und ausgeführt. Am Ende wird alles zum fertigen Roman vereinigt. Doch von dieser Art des Exposés will ich hier nicht reden.
Das Verkaufsexposé
Es geht hier um das andere Exposé, das Verkaufsexposé, mit dem man ein Werk bei einem Verlag oder bei einem Agenten einreicht.
Ein gutes Exposé ... ist höllisch schwer zu schreiben.
Man sollte diese Aufgabe trotzdem nicht scheuen. Ein Exposé ist ein wichtiges Werkzeug für alle, die sich ein Bild über ein literarisches Werk verschaffen wollen. Denn das genau ist der Zweck: Man soll einem interessierten Leser – einem potentiellen Geschäftspartner – Überblick verschaffen und ihm die Infos geben, die er braucht, um das Werk richtig einzusortieren.
Noch ein wichtiger Punkt zur Klärung vorab: Das Exposé soll zwar helfen, ein Manuskript an den Mann (oder die Frau) zu bringen. Es ist aber KEIN Werbetext. Es ist ein SACHTEXT. Daran sollte sich die Sprache orientieren. Nie wird sie reißerisch oder über die Maßen bescheiden sein. Sie muss klar sein und sachlich.
Alles in allem sollte das Exposé nicht länger als zwei Seiten werden. Peile also eine Seiten an. Denn kurz zu schreiben ist etrem schwer, meistens wird der Text länger. Bei mehr als zweieinhalb Seiten muss man aber dringend überlegen, wie man den Text kürzer hinbekommt.
Das Problem ist dabei die große Nähe des Autors zu seinem Werk. Man sieht rasch den Wald nicht mehr vor lauter Bäumen - jetzt sich auf den Kern der Sache zu konzentrieren, ist eine echte Herausforderung.
Was macht nun ein Exposé genau?
Ein Exposé gibt Auskunft über ein Manuskript, und zwar sowohl über die Geschichte an sich, aber auch über die Positionierung des Werkes auf dem Buchmarkt.
Es gibt nicht Auskunft über den Autor, seine Absichten oder Gedanken und Hintergründe. Der Autor tritt in hier den Hintergrund. Hier geht es um das Werk.
Das Exposé ist ein Verkaufsinstrument. Das Manuskript ist nun die Ware des Autors. Man muss das Werk ganz unromantisch verkaufen wie ein Auto oder ein Bügeleisen. Und darum müssen neben der Handlung auch technische – buchhändlerische – Fragen beantwortet werden.
Ein Exposé sollte aus folgenden Elementen bestehen:
o Pitch
-- Was für eine Geschichte hast Du erzählt? Was ist dabei herausgekommen? Oder, wenn sie noch nicht geschrieben ist – Aprioriexposés gibt es auch – was für eine Geschichte soll dabei herausgekommen? Alles, also der ganze Roman, reduziert in einen Satz, höchstens zwei Sätze: "Es ist die Geschichte von …, der …, um zu … und am Ende … ."
Das ist nicht einfach, man kann es aber an bekannten Werken üben, an „Heidi“, „Tom Sawyer“, der „Schatzinsel“ oder auch am „Froschkönig“.
o Vorstellung von Schauplatz, Protagonist(en) und Antagonist(en)
-- Wann, wo, wer? Hier nur das Wichtigste schreiben! Gib Antwort auf die Frage: Was zeichnet die Figuren und den Ort aus? Knapp, treffend, präzise formulieren.
o Kurze Zusammenfassung des Inhalts incl. Ende
-- Der Anfang, wichtigste Wendepunkte, das Ende. Keine Details schreiben, Nebenhandlungen zusammenfassen.
Eine halbe Seite ist das Soll. Das ist sehr wenig. Man muss lernen, gnadenlos zu vereinfachen. 600 Seiten Irrfahrt können da auch einmal mit „nach einer Vielzahl von Abenteuern und Verlusten“ zusammengefasst werden.
Wichtig: Das Ende gehört mit dazu! Keinen Cliffhänger! Es geht hier ums Verkaufen, nicht ums Genießen. Es darf und muss gespoilert werden.
Nun kommen schon die Technikas:
o Zielgruppe
-- Wen soll das Buch interessieren? Für wen wurde es geschrieben? Stell Dir die Zielgruppe genau vor. Was mögen Sie sonst noch?
o Zustand des Werkes
-- Ist es fertig? Ist es noch nicht verfasst? Wie oft überarbeitet? Sind Folgebände geplant oder in Arbeit?
o Umfang
-- Wie viel hast Du geschrieben oder willst Du schreiben? Die gebräuchlichste Maßeinheit ist die Normseite (NS).
o Beschreibung der benutzten Sprache und des Stils
-- Eher flott und flapsig, schwärmerisch oder sachlich schlicht? Auch diese Frage ist wichtig. Dialekt(e)? Wenn es ein lustiges Buch ist, versuche den Humor zu beschreiben und einzuordnen. Zwischen groben Schenkelklopfern á la Herrenabend und fein gesetzten Pointen oder drolliger Sprachkomik kann man seinen Text unterscheiden und sollte es auch tun.
o Positionierung auf dem Markt
-- Was sind Vorbilder, was ist vergleichbar? „Wem „X“ gefallen hat, wer sich von „Y“ verzaubern lies, dem wird auch dieses Buch gefallen.“
o Alleinstellungsmerkmale
-- Was macht das Manuskript einzigartig, wo ist das besondere?
o Das zu erwartende oder angestrebte Leseerlebnis
-- Das ist jetzt eher mein persönliches Ding. Ich finde es schön, damit abzuschließen. Was für ein Gefühl sollte (oder wird) der Leser haben, wenn er die letzte Zeile gelesen hat und das Buch schließt.
TIPP: Um den richtigen Ton zu treffen und präzise zu bleiben, hilft mir Oma.
Stell Dir beim Abfassen des Exposés einfach vor, Du erzählst alles einer Oma, die mit einer Papiertüte auf einer Parkbank sitzt und Tauben füttert. (Diesmal wollen wir die unselige Flugrattenfütterei duchgehen lassen!) Erzähl ihr von Deinem Buch, und zwar all das, was im Exposé stehen soll. Aber: Du hast nur solange Zeit, wie sie noch Taubenfutter hat. Mach es also einfach, schlage gerade Achsen durch den Dschungel der Details und verzettel Dich nicht in Einzelheiten. Sprich ruhig, sonst verscheuchst Du die Tauben. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, aber versuche auch nicht, der Oma etwas anzudrehen. Sprich freundlich mit Ihr, gelassen, ohne Schnörkel und Effekthascherei. Und ohne Umwege!
Zur Form:
Wenn wir es am Telefon geschafft haben, den Agenten oder Verleger zu interessieren und eine Kostprobe schicken sollen, wird es ernst. Die meisten verlangen zur Leseprobe auch ein Exposé. Und ein Anschreiben ist ohnehin nötig.
Auf diese Sendung sollte jeder höchste Sorgfalt verwenden. Sie ist die erste Arbeitsprobe. Auch das Exposé und Anschreiben. Schludriger Ausdruck, fehlerhafte Grammatik und andere Pannen fallen sofort auf - oder eben ihr Fehlen. (Rechtschreibfehler erwähne ich erst gar nicht!) Wenn der Eindruck entsteht, dass der Schreiber großen Wert darauf legt, gut zu schreiben, dann hat man es richtig gemacht.
Dann heißt es Warten und Hoffen.
Alexander Bálly lebt seit seiner Kindheit in Oberbayern und wohnt schon lange in der Holledau, dem hopfenseligen Herz Bayerns. Nach dem Abitur und einer Lehre zum Buchhändler studierte er in München Kunstgeschichte und ein wenig Theologie, arbeitete außerdem als Buchhändler, Druckereigehilfe und Verlagsmitarbeiter. Nach mehreren Fantasykrimis hat er 2014 das Verbrechen vor der Haustür entdeckt und präsentierte seinen ersten Krimi aus der Holledau.
Inzwischen schreibt er seit mehr als 20 Jahren Geschichten. Mehr Infos gibt es auf seiner Webseite www.alexander-bally.de
Hilfe bietet auch die Exposé-Beratung im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
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