Schreibregel der Woche

© Autorenfoto: Hocky Neubert
Wer lügt, begeht eine Sünde. Jedenfalls im bibelmoralischen Sinne. Die „Zehn Gebote“ sind da eindeutig, bitte sofort alle nachschlagen bei Gebot Nr. 8: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Was fürs Gesagte gilt, gilt doch sicherlich auch für alles Schriftliche. Heißt das jetzt etwa, dass man sich nicht einfach irgendetwas frei ausdenken und aufschreiben darf?
Ja nun.
Wo wir hier gerade übers Schreiben von Büchern reden: Die Bibel strotzt vor fantastischen Behauptungen und steilen Thesen, über die man durchaus konträr diskutieren kann. Wer jedoch wörtlich daran glaubt, für den ist jeder Buchstabe steingemeißelte Tatsache. Solche Menschen sind selten (hierzulande wenigstens), und ich spare mir an dieser Stelle die Bewertung, ob das nun ein Glück oder ein Mangel ist. Häufiger jedenfalls trifft man auf Gläubige, denen durchaus bewusst ist, dass es sich bei der Bibel um ein Buch von Menschen für Menschen handelt...Ein Buch für alle Lebenslagen. Ein Buch, dem sich Anregungen, Trost und innere Leitlinien entnehmen lassen, wenn man ein wenig über die Lektüre nachdenkt. Wer nicht selbst denken will, kann immer noch einen Priester oder Pastor um Auslegung bitten. Und sogar die Mehrzahl dieser Bibel-Profis wird einräumen, dass es bei der Lektüre mehr auf eine christlich-ethische Grundstimmung ankommt als auf peniblen Wortgehorsam.
Denn hielten wir uns an das Letztere, dürften wir nicht lügen.
Wir müssten der Kollegin, die uns schnell noch fragt, ob sie wenigstens einigermaßen gut aussieht, weil sie im Begriff steht, gleich eine für ihre Karriere exorbitant wichtige Präsentation zu leiten – dieser Kollegin, die tagelang vor Nervosität und Lampenfieber kaum noch geschlafen und sich heute schon dreimal übergeben hat, müssten wir ehrlicherweise antworten:
„Du siehst echt Scheiße aus. Bleib‘ bloß hier und trinke Kamillentee.“
Was wir dagegen sagen, ist: „Super. Du siehst super aus. Geh‘ rein, Superweib, und rock die Hütte!“ Oder so ähnlich. Und sie gehet hin und rockt, und es ist gut, dass wir die Bibel nicht wörtlich genommen haben. Ich plädiere daher für eine nachträgliche Erweiterung des 8. Gebots. Etwa so: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten – es sei denn, du erweist ihm damit etwas Gutes.“
Ich bin sicher, das Gebot war auch ursprünglich so gemeint. Es hat bloß irgendwer vergessen, die zweite Satzhälfte zu protokollieren. Oder die Steintafel war zu klein oder Moses ist beim Abstieg vom Berg Sinai ein Stück davon abgebrochen und er hat das Malheur lieber für sich behalten.
Trotzdem stellt sich jetzt die Frage: Warum sollte ein Autor lügen können? Ganz einfach: Er hätte sonst nichts zu erzählen. Jedenfalls nicht viel. Gerade mal die Wahrheit, und das wär’s dann auch schon gewesen.
Ich riskiere mal eine steile These: Würde man nur die Wahrheit aufschreiben, existierte überhaupt nur ein einziges Buch auf dieser Welt – und, ganz ehrlich, die Bibel wäre es vermutlich nicht. Niemand würde dieses einzige „Buch der Wahrheit“ lesen wollen. Und wenn, dann bestimmt kein zweites Mal. Es wäre langweilig.
Die Wahrheit ist eindimensional. Man kann sie glauben oder nicht. Der Lügner hingegen erzählt – und schreibt – vielschichtiger und interessanter. Er lockt uns heraus aus nüchternster Realität und hinein ins bunte Reich der Fantasie. Das funktioniert am überzeugendsten, wenn man seine Geschichte an Tatsachen anknüpft – also Wirkliches mit Fantasie verbindet. Damit ist nicht nur die Fantasie des Dichters gemeint. Denn auch die individuelle Fantasie jedes einzelnen Lesers wird die Wirkung einer Geschichte befeuern.
Beispiel gefällig?
Machen wir ein kleines Experiment:
Die Türen schlossen sich bereits, als sich Müller noch im letzten Moment in den Bus drückte. Geschafft, dachte er – da ließ ihn der plötzliche Ruck des anfahrenden Gefährts unkontrolliert durch den Gang taumeln, bis ihn eine jähe Rechtskurve endgültig aus dem Gleichgewicht brachte. Müller fiel weich in einen Duft, der ihn sofort an einen ganz bestimmten Sommertag erinnerte. Und als er aufsah, blickte er in ein unvergleichliches Augenpaar, das er ebenfalls nie vergessen hatte.
Wie es ist, es gerade noch in den Bus geschafft zu haben – das Gefühl kennt jeder. Ebenso das hilflose Taumeln, wenn der Bus schon losfährt und man es noch nicht bis zum rettenden Sitzplatz geschafft hat. Das ist die Tatsache, und schon ist der Leser in das Buch eingetaucht. Und nun wachsen der Fantasie Flügel.
Lesen Sie spaßeshalber mal die kursiv gedruckte Szene mit Müller im Bus jemandem laut vor. Dann fragen Sie Ihren Zuhörer: „Welche Farbe haben die Augen, in die Müller blickt?“ Die meisten Menschen werden eine Augenfarbe benennen, an die sie selbst gerade gedacht haben. Man kann sie dann bitten, diese Person, auf die der Herr Müller gestürzt ist, weiter zu beschreiben: Ihre Figur, die Haare, ihr Parfüm.
Man wird Ihnen höchstwahrscheinlich eine Frau beschreiben.
Und dann erkundigen Sie sich bei Ihrem Kandidaten, wieso er (oder sie) so sicher sei, dass es sich bei der Person aus dem Beispiel überhaupt um eine Frau handelt? Lesen Sie den Kursiv-Absatz noch einmal vor. Müller könnte ebenso gut auf einem Mann gelandet sein, warum auch nicht? Oder vor einem Dackel, wäre auch möglich. Ihr Kandidat hätte jedoch lieber eine Frau gesehen (vermutlich eine, der er/sie gern selbst mal in den Schoß fallen würde), also ist es eine.
Diese Dynamik zwischen der Fantasie des Autors und der seiner Leser ist so alt wie die Schrift selbst. Als sumerische Staatsbedienstete die ersten Piktogramme in Tontafeln ritzten, war den Empfängern der Botschaft sicher nicht immer ganz klar, wie die Nachricht wirklich gemeint war. Sumerische „Autoren“ verwendeten beispielsweise das Symbol eines Pfeils (wurde phonetisch „ti“ ausgesprochen) auch, um den Begriff „Leben“ darzustellen (der ebenfalls „ti“ gesprochen wurde). Das kann beim Lesen Verwechslungen provozieren. Vielleicht findet man es aber auch besonders schlüssig, das Leben mit einem Pfeil zu vergleichen: Der fliegt nur in eine Richtung, steigt auf in die Höhe, fällt am Ende wieder zu Boden und längst nicht jeder Schuss ist ein Treffer – jawohl, so ist das Leben …
Halten wir fest: Kaum verlässt der Autor den Boden der Tatsachen, beginnt auch des Lesers Fantasie zu arbeiten. Und Fantasie erweitert den Horizont. Wieso sollte das eine Sünde sein?
Sie wissen nun also, dass Sie für Ihren Roman, das Drehbuch, das Gedicht, den Songtext oder die Kurzgeschichte einerseits Fakten recherchieren müssen (siehe 1. Schreibregel), andererseits das Werk durch frei erfundene Szenarien, Personen, Ereignisse zu Ihrer persönlichen Schöpfung machen sollten. Wahrheit und Lüge, auf die richtige Mischung kommt es an.
Oder, wie es der amerikanische Schriftsteller Mark Twain formulierte: „Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann.“ Jetzt wissen Sie auch, wie „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“ komponiert wurden.
Lassen Sie sich in Ihrer Kreativität nicht von schnöden Tatsachen oder der – oft nur vermeintlichen – Wahrheit ausbremsen. Klar, im „richtigen Leben“ werden Sie vermutlich kein Fußballprofi mehr, surfen niemals vor Hawaii und bahnen sich nicht mit der Machete den Weg durch den Urwald bis hin zum sagenhaften Inka-Schatz. Sie küssen keinen Filmstar, fliegen keinen Jet und retten nicht die Welt.
Aber schreiben dürfen Sie das allemal.
Das behaupte nicht bloß ich. Überlassen wir daher das Schlusswort in dieser Angelegenheit dem vielleicht versiertesten Experten der geflunkerten Erzählweise. Jemandem, der seine etlichen Millionen Leser über Generationen hinweg höchst erfolgreich in seinen Bann schlug. Und ihnen durch die Lektüre seiner Bücher glaubhaft das Gefühl vermittelte, der Autor sei wirklich als Old Shatterhand zusammen mit Winnetou durch die Prärie getrabt oder an der Seite Hadschi Halef Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarahs durchs Land der Skipetaren geritten. Dieser Autor lügt so überzeugend, dass ich eben den vollständigen Namen Hadschi Halefs sogar noch aufzuschreiben vermochte, ohne nachzuschlagen oder Google zu befragen.
Sie haben es längst erraten: Es geht um Karl May. Und was sagte der zu unserem Thema? Nur das: „Erzähle nicht die Wahrheit, solange dir etwas Interessanteres einfällt.“
Und dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

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Autorenportrait von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Ein Autor muss flunkern können – die Wahrheit will meist niemand wissen
von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Wer lügt, begeht eine Sünde. Jedenfalls im bibelmoralischen Sinne. Die „Zehn Gebote“ sind da eindeutig, bitte sofort alle nachschlagen bei Gebot Nr. 8: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Was fürs Gesagte gilt, gilt doch sicherlich auch für alles Schriftliche. Heißt das jetzt etwa, dass man sich nicht einfach irgendetwas frei ausdenken und aufschreiben darf?
Ja nun.
Wo wir hier gerade übers Schreiben von Büchern reden: Die Bibel strotzt vor fantastischen Behauptungen und steilen Thesen, über die man durchaus konträr diskutieren kann. Wer jedoch wörtlich daran glaubt, für den ist jeder Buchstabe steingemeißelte Tatsache. Solche Menschen sind selten (hierzulande wenigstens), und ich spare mir an dieser Stelle die Bewertung, ob das nun ein Glück oder ein Mangel ist. Häufiger jedenfalls trifft man auf Gläubige, denen durchaus bewusst ist, dass es sich bei der Bibel um ein Buch von Menschen für Menschen handelt...Ein Buch für alle Lebenslagen. Ein Buch, dem sich Anregungen, Trost und innere Leitlinien entnehmen lassen, wenn man ein wenig über die Lektüre nachdenkt. Wer nicht selbst denken will, kann immer noch einen Priester oder Pastor um Auslegung bitten. Und sogar die Mehrzahl dieser Bibel-Profis wird einräumen, dass es bei der Lektüre mehr auf eine christlich-ethische Grundstimmung ankommt als auf peniblen Wortgehorsam.
Denn hielten wir uns an das Letztere, dürften wir nicht lügen.
Wir müssten der Kollegin, die uns schnell noch fragt, ob sie wenigstens einigermaßen gut aussieht, weil sie im Begriff steht, gleich eine für ihre Karriere exorbitant wichtige Präsentation zu leiten – dieser Kollegin, die tagelang vor Nervosität und Lampenfieber kaum noch geschlafen und sich heute schon dreimal übergeben hat, müssten wir ehrlicherweise antworten:
„Du siehst echt Scheiße aus. Bleib‘ bloß hier und trinke Kamillentee.“
Was wir dagegen sagen, ist: „Super. Du siehst super aus. Geh‘ rein, Superweib, und rock die Hütte!“ Oder so ähnlich. Und sie gehet hin und rockt, und es ist gut, dass wir die Bibel nicht wörtlich genommen haben. Ich plädiere daher für eine nachträgliche Erweiterung des 8. Gebots. Etwa so: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten – es sei denn, du erweist ihm damit etwas Gutes.“
Ich bin sicher, das Gebot war auch ursprünglich so gemeint. Es hat bloß irgendwer vergessen, die zweite Satzhälfte zu protokollieren. Oder die Steintafel war zu klein oder Moses ist beim Abstieg vom Berg Sinai ein Stück davon abgebrochen und er hat das Malheur lieber für sich behalten.
Trotzdem stellt sich jetzt die Frage: Warum sollte ein Autor lügen können? Ganz einfach: Er hätte sonst nichts zu erzählen. Jedenfalls nicht viel. Gerade mal die Wahrheit, und das wär’s dann auch schon gewesen.
Ich riskiere mal eine steile These: Würde man nur die Wahrheit aufschreiben, existierte überhaupt nur ein einziges Buch auf dieser Welt – und, ganz ehrlich, die Bibel wäre es vermutlich nicht. Niemand würde dieses einzige „Buch der Wahrheit“ lesen wollen. Und wenn, dann bestimmt kein zweites Mal. Es wäre langweilig.
Die Wahrheit ist eindimensional. Man kann sie glauben oder nicht. Der Lügner hingegen erzählt – und schreibt – vielschichtiger und interessanter. Er lockt uns heraus aus nüchternster Realität und hinein ins bunte Reich der Fantasie. Das funktioniert am überzeugendsten, wenn man seine Geschichte an Tatsachen anknüpft – also Wirkliches mit Fantasie verbindet. Damit ist nicht nur die Fantasie des Dichters gemeint. Denn auch die individuelle Fantasie jedes einzelnen Lesers wird die Wirkung einer Geschichte befeuern.
Beispiel gefällig?
Machen wir ein kleines Experiment:
Die Türen schlossen sich bereits, als sich Müller noch im letzten Moment in den Bus drückte. Geschafft, dachte er – da ließ ihn der plötzliche Ruck des anfahrenden Gefährts unkontrolliert durch den Gang taumeln, bis ihn eine jähe Rechtskurve endgültig aus dem Gleichgewicht brachte. Müller fiel weich in einen Duft, der ihn sofort an einen ganz bestimmten Sommertag erinnerte. Und als er aufsah, blickte er in ein unvergleichliches Augenpaar, das er ebenfalls nie vergessen hatte.
Wie es ist, es gerade noch in den Bus geschafft zu haben – das Gefühl kennt jeder. Ebenso das hilflose Taumeln, wenn der Bus schon losfährt und man es noch nicht bis zum rettenden Sitzplatz geschafft hat. Das ist die Tatsache, und schon ist der Leser in das Buch eingetaucht. Und nun wachsen der Fantasie Flügel.
Lesen Sie spaßeshalber mal die kursiv gedruckte Szene mit Müller im Bus jemandem laut vor. Dann fragen Sie Ihren Zuhörer: „Welche Farbe haben die Augen, in die Müller blickt?“ Die meisten Menschen werden eine Augenfarbe benennen, an die sie selbst gerade gedacht haben. Man kann sie dann bitten, diese Person, auf die der Herr Müller gestürzt ist, weiter zu beschreiben: Ihre Figur, die Haare, ihr Parfüm.
Man wird Ihnen höchstwahrscheinlich eine Frau beschreiben.
Und dann erkundigen Sie sich bei Ihrem Kandidaten, wieso er (oder sie) so sicher sei, dass es sich bei der Person aus dem Beispiel überhaupt um eine Frau handelt? Lesen Sie den Kursiv-Absatz noch einmal vor. Müller könnte ebenso gut auf einem Mann gelandet sein, warum auch nicht? Oder vor einem Dackel, wäre auch möglich. Ihr Kandidat hätte jedoch lieber eine Frau gesehen (vermutlich eine, der er/sie gern selbst mal in den Schoß fallen würde), also ist es eine.
Diese Dynamik zwischen der Fantasie des Autors und der seiner Leser ist so alt wie die Schrift selbst. Als sumerische Staatsbedienstete die ersten Piktogramme in Tontafeln ritzten, war den Empfängern der Botschaft sicher nicht immer ganz klar, wie die Nachricht wirklich gemeint war. Sumerische „Autoren“ verwendeten beispielsweise das Symbol eines Pfeils (wurde phonetisch „ti“ ausgesprochen) auch, um den Begriff „Leben“ darzustellen (der ebenfalls „ti“ gesprochen wurde). Das kann beim Lesen Verwechslungen provozieren. Vielleicht findet man es aber auch besonders schlüssig, das Leben mit einem Pfeil zu vergleichen: Der fliegt nur in eine Richtung, steigt auf in die Höhe, fällt am Ende wieder zu Boden und längst nicht jeder Schuss ist ein Treffer – jawohl, so ist das Leben …
Halten wir fest: Kaum verlässt der Autor den Boden der Tatsachen, beginnt auch des Lesers Fantasie zu arbeiten. Und Fantasie erweitert den Horizont. Wieso sollte das eine Sünde sein?
Sie wissen nun also, dass Sie für Ihren Roman, das Drehbuch, das Gedicht, den Songtext oder die Kurzgeschichte einerseits Fakten recherchieren müssen (siehe 1. Schreibregel), andererseits das Werk durch frei erfundene Szenarien, Personen, Ereignisse zu Ihrer persönlichen Schöpfung machen sollten. Wahrheit und Lüge, auf die richtige Mischung kommt es an.
Oder, wie es der amerikanische Schriftsteller Mark Twain formulierte: „Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann.“ Jetzt wissen Sie auch, wie „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“ komponiert wurden.
Lassen Sie sich in Ihrer Kreativität nicht von schnöden Tatsachen oder der – oft nur vermeintlichen – Wahrheit ausbremsen. Klar, im „richtigen Leben“ werden Sie vermutlich kein Fußballprofi mehr, surfen niemals vor Hawaii und bahnen sich nicht mit der Machete den Weg durch den Urwald bis hin zum sagenhaften Inka-Schatz. Sie küssen keinen Filmstar, fliegen keinen Jet und retten nicht die Welt.
Aber schreiben dürfen Sie das allemal.
Das behaupte nicht bloß ich. Überlassen wir daher das Schlusswort in dieser Angelegenheit dem vielleicht versiertesten Experten der geflunkerten Erzählweise. Jemandem, der seine etlichen Millionen Leser über Generationen hinweg höchst erfolgreich in seinen Bann schlug. Und ihnen durch die Lektüre seiner Bücher glaubhaft das Gefühl vermittelte, der Autor sei wirklich als Old Shatterhand zusammen mit Winnetou durch die Prärie getrabt oder an der Seite Hadschi Halef Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarahs durchs Land der Skipetaren geritten. Dieser Autor lügt so überzeugend, dass ich eben den vollständigen Namen Hadschi Halefs sogar noch aufzuschreiben vermochte, ohne nachzuschlagen oder Google zu befragen.
Sie haben es längst erraten: Es geht um Karl May. Und was sagte der zu unserem Thema? Nur das: „Erzähle nicht die Wahrheit, solange dir etwas Interessanteres einfällt.“
Und dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

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Autorenportrait von Jan Schröter
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