Herzlich willkommen!
Sie schreiben ein Buch oder ein Theaterstück? Sie arbeiten an einem Drehbuch oder an einer Kurzgeschichte? Glückwunsch! Schreiben ist eines der schönsten Dinge der Welt! Aber es ist auch eine der einsamsten und schwierigsten Beschäftigungen, wenn man alleine vor seinem Text sitzt, ohne Hilfe, ohne Unterstützung.Das will Tatort-Schreibtisch ändern!
Von den Profis lernen – das ist die Logline unserer Autoreninitiative. Erfahrene und erfolgreiche Schreib-Profis berichten auf dieser Webseite von ihrer Arbeit und verraten Ihnen Tipps und Tricks, mit denen Sie auf dem Buchmarkt oder im Drehbuchgeschäft erfolgreich sind.
Das Herz unserer Initiative ist das Autorenpaten-Programm. Hier bieten Ihnen über 40 renommierte und professionell schreibende Autorinnen und Autoren an, Sie und Ihr Schreibprojekt mit ihrem Wissen und ihrem Rat zu begleiten.
Mit unserem Autorenpaten-Programm sind wir Partner des innovativen Verlagsprojektes Woobooks. Alle Manukripte, für die bei einem unserer Autorenpaten und -patinnen eine Manuskripteinschätzung gebucht wurde, haben die Chance auf eine Verlagsveröffentlichung.
In unserer Rubrik "Tatort -Schreibtisch: Ausgezeichnet!" präsentieren wir preisgekrönte oder preisnominierte Kurzgeschichten, die den jeweiligen Autoren große Beachtung verschafft haben - zum Nachlesen und zum Mut machen.
Ergänzt wird unsere Seite durch verschiedene Rubriken: zum Beispiel die "Frage der Woche", die "Schreibregel der Woche" oder auch der "Tatort der Woche", in der bekannte Autoren ihren Arbeitsplatz vorstellen.
In der Rubrik Über Tatort-Schreibtisch erklären wir kurz, wie die Webseite funktioniert, in der Rubrik FAQ beantworten wir alle Fragen zu unserem Autorenpaten-Programm.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr
Markus Stromiedel

Markus Stromiedel ist Autor und Drehbuchautor und Initiator von "Tatort-Schreibtisch"
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Profiautoren als Ratgeber
Es gibt folgende Autorenpaten-Programme:
Was Sie schon immer fragen wollten
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin telefoniert mit Ihnen und gibt Ihnen Antworten auf Ihre Fragen zu Verlagen, zur Buchbranche, zur Kino- und Fernsehlandschaft oder der Theaterwelt.
Einschätzung Ihres Textes / Buches / Drehbuches
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest und analysiert Ihr Manuskript und schreibt für Sie auf, was gelungen ist und wo Ihr Text noch Arbeit braucht. Da Ihr Autorenpate fachlich erfahren und nur Ihnen verpflichtet ist, werden Sie eine sowohl genaue als auch offene Einschätzung bekommen. Auf Wunsch können Sie danach mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Manuskript sprechen und sich Rat einholen, wie Sie Ihren Text verbessern können.
Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agenturbewerbung
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest Ihr Exposé und sichtet Ihre Bewerbungsunterlagen und gibt Ihnen anschließend schriftlich eine genaue Rückmeldung, an welchen Punkten Sie noch arbeiten müssen, damit ihre Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur Erfolgschancen hat. Auf Wunsch können Sie anschließend mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Exposé und die Bewerbung sprechen und Antworten auf Ihre Fragen bekommen.
Individuelles Patenprogramm
Bei einigen der Autorenpaten haben Sie die Möglichkeit, ein individuelles Coaching zu buchen. Hier geht der Autorenpate tiefergehend auf Sie und Ihre Probleme beim Schreiben ein und versucht, Ihnen Wege und Tricks aufzuzeigen, sich und Ihren Stil noch weiter zu verbessern. Auf Wunsch begleitet Ihr Autorenpate Sie während Ihrer Bucharbeit.
FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Autorenpaten-Programm
Das Programm und die Preise im Detail
Das sind die Autorenpaten
Manuskript für das Autorenpatenprogramm einreichen
Hilfe durch das Autorenpaten-Programm
Im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch haben Sie die Möglichkeit, sich für Ihr aktuelles Schreibprojekt eine professionelle Autorin oder einen erfolgreichen Autor als Ratgeber an Ihre Seite zu holen. Das Angebot reicht vom Info-Gespräch über die fachliche Einschätzung Ihres Manuskriptes bis zur Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agentur-Bewerbung. Alle Autorenpaten sind erfahrene Schreib-Profis, die ihre Texte erfolgreich in Verlagen veröffentlichen, häufig preisgekrönt sind und z.T. auch als Dozenten lehren. Tatort-Schreibtisch ist Partner von Woobooks.Es gibt folgende Autorenpaten-Programme:
Was Sie schon immer fragen wollten
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin telefoniert mit Ihnen und gibt Ihnen Antworten auf Ihre Fragen zu Verlagen, zur Buchbranche, zur Kino- und Fernsehlandschaft oder der Theaterwelt.
Einschätzung Ihres Textes / Buches / Drehbuches
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest und analysiert Ihr Manuskript und schreibt für Sie auf, was gelungen ist und wo Ihr Text noch Arbeit braucht. Da Ihr Autorenpate fachlich erfahren und nur Ihnen verpflichtet ist, werden Sie eine sowohl genaue als auch offene Einschätzung bekommen. Auf Wunsch können Sie danach mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Manuskript sprechen und sich Rat einholen, wie Sie Ihren Text verbessern können.
Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agenturbewerbung
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest Ihr Exposé und sichtet Ihre Bewerbungsunterlagen und gibt Ihnen anschließend schriftlich eine genaue Rückmeldung, an welchen Punkten Sie noch arbeiten müssen, damit ihre Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur Erfolgschancen hat. Auf Wunsch können Sie anschließend mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Exposé und die Bewerbung sprechen und Antworten auf Ihre Fragen bekommen.
Individuelles Patenprogramm
Bei einigen der Autorenpaten haben Sie die Möglichkeit, ein individuelles Coaching zu buchen. Hier geht der Autorenpate tiefergehend auf Sie und Ihre Probleme beim Schreiben ein und versucht, Ihnen Wege und Tricks aufzuzeigen, sich und Ihren Stil noch weiter zu verbessern. Auf Wunsch begleitet Ihr Autorenpate Sie während Ihrer Bucharbeit.
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Autorenpate der Woche
Sein Debüt als Drehbuchautor war ein "Tatort", sein Debüt als Prosaautor wurde im Kino beworben...
Markus Stromiedel
Autorenpate für Prosa, Drehbuch und SachbuchSein Debüt als Drehbuchautor war ein "Tatort", sein Debüt als Prosaautor wurde im Kino beworben...
Wenn Markus Stromiedel eine Sache anpackt, dann mit
voller Energie. Der gelernte Journalist und Filmwissenschaftler war
zunächst Chefdramaturg bei der Bavaria Film und Writing-Producer bei der
Columbia TriStar, bevor sein erstes Drehbuch verfilmt wurde und zum
erfolgreichsten Film des Jahres avancierte. Bald gehörte Markus
Stromiedel zu den meistgesehenen Drehbuchautoren Deutschlands. Auch als
Prosaautor ist er mit seinen politschen Thrillern und Krimis
erfolgreich. Markus Stromiedel leitete den ersten Writers-Room für
Prosa, gründete den Kick-Verlag sowie das Leseförderprojekt "Kopf-Kick"
und rief das Autorenprojekt "Tatort Schreibtisch" ins Leben.
Markus Stromiedel ist einer der Paten im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch.
Bibliographie (Auswahl):
Drehbuch:
Tatort "Einmal täglich", BR
Tatort "Hexentanz", NDR
Stahlnetz "PSI", ARD
"Der Staatsanwalt", ZDF
"Tausendmal berührt", ZDF
"Harte Kerle", ZDF
Außerdem Autor zahlreicher Fernsehfilme sowie Reihen- und Serienfolgen für ARD, ZDF, SAT1 und RTL, zum Teil mit Co-Autoren, dazu Serienentwicklung und Headautor im Writers-Room. Drehbuch-Preis der Filmstiftung NRW für "Requiem".
Prosa:
Zwillingsspiel, Knaur
Feuertaufe, Knaur
Nachtfrost, Knaur
Die Kuppel, Droemer
Zone 5, Droemer
Der Torwächter, Kick Verlag
Nominierung als bester Science-Fiction-Roman des Jahres für "Die Kuppel"
Sachbuch
Autoren, traut euch!, Kick Verlag
zum Autorenpaten-Programm
Autorenfoto: Jörg Schwalfenberg
Markus Stromiedel ist einer der Paten im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch.
Bibliographie (Auswahl):
Drehbuch:
Tatort "Einmal täglich", BR
Tatort "Hexentanz", NDR
Stahlnetz "PSI", ARD
"Der Staatsanwalt", ZDF
"Tausendmal berührt", ZDF
"Harte Kerle", ZDF
Außerdem Autor zahlreicher Fernsehfilme sowie Reihen- und Serienfolgen für ARD, ZDF, SAT1 und RTL, zum Teil mit Co-Autoren, dazu Serienentwicklung und Headautor im Writers-Room. Drehbuch-Preis der Filmstiftung NRW für "Requiem".
Prosa:
Zwillingsspiel, Knaur
Feuertaufe, Knaur
Nachtfrost, Knaur
Die Kuppel, Droemer
Zone 5, Droemer
Der Torwächter, Kick Verlag
Nominierung als bester Science-Fiction-Roman des Jahres für "Die Kuppel"
Sachbuch
Autoren, traut euch!, Kick Verlag
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Autorenfoto: Jörg Schwalfenberg
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Tatort der Woche
Da ich oft auf Reisen bin, um auf der Bühne zu stehen oder zu unterrichten, schreibe ich an vielen Orten: in der Bahn, in Hotelzimmern, in Cafés und Restaurants. Aber mein…
Denk-Küche
von Sebastian FuchsDa ich oft auf Reisen bin, um auf der Bühne zu stehen oder zu unterrichten, schreibe ich an vielen Orten: in der Bahn, in Hotelzimmern, in Cafés und Restaurants. Aber mein…
liebster Schreib-Ort ist dieser. Hier entstehen die konzentriertesten Arbeiten. Nach Tagen des Unterwegs-Seins komme ich in meiner Küche wirklich im Denken an.
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Frage der Woche

Das europäische Urheberrecht greift dann, wenn ich nachweisen kann, dass
ich der Urheber eines Werkes bin. Wenn ich mit einer Freundin am Strand
spazierengehe und wir uns zusammen eine Geschichte ausdenken, und ich
schreibe diese Geschichte auf, habe ich das alleinige Urheberrecht an der
Geschichte erworben, denn ich kann durch die Niederschrift nachweisen,
dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt diesen Text geschrieben habe.
Denn:
Ab wann zählt etwas als "veröffentlicht"? Sind meine Texte auf einer Homepage "veröffentlicht" und greift hier das Urheberrecht?
von Markus Stromiedel
Man erwirbt das Urheberrecht immer an einem Werk, also z.B. an einem Text, nicht an der Idee, die ist nicht geschützt. Das wird verständlich, wenn man an die Idee "Mann liebt Frau" denkt, die natürlich unmöglich zu schützen ist ...
Gleiches gilt auch für andere Veröffentlichungen, z.B. auf einer Webseite: Sobald sie physisch vorhanden und öffentlich aufrufbar sind, sind sie - das sagt schon das Wort - "veröffentlich", und man erwirbt damit das Urheberrecht. Auch auf diesen Beitrag, den Sie gerade lesen, erwerbe ich mit seiner Veröffentlichung ein Urheberrecht, das man im Übrigen nicht abgeben oder verkaufen kann: Man überträgt bei einem "Verkauf" eines Manuskriptes zum Beispiel an einen Verlag niemals das Urheberrecht, sonder immer nur einzelne oder alle Nutzungsrechte, etwa das Buchrecht oder das Abdruckrecht, das Übersetzungsrecht, das Recht auf digitale Publikation, usw., die Liste der möglichen Rechte ist lang. Oder man übergibt die Rechte an seinem Text durch einen Klick auf "AGB akzeptieren" automatisch an eine Firma, z. B. an Facebook oder Google, für immer und alle Zeiten, wenn man einen Text dort postet.
Wenn man sich einen Titel für sein Werk ausgedacht hat, erwirbt man das Recht an dem Titel ebenfalls mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. Da viele Verlage oder Selfpublisher gerne VOR der Veröffentlichung schon mit dem Titel werben möchte, wird der Titel vorab veröffentlicht, damit das Urheberrecht gilt, z.B. mit einer Titelschutz-Anzeige in einem Branchen-Fachmagazin.
Ganz wichtig: Im Zweifelsfall - und vor allem im Streitfall - musst du, wenn dir jemand dein Werk geklaut haben sollte, vor Gericht nachweisen, dass dein Urheberrecht verletzt wurde. Das heißt, du musst den Zeitpunkt der Veröffentlichung belegen können, also technisch oder durch vertrauenswürdige Zeugen, die vor Gericht für dich aussagen können. Daher ist eine Dokumentation der Entstehung wichtig. Zeugen reichen aus, dafür ist kein Anwalt nötig. Letztlich entscheidet das Gericht.
Sollte dein Werk benutzt worden sein von jemandem, der damit einen eigenen Text geschaffen hat, dann kann es durchaus sein, dass dein Urheberrecht nicht verletzt worden ist. Hier ist entscheidend, ob etwas Neues entstanden ist; ob dein Werk also durch den Bearbeiter auf eine neue Stufe gehoben wurde, oder ob der Nutzer einfach Teile kopiert und benutzt hat. Auch das muss im Streitfall durch ein Gericht entschieden werden.
Wie immer gilt bei juristischen Hinweisen: Diese Antwort gilt nicht als rechtlich verbindlich, da sich geltendes Recht und die
Rechtssprechung ändern kann. Rechtlich verbindlich ist allein
die Expertise eines Fachanwalts.
Markus Stromiedel schreibt schon seit vielen Jahren als Autor und Drehbuchautor und blickt auf eine Reihe von sehr erfolgreichen Filmen und Büchern zurück. Der "Vater" des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski ist zudem Initiator des Autoren-Projektes "Tatort-Schreibtisch" und gib im Rahmen des Autorenpaten-Programms sein Wissen an ratsuchende Autorinnen und Autoren weiter.
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Anmerkungen? Ergänzungen? Korrekturen?
Markus Stromiedel schreibt schon seit vielen Jahren als Autor und Drehbuchautor und blickt auf eine Reihe von sehr erfolgreichen Filmen und Büchern zurück. Der "Vater" des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski ist zudem Initiator des Autoren-Projektes "Tatort-Schreibtisch" und gib im Rahmen des Autorenpaten-Programms sein Wissen an ratsuchende Autorinnen und Autoren weiter.
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Tatort-Schreibtisch-Buch der Woche
Mischa Bach: "Der Tod ist ein langer trüber Fluss"
Nach einem mutmaßlichen Selbstmordversuch im Rhein weiß Ophelia nicht mehr, wer sie ist. Doch nun kann sie die Toten hören...
Auch der tote Mann, den sie an ihrem neuen Arbeitsplatz in der Bonner
Gerichtsmedizin vorfindet, spricht mit ihr. Ophelia macht sich auf die
Suche nach seiner Geschichte. Es ist eine Reise in eine Vergangenheit,
die mehr mit ihr zu tun hat, als sie ahnt ...
Eine bewegende literarische Novelle, dicht und stimmungsvoll geschrieben
Die Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" wurde 2001 mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet und 2005 für den Friedrich-Glauser-Preis in der sparte Debüt nominiert
ISBN 9783946312307
Print-Ausgabe: 9,99 € (A: 10,40 €)
E-Book: 6,99 €
E-Book ohne Anmeldung kaufen

Mischa Bach alias Dr. Michaela Bach lebt in Essen und wurde in Neuwied am Rhein geboren. Die Filmwissenschaftlerin, (Drehbuch-)Autorin, Journalistin, Übersetzerin und Dozentin handelt nach dem Motto "Besser gut erfunden als schlecht erinnert". Im Fall dieser rund 110 Seiten langen Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" – ihr Debut als Krimi-Autorin – mit großem Erfolg. Bis heute hat Mischa Bach zahlreiche Romane, Theaterstücke und Fernsehdrehbücher geschrieben und gib nun ihr Wissen und ihre Erfahrung als Dozentin und Dramturgin weiter.
LESEPROBE
Ich liebe den Fluss. Vater Rhein nennen ihn manche, und die Touristen sind ganz verliebt in seine Schiffe und seine Ufer, seine Weinbaugebiete und seine Burgen. Aber das ist es nicht. Ich liebe den Fluss wegen der Geschichten, die er zu mir bringt, selbst, wenn die meisten davon alles andere als schön sind. Ophelia nennen mich meine Kollegen, denn es sind die Geschichten seiner Toten.
Bald werde ich nicht mehr den leisen Stimmen lauschen können, die sich zu Erzählungen jenseits der weiß-grün-stahlfarbenen, sauberen Welt der Gerichtsmedizin verweben. Ich hatte in der Zeitung gelesen, die Regierung wolle unser Institut wie auch einige andere schließen. Zu teuer hieß es offiziell, aber ich denke, niemand will die Geschichten der Toten hören. Und ich, die ich vor über einem Jahr im Fluss meine eigene Geschichte verloren hatte, ich wäre dann noch einsamer in der eigenartigen Schwärze, dem Nichts meines Gedächtnisses. Zugleich schien es passend, nach der Schließung nicht mehr zu wissen, was aus mir wird. Denn nicht zu wissen, was gewesen war, meine Amnesie, war für mich ein zweites Zuhause geworden. Das war gut so, auch wenn es weder Polizei noch Ärzte begriffen: Man hatte mich aus dem Fluss gezogen, ein Selbstmordversuch hieß es. Dafür hatte es sicher gute Gründe gegeben – es war also folgerichtig, sich nicht zu erinnern. Die Frau, die es mal gegeben haben musste, die Frau ohne Namen, die in keinem Vermisstenregister auftauchte, die Frau, die sterben wollte, war tatsächlich tot. An ihrer Stelle gab es mich, Ophelia, die sonderbare Helferin in der Bonner Gerichtsmedizin, Ophelia, die Schweigende, die die Stimmen der Toten hört, die der Fluss ihr bringt. Oder doch bis jetzt gehört hatte …
Plötzlich hört das Schaukeln auf. Kein wiegendes Wasser mehr, und das Wirbeln der Schiffsschrauben wird zu rhythmischem Scheuern auf einer Kiesbank. Dann, nach einer unbestimmten, unbestimmbaren Weile wiederum Bewegung, Geräusche, wirr, verwirrend, ich bin dem Fluss entrissen!
Ich war allein im Institut, als sie ihn mir brachten; ich bin immer die erste, die kommt, und die letzte, die geht. Der junge Mann konnte nicht lange im Wasser gelegen haben, sein Körper war noch nicht bis an seine Grenzen aufgequollen. Im Gegenteil, er sah aus, als wäre er eben erst in der Badewanne eingeschlafen.
Ich füllte die Papiere für die Überstellung aus – alle Flussleichen kommen hierher. Schließlich erleiden die wenigsten einen Herzinfarkt oder dergleichen, während sie am Ufer stehen, und fallen danach unbemerkt und ohne dass sie jemand vermisst ins Wasser. Eine natürliche Todesursache ist da selten, und selbst bei Unfällen und Selbsttötungen gibt es zu viele offene Fragen. Ich informierte die diensthabende Gerichtsmedizinerin über unseren morgendlichen Gast, dann setzte ich mich zu ihm und betrachtete ihn lange.
Der Fluss hatte ihn sich früh geholt, er war vielleicht Mitte zwanzig, das Alter, auf das sie mich schätzten. Seine feuchte Haut war blass, schon beinahe bleich. Er hatte schwarzes, kurzes Haar mit ein paar langen, blauen Strähnen, die ihm im Gesicht klebten. Vorsichtig schob ich sie beiseite und sah seine Augen, die dunkel und warm gewesen sein mussten. Jetzt hatten sie den eigenartig wissenden Ausdruck derjenigen, die ihren Tod in aller Klarheit gesehen haben. Sein Lächeln dagegen war kaum als solches zu erkennen. Jedenfalls war es kein Lächeln, das ich je auf dem Gesicht eines Lebenden gesehen hatte. Manchmal sah ich dieses seltsam-wissende Lächeln, wenn mich mein Spiegelbild im Vorübergehen in einer der blank geputzten Flächen des Instituts erwischte. Manchmal sahen es auch die Kollegen, sie zuckten dann zurück und versuchten, das Schaudern mit einem Witz abzutun:
»Vielleicht hättest du dich lieber Mona Lisa nennen sollen«, sagten sie dann manchmal, und ich wusste nie, ließ das Erschrecken sie jedes Mal vergessen, dass sie diesen Satz und den folgenden bereits wiederholt geäußert hatten? Denn wie die Flut auf die Ebbe, so folgte unweigerlich der Zusatz:
»La Gioconda, die ihr eigenes Geheimnis vergessen hat, das wär doch was!«
Damit stellten sie, zumeist lachend, für sich den Normalzustand der Dinge wieder her. Ich lachte meist höflich mit und schüttelte innerlich doch den Kopf. Es waren die Brüche, Momente wie diese, die mir klarmachten, wenn ich schon einen Namen haben musste, dann Ophelia – Ophelia, die, zurückgewiesen von Hamlet, isoliert durch seinen Wahn, den Tod im Wasser sucht und findet. Mich hatte der Tod zwar nicht gewollt, dafür war es, als hätte mir der Fluss zum Abschied das Totenlächeln geschenkt.
Autorenfoto: Stephan von Kobloch
Eine bewegende literarische Novelle, dicht und stimmungsvoll geschrieben
Die Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" wurde 2001 mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet und 2005 für den Friedrich-Glauser-Preis in der sparte Debüt nominiert
ISBN 9783946312307
Print-Ausgabe: 9,99 € (A: 10,40 €)
E-Book: 6,99 €
Buch kostenlos lesen
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Mischa Bach alias Dr. Michaela Bach lebt in Essen und wurde in Neuwied am Rhein geboren. Die Filmwissenschaftlerin, (Drehbuch-)Autorin, Journalistin, Übersetzerin und Dozentin handelt nach dem Motto "Besser gut erfunden als schlecht erinnert". Im Fall dieser rund 110 Seiten langen Kriminalnovelle "Der Tod ist ein langer trüber Fluss" – ihr Debut als Krimi-Autorin – mit großem Erfolg. Bis heute hat Mischa Bach zahlreiche Romane, Theaterstücke und Fernsehdrehbücher geschrieben und gib nun ihr Wissen und ihre Erfahrung als Dozentin und Dramturgin weiter.
LESEPROBE
Ich liebe den Fluss. Vater Rhein nennen ihn manche, und die Touristen sind ganz verliebt in seine Schiffe und seine Ufer, seine Weinbaugebiete und seine Burgen. Aber das ist es nicht. Ich liebe den Fluss wegen der Geschichten, die er zu mir bringt, selbst, wenn die meisten davon alles andere als schön sind. Ophelia nennen mich meine Kollegen, denn es sind die Geschichten seiner Toten.
Bald werde ich nicht mehr den leisen Stimmen lauschen können, die sich zu Erzählungen jenseits der weiß-grün-stahlfarbenen, sauberen Welt der Gerichtsmedizin verweben. Ich hatte in der Zeitung gelesen, die Regierung wolle unser Institut wie auch einige andere schließen. Zu teuer hieß es offiziell, aber ich denke, niemand will die Geschichten der Toten hören. Und ich, die ich vor über einem Jahr im Fluss meine eigene Geschichte verloren hatte, ich wäre dann noch einsamer in der eigenartigen Schwärze, dem Nichts meines Gedächtnisses. Zugleich schien es passend, nach der Schließung nicht mehr zu wissen, was aus mir wird. Denn nicht zu wissen, was gewesen war, meine Amnesie, war für mich ein zweites Zuhause geworden. Das war gut so, auch wenn es weder Polizei noch Ärzte begriffen: Man hatte mich aus dem Fluss gezogen, ein Selbstmordversuch hieß es. Dafür hatte es sicher gute Gründe gegeben – es war also folgerichtig, sich nicht zu erinnern. Die Frau, die es mal gegeben haben musste, die Frau ohne Namen, die in keinem Vermisstenregister auftauchte, die Frau, die sterben wollte, war tatsächlich tot. An ihrer Stelle gab es mich, Ophelia, die sonderbare Helferin in der Bonner Gerichtsmedizin, Ophelia, die Schweigende, die die Stimmen der Toten hört, die der Fluss ihr bringt. Oder doch bis jetzt gehört hatte …
Plötzlich hört das Schaukeln auf. Kein wiegendes Wasser mehr, und das Wirbeln der Schiffsschrauben wird zu rhythmischem Scheuern auf einer Kiesbank. Dann, nach einer unbestimmten, unbestimmbaren Weile wiederum Bewegung, Geräusche, wirr, verwirrend, ich bin dem Fluss entrissen!
Ich war allein im Institut, als sie ihn mir brachten; ich bin immer die erste, die kommt, und die letzte, die geht. Der junge Mann konnte nicht lange im Wasser gelegen haben, sein Körper war noch nicht bis an seine Grenzen aufgequollen. Im Gegenteil, er sah aus, als wäre er eben erst in der Badewanne eingeschlafen.
Ich füllte die Papiere für die Überstellung aus – alle Flussleichen kommen hierher. Schließlich erleiden die wenigsten einen Herzinfarkt oder dergleichen, während sie am Ufer stehen, und fallen danach unbemerkt und ohne dass sie jemand vermisst ins Wasser. Eine natürliche Todesursache ist da selten, und selbst bei Unfällen und Selbsttötungen gibt es zu viele offene Fragen. Ich informierte die diensthabende Gerichtsmedizinerin über unseren morgendlichen Gast, dann setzte ich mich zu ihm und betrachtete ihn lange.
Der Fluss hatte ihn sich früh geholt, er war vielleicht Mitte zwanzig, das Alter, auf das sie mich schätzten. Seine feuchte Haut war blass, schon beinahe bleich. Er hatte schwarzes, kurzes Haar mit ein paar langen, blauen Strähnen, die ihm im Gesicht klebten. Vorsichtig schob ich sie beiseite und sah seine Augen, die dunkel und warm gewesen sein mussten. Jetzt hatten sie den eigenartig wissenden Ausdruck derjenigen, die ihren Tod in aller Klarheit gesehen haben. Sein Lächeln dagegen war kaum als solches zu erkennen. Jedenfalls war es kein Lächeln, das ich je auf dem Gesicht eines Lebenden gesehen hatte. Manchmal sah ich dieses seltsam-wissende Lächeln, wenn mich mein Spiegelbild im Vorübergehen in einer der blank geputzten Flächen des Instituts erwischte. Manchmal sahen es auch die Kollegen, sie zuckten dann zurück und versuchten, das Schaudern mit einem Witz abzutun:
»Vielleicht hättest du dich lieber Mona Lisa nennen sollen«, sagten sie dann manchmal, und ich wusste nie, ließ das Erschrecken sie jedes Mal vergessen, dass sie diesen Satz und den folgenden bereits wiederholt geäußert hatten? Denn wie die Flut auf die Ebbe, so folgte unweigerlich der Zusatz:
»La Gioconda, die ihr eigenes Geheimnis vergessen hat, das wär doch was!«
Damit stellten sie, zumeist lachend, für sich den Normalzustand der Dinge wieder her. Ich lachte meist höflich mit und schüttelte innerlich doch den Kopf. Es waren die Brüche, Momente wie diese, die mir klarmachten, wenn ich schon einen Namen haben musste, dann Ophelia – Ophelia, die, zurückgewiesen von Hamlet, isoliert durch seinen Wahn, den Tod im Wasser sucht und findet. Mich hatte der Tod zwar nicht gewollt, dafür war es, als hätte mir der Fluss zum Abschied das Totenlächeln geschenkt.
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Schreibregel der Woche

© Autorenfoto: Hocky Neubert
Als ich mich beruflich vollständig und ausschließlich aufs Schreiben einließ, befand ich mich schon jenseits meines 30. Lebensjahres und war Familienvater. Und da ich weder als Bestsellerautor startete noch über nennenswerte Kapitalreserven verfügte, geriet vor allem das erste Jahr meiner neuen Selbstberufung zum finanziellen Hürdenlauf...
Vor der Verlagswahl Schillers „Glocke“ lesen: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“.
von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Als ich mich beruflich vollständig und ausschließlich aufs Schreiben einließ, befand ich mich schon jenseits meines 30. Lebensjahres und war Familienvater. Und da ich weder als Bestsellerautor startete noch über nennenswerte Kapitalreserven verfügte, geriet vor allem das erste Jahr meiner neuen Selbstberufung zum finanziellen Hürdenlauf...
Ich konnte und kann mit dieser Art Druck ganz gut umgehen (eine Begabung, die für Autorinnen und Autoren noch überlebenswichtiger ist als ein begnadetes Schreibtalent). Aber alles hat seine Grenzen.
Ich war also zu dieser Zeit über jeden Schreiber-Job heilfroh. Auch über jenen, den mir ein Verleger anbot – für ein Honorar, dass meine Familie und mich immerhin einen Monat lang über Wasser halten würde. Es ging um die Überarbeitung einiger nicht ganz so gut gelungener Texte, die dringend für eine bereits terminierte Veröffentlichung benötigt wurden. Dieser Veröffentlichungstermin schien unbedingt eingehalten werden zu müssen, in dieser Hinsicht wirkte der Verleger einigermaßen panisch. Ich kannte ihn kaum. Aber insgesamt wirkte er seriös. Außerdem wusste ich, dass er gerade ein kleines Fotoarchiv aufgekauft hatte. Er schien gut im Geschäft zu sein, folgerte ich daraus. Ich unterschrieb einen Projektvertrag, erhielt eine Kopie davon und legte los.
Ich erledigte die Arbeit im vorgegebenen Zeitlimit, stellte meine Rechnung, doch die Honorarüberweisung blieb aus.
Ach ja, das liebe Geld, seufzte mein Verleger nur, als es mir nach etlichen Fehlversuchen endlich mal gelang, ihn telefonisch zu erreichen. Nun ja, fuhr er fort, so hoch sei die Summe ja nicht, eigentlich könnte ich morgen um 15 Uhr zu ihm kommen und das Honorar in bar abholen. Ich stand zur vereinbarten Zeit vor seiner Tür. Niemand öffnete auf mein Klingeln. Wir telefonierten erneut, es gab weitere Verabredungen zwecks Geldübergabe, sie scheiterten sämtlich. Ich ließ nicht locker – wie auch, das Geld war in meinem bescheidenen Haushalt fest eingeplant und quasi schon ausgegeben – und schaffte es irgendwann tatsächlich, den Verleger vor seiner Wohnung abzufangen und ihm einen Scheck in Höhe des vereinbarten Honorars abzuringen.
Ich eilte frohgemut zur Sparkasse und präsentierte der Mitarbeiterin meines Vertrauens die Beute. Die gute Frau kannte mich und vor allem meine finanzielle Lage schon länger. Sie ließ den Scheck auf dem Tresen liegen, ohne ihn zu berühren, seufzte gequält und atmete tief. Mehr kam erst mal nicht von ihr.
Mein Stimmungsbarometer sackte augenblicklich in den Skalenbereich Sturmwarnung.
„Was ist?“ wollte ich trotzdem wissen.
„Das darf ich Ihnen eigentlich nicht sagen“, wand sie sich. „Aber wenn ich diesen Scheck jetzt annehme, dann muss ich ihn auch buchen …“
„Prima. Deshalb bringe ich ihn ja her.“
„Nur, wenn ich diesen Scheck buche – dann platzt er. Und Sie bekommen Ihr Honorar nicht.“
„Bitte?“
„Ganz unter uns: Ich betreue auch die Konten dieses Herrn. Dieser Scheck ist nicht gedeckt. Stecken Sie den bloß wieder ein. Und sehen Sie zu, wie Sie auf andere Weise zu Ihrem Geld kommen.“
„Wie denn?“
Sie zuckte unglücklich mit den Achseln.
Ich steckte bedrückt das unnütze Papier ein und verließ das Geldinstitut, um daheim meinen Projektvertrag herauszusuchen und von einem Anwalt prüfen zu lassen. Zum Glück sah ich mir den Vertrag vorher noch einmal genau an: Auf meiner Kopie fehlte die Unterschrift des Verlegers.
Ich sah nur noch eine Möglichkeit, an mein Geld zu kommen.
Am Ende einer kurzen, wenngleich keineswegs schmerzlosen Konfrontation mit meinem betrügerischen Auftraggeber bilanzierte ich: eine eingetretene Tür, ein mit schlagenden Argumenten befeuertes Wortgefecht und die Barauszahlung meines Honorars in kleinen Scheinen, ergänzt mit Münzgeld aus einem notgeschlachteten Keramik-Sparschwein. Danach gingen wir auseinander und vermieden es künftig, dass sich unsere Wege kreuzten. Ich weiß also nicht, ob sich der Verleger wegen dieser unrühmlichen Episode schämt oder ob er sich überhaupt noch daran erinnert.
Ich zumindest bin alles andere als stolz darauf.
Egal, wie dringend man Geld benötigt: Verträge sollte man genau studieren, bevor man sie unterzeichnet. Und wenn letzteres geschieht, dann ist peinlichst darauf zu achten, dass der Vertragspartner ebenfalls seine Unterschrift leistet. Das sollte selbstverständlich sein, trotzdem ist mir dieser Fehler unterlaufen. Ihnen passiert das nicht – Sie haben nun von meiner gutgläubigen Dummheit gelesen und werden nicht die gleiche begehen. Abgemacht?
Um jedoch überhaupt einen Vertrag für etwas, das man geschrieben hat, angeboten zu bekommen, muss man erst einmal einen Vertragspartner finden. Einen Buchverlag für Ihren ersten Roman, zum Beispiel.
In Deutschland gibt es über zweitausend Verlage. Allein in Deutschland erscheinen Jahr für Jahr an die neunzigtausend neue Bücher. Darunter sind jede Menge Fach- und Sachbücher, doch auch wenn Sie Romane schreiben sollten, sind Sie nicht konkurrenzlos: Die Zahl der jährlichen Roman-Neuerscheinungen lag hierzulande zuletzt ziemlich stabil knapp über der Marke von vierzehntausend Titeln. Ein Literatur-Junkie, der sich absolut keinen neuen Roman entgehen lassen möchte, müsste also täglich 39 Bücher lesen, um stets am Ball zu bleiben. In Schaltjahren hätte er dann mal einen Tag frei, damit er sich beim Augenarzt eine neue Lesebrille verschreiben lassen kann.
Für die Leser ist die Auswahl an Büchern also riesengroß. Autoren können sich unter vielen Verlagen den zu ihnen passenden wählen. Verlage wiederum suchen sich programmkompatible Autoren aus der Masse zuverlässig nachwachsender Literaten heraus. Doch wie findet man zueinander?
Gute Frage. Große Frage.
Während vieler Jahre verbrachte ich die „Frankfurter Buchmesse“ am Stand eines befreundeten Verlegers. Manchmal schon deswegen, weil er gerade wieder ein neues Buch von mir herausgebracht hatte. Ansonsten aber, weil ich die Atmosphäre am Messestand liebe. Auf der Buchmesse genieße ich die Begegnungen mit den vielen Menschen, die sich professionell oder aus Leidenschaft (meistens beides) mit Literatur beschäftigen. Es sind oft wunderbare, erfreuliche Begegnungen. Leider trifft das nicht auf jede davon zu. Es gibt eine Situation, die jeder kennt, der für einen Verlag am Messestand steht. Eine Situation, die so gut wie immer allen Beteiligten peinlich ist und die eigentlich nie zu etwas führt. Nämlich folgende:
Vorsichtig pirscht sich JEMAND an den Messestand heran und nimmt Witterung auf. Mit dem Blick eines scheuen Rehs äugt JEMAND in alle Richtungen, taxiert die anderen Besucher, vor allem das Verlagspersonal am Stand. Um zunächst bloß nicht angesprochen zu werden, nimmt JEMAND nacheinander sämtliche am Stand ausgelegten Verlagstitel zur Hand und heuchelt inniges Interesse daran – selbst an dem abseitigen, völlig unverkäuflichen und lediglich aufgrund eines erheblichen Druckkostenzuschusses produziertem Buch über Quantenphysik, verfasst in unverständlichstem Fachchinesisch und nur deshalb hier präsent, weil leider versehentlich vom Verlagspraktikanten in die Messekiste gepackt.
JEMAND wartet geduldig den Moment ab, bis möglichst alle anderen Besucher weitergezogen sind und die nächsten noch am Nachbarstand herumlungern. Dann nimmt er einen längst von ihm angepeilten VERLAGSMITARBEITER aufs Korn.
JEMAND: „Arbeiten Sie hier?“
VERLAGSMITARBEITER: „Ja.“
JEMAND: „Schöne Bücher.“
VERLAGSMITARBEITER: „Danke.“
JEMAND: „Sind ein paar feine Romane dabei.“
VERLAGSMITARBEITER: Nickt nur ergeben, denn er weiß, was nun kommt.
JEMAND: „Wissen Sie, ich schreibe ja auch…“
VERLAGSMITARBEITER: Hat es längst geahnt und sagt nichts.
JEMAND: „Eigentlich bin ich hier auf der Messe, um einen Verlag zu finden, der mein Werk herausbringt.“
VERLAGSMITARBEITER denkt: Warum immer ich? – erkundigt sich trotzdem artig: „Um was geht es denn darin genau?“
JEMAND: „Das ist nicht so ganz einfach zu erklären. Aber ich hab’s dabei…“
Schon zieht JEMAND eifrig ein 600-Seiten-Skript aus Rucksack / Tasche / Plastiktüte. Wahnsinnsgeschichte, das sagen alle. Freunde / Verwandte / Nachbarn wären einhellig der Meinung, da könnte man glatt ein Buch draus machen. JEMAND redet und redet. Zunehmend Verzweiflung im Blick, die ganze Gestalt macht „Bittebitte“ – bis der VERLAGSMITARBEITER dem Anliegen mit wohltrainierter Standardformulierung die Absage erteilt. Hier sind drei der beliebtesten:
„So etwas entscheidet mein Chef, der ist aber nicht auf der Messe.“
„Ihr Roman ist sicher großartig. Leider wollen wir unser Verlagsprogramm demnächst auf Kochbücher umstellen.“
Und, je nach Verlagsgröße, entweder: „Wir sind nur ein kleiner Regionalverlag. Ihr Werk gehört unbedingt in einen großen Publikumsverlag. Die finden Sie sämtlich in der Halle XY.“
Oder: „Wir sind ein großer Publikumsverlag. Da geht Ihr Werk im Morast des Mainstreams verloren. Was Sie brauchen, ist ein kleiner, feiner Regionalverlag – finden Sie in der Halle YX.“
JEMAND zieht geschlagen von dannen, VERLAGSMITARBEITER atmet diskret auf.
Vielleicht ist jetzt leider der Literaturwelt ein Mensch abhandengekommen, der grandios gut schreiben kann. Und ein Verlag hat sich um die Chance gebracht, dessen bahnbrechendes Werk zu veröffentlichen, damit den Kassenschlager des Jahres zu liefern und endlich groß herauszukommen. Wahrscheinlich ist das nicht, aber man weiß es ja nie.
Bevor Sie also Ihren frisch vollendeten Roman an sämtlichen Ständen einer Buchmesse oder überhaupt jedem Verlag anbieten, dessen Adresse sich irgendwo recherchieren lässt, sollten Sie einige strategische Überlegungen anstellen.
Zuallererst diese: Für Autoren auf Verlagssuche gilt Ähnliches wie für Flirtwillige auf einer Dating-App. Wer sich wahllos überall anbietet, kriegt entweder gar keine(n) ab – oder eine(n), den man eigentlich nicht haben will. Man benötigt also bei der Verlagssuche (genau wie bei der Dating-App) vorab ein paar Anforderungs- und Ausschlusskriterien, um den Kandidatenkreis überschaubarer zu gestalten.
Beginnen wir bei Ihrem Produkt. Bevor Sie Ihren Roman anbieten, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, was Sie da zu Markte tragen. Angesichts der vierzehntausend jährlichen Roman-Neuerscheinungen deutschlandweit (plus der sicher noch ungleich höheren Dunkelziffer jener Romane, die hoffnungsvoll geschrieben, aber niemals auf dem Buchmarkt erscheinen), werden potentielle Verleger immer die Frage stellen, um was es in Ihrem Werk eigentlich geht. Und zwar, bevor sie sich die Mühe machen, die vorgelegten 600 Seiten (oder wie viele es auch immer sein mögen) selbst zu lesen oder von Verlagsmitarbeitern lesen zu lassen.
Ihre Antwort sollte dann möglichst überzeugend ausfallen. „Ein Mann, eine Frau, viel Hin und Her in der Liebe, aber am Ende wird alles gut“, eine solche Beschreibung trifft auf etliche Geschichten zu, ohne das Besondere der Ihren herauszustellen. Brechen Sie den Kern Ihrer Erzählung, die Konflikte Ihrer Hauptfiguren auf wenige, aussagekräftige Sätze herunter. Schreiben Sie diese Sätze auf, denn Sie werden sie brauchen: In jedem Anschreiben auf der Verlagssuche. Auch später, wenn Sie mit Veranstaltern kommunizieren, um Autorenlesungen zu vereinbaren. Oder mit Journalisten, die darüber berichten sollen, aber leider Ihren Roman vorher nicht lesen werden und deshalb über dessen Inhalt allzu leicht Unsinn verbreiten, sofern Sie ihnen nicht mit einem griffigen Kurztext eine gut verständliche Steilvorlage liefern. Lernen Sie diesen Kurztext getrost auswendig, dann haben Sie diese hilfreichen Formulierungen notfalls auch im Gespräch parat.
Weiterer Vorteil dieses Kurztextes: Sie wissen allerspätestens jetzt auch selber, was eigentlich das Besondere an Ihrem Roman ist. Das hilft Ihnen, den Kreis Ihrer potentiellen Verlagspartner enger zu ziehen.
Recherchieren Sie, welche Verlage Bücher im Programm haben, die thematisch nah an Ihrem Werk liegen. Vielleicht gibt es Autorinnen oder Autoren, mit denen Sie sich stilistisch wahlverwandt fühlen – dann schauen Sie, in welchem Verlagshaus diese Leute veröffentlichen. Erweitern Sie beim Besuch möglichst vieler Buchhandlungen Ihren Horizont über das Angebot auf dem Literaturfeld, das Sie selbst beackern möchten (oder schon beackert haben, falls Ihr Roman bereits geschrieben ist). Passionierte Online-Shopper und E-Book-User mögen das für Altmodisch halten. Es gibt jedoch genug Leser, die nach wie vor Wert auf Gedrucktes und Gebundenes legen, was sich in die Hand nehmen lässt. Und der Wert guter Verlagsarbeit auf diesem Gebiet lässt sich nicht im Internet, sondern vor allem in der Buchhandlung erfahren: Sind die Verlagstitel hier überhaupt präsent? Wie sind sie handwerklich gestaltet? Von chronischen Cover-Missgriffen bis hin zur sofortauflösenden Buchrücken-Billigstbindung gibt es einiges, was schief laufen kann und was man als Autor gerne wüsste, bevor man sein literarisches Baby in fremde Hände gibt.
Wenn Sie die Verlage, in denen Ihr Werk ein Zuhause finden könnte, eingegrenzt haben, dann versuchen Sie mehr über die Verlagshäuser herauszubekommen. Oder über den Kleinverlag, dessen spezielles Programm perfekt zu ihrem Buch passen würde.
Vermutlich ist jeder froh, für sein Erstlingswerk überhaupt einen Verlagspartner zu finden. Die Frage „großer Verlag“ oder „kleiner Verlag“ ist in dem Fall eher zweitrangig. Sollte man jedoch Ambitionen hegen, mehr als nur ein Buch zu schreiben oder gar eine Karriere als Literatur-Vollprofi anzustreben, stellt sich diese Frage schon. Ich kenne beides aus eigener Erfahrung und fasse hier einige „Für und wider“-Argumente zusammen, die mir wesentlich erscheinen. Entscheiden müssten Sie letztendlich selber. Welche Lösung die Bessere ist, lässt sich nicht eindeutig festlegen.
„Großer Verlag“ – was dafür spricht:
1. Durch das Renommee des etablierten Verlagsnamens wird der Autor automatisch als Profi wahrgenommen – von Kritikern, vom Buchhandel, von den Lesern. Sogar, wenn das Buch gar nicht so super ist.
2. Der „große Verlag“ deckt einen großen Markt ab. Sein Programm ist überall präsent, auch im deutschsprachigen Ausland. Die Stückzahl Ihrer ersten Taschenbuchauflage ist wahrscheinlich fünfstellig. Er verfügt über eine komplette Organisation. Es gibt sogar eine Presseabteilung, die Ihr Buch ankündigt. Und die Sie betreut, falls man Sie zur Prime-Time in die angesagteste TV-Show des Jahres einlädt.
„Großer Verlag“ – was dagegen spricht:
1. Sie mögen sich als Profi fühlen. Aber sofern Sie noch keinen Top-Ten-Kracher in der Bestsellerliste platziert hatten, wird Ihr Werk auf Seite 78 des halbjährlich erscheinenden Verlagsnovitäten-Programms genannt – das war’s dann auch schon. Im zeitbegrenzten Verkaufsgespräch mit den Einkäufern großer Buchhandelsketten kommt der eifrige Verlagsvertreter eher selten so weit, einen „Hinterbänkler-Titel“ besonders zu empfehlen. Er hat ihn übrigens ohnehin nie gelesen. Nicht aus Ignoranz. Die Novitäten-Lektüre kann er zeitlich neben seinem Job gar nicht schaffen.
2. Ihr Buch wird landesweit in den allermeisten Buchhandlungen auf dem Tisch mit den Neuerscheinungen liegen. Höchstwahrscheinlich entdecken Sie dort sogar kleine Stapel Ihres Werkes. Sie platzen vor Stolz. Moment mal: Das soll gegen den „großen Verlag“ sprechen? Warten Sie einen Moment, genau genommen: Warten Sie einen Monat. Dann streben die nächsten neuen Titel dieses Verlages nach Weltruhm. Sofern es der Ihrige während dieser Zeitspanne noch nicht in die Bestsellerliste geschafft hat, werden von dem kleinen Bücherstapel vielleicht ein oder zwei Exemplare in der jeweiligen Buchhandlung verbleiben – der Rest wird an den Verlag zurückgeschickt, um in dessen Lager der Makulatur entgegen zu dämmern. Nach weiteren drei Monaten ohne Bestsellersensation treiben Sie Ihr Buch nicht mal mehr als Einzelstück im Regal auf. Sollte sich bei der nächsten Inventur doch noch eines anfinden, stellt es der Buchhändler in die Grabbelkiste, oder es endet als Altpapier. Immerhin wurden insgesamt vielleicht ein paar tausend Stück verkauft, doch das genügt nicht. Und Sie haben etliche Monate oder gar Jahre daran geschrieben – jedenfalls viel länger, als Ihr schönes Buch überhaupt im Handel lag. So ein Jammer. Ganz ehrlich.
3. Was ist mit der Presseabteilung? Ihr Buch ist erschienen, jetzt müssten doch in allen Blättern die zahlreich angeleierten Rezensionen erscheinen und die Initialzündung zum raketenhaften Aufstieg in die Bestseller-Medaillenränge liefern? Das Problem: Der „große Verlag“ haut Monat für Monat einen Haufen Neuerscheinungen raus. Die Presseabteilung pflegt zwar einen enormen Medien-Verteiler – aber im „Gießkannenprinzip“. Jede Verteileradresse erhält nicht bloß die Information über Ihr Buch, sondern selbstverständlich auch die über die anderen Novitäten des Monats. Und es gibt nicht bloß einen „großen Verlag“, der so arbeitet – fast alle machen es so. Ich habe früher selbst eine Zeit lang Buchneuerscheinungen für eine Zeitung rezensiert. Dieses renommierte Blatt erschien überregional und wöchentlich. In jeder Ausgabe räumte man mir Platz für eine kurze Rezension ein. Vier Bücher pro Monat. Um noch einmal die weiter oben im Text genannten Zahlen heranzuziehen: In Deutschland erscheinen etwa 7500 Buchtitel monatlich, weit mehr als tausend davon sind Romane. Falls Sie nun meinen, damit könnte man die Öffentlichkeit ein klein wenig überfordern, stehen Sie mit dieser Ansicht nicht alleine da. Leider ist es eine Tatsache. Ach ja – das mit der Prime-Time-TV-Show können Sie unter diesen Umständen natürlich sowieso vergessen.
„Kleiner Verlag“ – was dafür spricht:
1. Die persönliche Verbindung. Im Gegensatz zum Großverlag geht die Leitung des „kleinen Verlags“ mit der Entscheidung für Ihr Werk ein viel bedeutenderes Risiko ein. Schließlich geht der Verlag mit den Kosten für Lektorat, Druck, Ausstattung, Werbung und Vertrieb in Vorleistung. Da die Finanzdecke bei den meisten Betrieben dieser Art nicht übermäßig dick ist und es vielleicht nur ein paar Neuerscheinungen pro Jahr gibt, zieht ein gefloppter Titel unter Umständen weitreichende Konsequenzen nach sich. Es ist daher durchaus ein großes Kompliment für einen Autor, wenn sich ein „kleiner Verlag“ für ihn entscheidet. Im Idealfall bekommt das neu produzierte Literatur-Baby so zwei Elternteile. Und jeder, der in diesem Verlag arbeitet – vielleicht nur stundenweise als Minijob – kennt Ihr Buch. Sogar der Verlagsvertreter hat es gelesen. Falls es einen gibt, muss man einschränkend anmerken.
2. Ein „kleiner Verlag“ agiert zwar selten landesweit oder gar international, ist jedoch auf seiner Spielwiese – also in seiner Marktnische und in seiner Region – in der Regel gut vernetzt. Das gilt vor allem für den Buchhandel in seiner Stammregion. Die Erstauflage Ihres Buches liegt zwar vermutlich nur irgendwo zwischen 1000 und 2000 Stück. Es wird weder bei Erscheinen noch danach in jeder Buchhandlung liegen – aber die, die es führen, werden es allein schon aus Verbundenheit zu Ihrem Kleinverlag längerfristig im Laden vorrätig haben. Sind die 2000 Stück abverkauft – selbst wenn es ein, zwei Jahre oder vielleicht länger dauert – druckt der Verlag wahrscheinlich eine Nachauflage. So bleibt Ihr Werk selbst nach Jahren noch im Handel präsent.
3. Ein „kleiner Verlag“ ist meist eine Lokalgröße. Wenn in diesem Hause eine Neuerscheinung angekündigt wird, berichtet vermutlich nicht die Weltpresse – aber die lokalen Medien sind dabei. Und sei es nur, weil der Verleger sonst keine Anzeigen mehr im Käseblatt schaltet.
„Kleiner Verlag“ – was dagegen spricht:
1. Wegen des weitgehend unbekannten Verlagsnamens wird der Autor automatisch als Amateur wahrgenommen – von Kritikern, vom Buchhandel, von den Lesern. Sogar, wenn das Buch ziemlich super ist.
2. Wegen des begrenzten Aktionsradius des „kleinen Verlages“ und der geringen Auflagenhöhe wird Ihr Buch vermutlich nie zum gebührenden Weltruhm gelangen. Zwar gibt es alle Jahrzehnte wieder ein Literaturwunder der Kategorie „Büchlein eines bis dato unbekannten Autors aus Kleinverlag-Produktion fällt einem enorm prominenten Menschen in die Hände – dieser hält es in die Kamera und übermorgen haben es alle“. Es gibt ja auch Leute, die knacken den Jackpot im Lotto. Sie und ich sind allerdings vermutlich nie dabei.
3. Kleine Verlage sind personell übersichtlich ausgestattet. Manchmal bestehen sie lediglich aus einer einzigen Person, nämlich der des Verlegers oder der Verlegerin. Darin liegt ein Teil des Charmes dieser Kleinunternehmen. Allerdings nicht, wenn die Belegschaft in wesentlichen Bereichen länger ausfallen sollte und die Verlagsarbeit brach liegt (im Falle eines Ein-Personen-Unternehmens mal eben gleich zu 100 Prozent) – und das, obwohl man doch als Autor gerade raketenmäßig auf die Medaillenplätze der Bestsellerliste durchstarten wollte. Vielleicht verhebt sich Ihr Verleger auch finanziell an einem anderen Projekt (möglicherweise kauft er ein kleines Fotoarchiv auf) und kann Ihnen Ihr spärliches Honorar nicht zahlen. Kleiner Trost: Sie wissen ja seit dem Eingangsabschnitt dieses Kapitels, was in so einem Fall zu tun ist.
Angesichts dieser Tatsachen setzen manche Autoren lieber gleich auf die Veröffentlichung der eigenen Werke im Selbstverlag. Oder sie verzichten völlig auf Gedrucktes und publizieren ihre Geschichten unschlagbar kostengünstig ausschließlich im Internet – im E-Book-Format, als Selfpublisher. Wirklich erfolgsgekrönt sind beide Verfahren selten. Das konkurrierende Angebot ist in beiden Fällen unüberschaubar riesig. No-Name-Literaten ohne kampferprobte Verlagskomplizen fallen in dieser Masse überhaupt nicht auf – im Falle selbstpublizierter E-Books oft sogar nicht mal für geschenkt, buchstäblich. Spätestens, wenn man für die selbstpublizierte Geschichte einen Verkaufspreis aufruft, der einem halbwegs die Existenz sichern soll, wird die Luft ganz, ganz dünn.
Und Sie wollten sich doch vor allem mit Schreiben beschäftigen, nicht mit Marketingstrategien.
So prüfe, wer sich ewig bindet. Sogar, wenn es nur für die Halbwertzeit eines Buchprojekts ist. Man kann auch prüfen lassen, indem man sich einen Agenten sucht, der die Arbeit der Verlagssuche sowie lästige Vertragsverhandlungen und das fristgerechte Kassieren der Tantiemen abnimmt. Das kostet Autor/in in der Regel 15 Prozent seiner sämtlichen Buch- und/oder Filmeinnahmen, und zwar für alle Zeiten seines eigenen Urheberrechts. Es kann sich trotzdem lohnen.
Aber auch das muss jeder für sich entscheiden.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

Die Mailadresse lautet
Mehr Infos über das Buch "Goldene Schreibregeln"
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Autorenportrait von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Ich war also zu dieser Zeit über jeden Schreiber-Job heilfroh. Auch über jenen, den mir ein Verleger anbot – für ein Honorar, dass meine Familie und mich immerhin einen Monat lang über Wasser halten würde. Es ging um die Überarbeitung einiger nicht ganz so gut gelungener Texte, die dringend für eine bereits terminierte Veröffentlichung benötigt wurden. Dieser Veröffentlichungstermin schien unbedingt eingehalten werden zu müssen, in dieser Hinsicht wirkte der Verleger einigermaßen panisch. Ich kannte ihn kaum. Aber insgesamt wirkte er seriös. Außerdem wusste ich, dass er gerade ein kleines Fotoarchiv aufgekauft hatte. Er schien gut im Geschäft zu sein, folgerte ich daraus. Ich unterschrieb einen Projektvertrag, erhielt eine Kopie davon und legte los.
Ich erledigte die Arbeit im vorgegebenen Zeitlimit, stellte meine Rechnung, doch die Honorarüberweisung blieb aus.
Ach ja, das liebe Geld, seufzte mein Verleger nur, als es mir nach etlichen Fehlversuchen endlich mal gelang, ihn telefonisch zu erreichen. Nun ja, fuhr er fort, so hoch sei die Summe ja nicht, eigentlich könnte ich morgen um 15 Uhr zu ihm kommen und das Honorar in bar abholen. Ich stand zur vereinbarten Zeit vor seiner Tür. Niemand öffnete auf mein Klingeln. Wir telefonierten erneut, es gab weitere Verabredungen zwecks Geldübergabe, sie scheiterten sämtlich. Ich ließ nicht locker – wie auch, das Geld war in meinem bescheidenen Haushalt fest eingeplant und quasi schon ausgegeben – und schaffte es irgendwann tatsächlich, den Verleger vor seiner Wohnung abzufangen und ihm einen Scheck in Höhe des vereinbarten Honorars abzuringen.
Ich eilte frohgemut zur Sparkasse und präsentierte der Mitarbeiterin meines Vertrauens die Beute. Die gute Frau kannte mich und vor allem meine finanzielle Lage schon länger. Sie ließ den Scheck auf dem Tresen liegen, ohne ihn zu berühren, seufzte gequält und atmete tief. Mehr kam erst mal nicht von ihr.
Mein Stimmungsbarometer sackte augenblicklich in den Skalenbereich Sturmwarnung.
„Was ist?“ wollte ich trotzdem wissen.
„Das darf ich Ihnen eigentlich nicht sagen“, wand sie sich. „Aber wenn ich diesen Scheck jetzt annehme, dann muss ich ihn auch buchen …“
„Prima. Deshalb bringe ich ihn ja her.“
„Nur, wenn ich diesen Scheck buche – dann platzt er. Und Sie bekommen Ihr Honorar nicht.“
„Bitte?“
„Ganz unter uns: Ich betreue auch die Konten dieses Herrn. Dieser Scheck ist nicht gedeckt. Stecken Sie den bloß wieder ein. Und sehen Sie zu, wie Sie auf andere Weise zu Ihrem Geld kommen.“
„Wie denn?“
Sie zuckte unglücklich mit den Achseln.
Ich steckte bedrückt das unnütze Papier ein und verließ das Geldinstitut, um daheim meinen Projektvertrag herauszusuchen und von einem Anwalt prüfen zu lassen. Zum Glück sah ich mir den Vertrag vorher noch einmal genau an: Auf meiner Kopie fehlte die Unterschrift des Verlegers.
Ich sah nur noch eine Möglichkeit, an mein Geld zu kommen.
Am Ende einer kurzen, wenngleich keineswegs schmerzlosen Konfrontation mit meinem betrügerischen Auftraggeber bilanzierte ich: eine eingetretene Tür, ein mit schlagenden Argumenten befeuertes Wortgefecht und die Barauszahlung meines Honorars in kleinen Scheinen, ergänzt mit Münzgeld aus einem notgeschlachteten Keramik-Sparschwein. Danach gingen wir auseinander und vermieden es künftig, dass sich unsere Wege kreuzten. Ich weiß also nicht, ob sich der Verleger wegen dieser unrühmlichen Episode schämt oder ob er sich überhaupt noch daran erinnert.
Ich zumindest bin alles andere als stolz darauf.
Egal, wie dringend man Geld benötigt: Verträge sollte man genau studieren, bevor man sie unterzeichnet. Und wenn letzteres geschieht, dann ist peinlichst darauf zu achten, dass der Vertragspartner ebenfalls seine Unterschrift leistet. Das sollte selbstverständlich sein, trotzdem ist mir dieser Fehler unterlaufen. Ihnen passiert das nicht – Sie haben nun von meiner gutgläubigen Dummheit gelesen und werden nicht die gleiche begehen. Abgemacht?
Um jedoch überhaupt einen Vertrag für etwas, das man geschrieben hat, angeboten zu bekommen, muss man erst einmal einen Vertragspartner finden. Einen Buchverlag für Ihren ersten Roman, zum Beispiel.
In Deutschland gibt es über zweitausend Verlage. Allein in Deutschland erscheinen Jahr für Jahr an die neunzigtausend neue Bücher. Darunter sind jede Menge Fach- und Sachbücher, doch auch wenn Sie Romane schreiben sollten, sind Sie nicht konkurrenzlos: Die Zahl der jährlichen Roman-Neuerscheinungen lag hierzulande zuletzt ziemlich stabil knapp über der Marke von vierzehntausend Titeln. Ein Literatur-Junkie, der sich absolut keinen neuen Roman entgehen lassen möchte, müsste also täglich 39 Bücher lesen, um stets am Ball zu bleiben. In Schaltjahren hätte er dann mal einen Tag frei, damit er sich beim Augenarzt eine neue Lesebrille verschreiben lassen kann.
Für die Leser ist die Auswahl an Büchern also riesengroß. Autoren können sich unter vielen Verlagen den zu ihnen passenden wählen. Verlage wiederum suchen sich programmkompatible Autoren aus der Masse zuverlässig nachwachsender Literaten heraus. Doch wie findet man zueinander?
Gute Frage. Große Frage.
Während vieler Jahre verbrachte ich die „Frankfurter Buchmesse“ am Stand eines befreundeten Verlegers. Manchmal schon deswegen, weil er gerade wieder ein neues Buch von mir herausgebracht hatte. Ansonsten aber, weil ich die Atmosphäre am Messestand liebe. Auf der Buchmesse genieße ich die Begegnungen mit den vielen Menschen, die sich professionell oder aus Leidenschaft (meistens beides) mit Literatur beschäftigen. Es sind oft wunderbare, erfreuliche Begegnungen. Leider trifft das nicht auf jede davon zu. Es gibt eine Situation, die jeder kennt, der für einen Verlag am Messestand steht. Eine Situation, die so gut wie immer allen Beteiligten peinlich ist und die eigentlich nie zu etwas führt. Nämlich folgende:
Vorsichtig pirscht sich JEMAND an den Messestand heran und nimmt Witterung auf. Mit dem Blick eines scheuen Rehs äugt JEMAND in alle Richtungen, taxiert die anderen Besucher, vor allem das Verlagspersonal am Stand. Um zunächst bloß nicht angesprochen zu werden, nimmt JEMAND nacheinander sämtliche am Stand ausgelegten Verlagstitel zur Hand und heuchelt inniges Interesse daran – selbst an dem abseitigen, völlig unverkäuflichen und lediglich aufgrund eines erheblichen Druckkostenzuschusses produziertem Buch über Quantenphysik, verfasst in unverständlichstem Fachchinesisch und nur deshalb hier präsent, weil leider versehentlich vom Verlagspraktikanten in die Messekiste gepackt.
JEMAND wartet geduldig den Moment ab, bis möglichst alle anderen Besucher weitergezogen sind und die nächsten noch am Nachbarstand herumlungern. Dann nimmt er einen längst von ihm angepeilten VERLAGSMITARBEITER aufs Korn.
JEMAND: „Arbeiten Sie hier?“
VERLAGSMITARBEITER: „Ja.“
JEMAND: „Schöne Bücher.“
VERLAGSMITARBEITER: „Danke.“
JEMAND: „Sind ein paar feine Romane dabei.“
VERLAGSMITARBEITER: Nickt nur ergeben, denn er weiß, was nun kommt.
JEMAND: „Wissen Sie, ich schreibe ja auch…“
VERLAGSMITARBEITER: Hat es längst geahnt und sagt nichts.
JEMAND: „Eigentlich bin ich hier auf der Messe, um einen Verlag zu finden, der mein Werk herausbringt.“
VERLAGSMITARBEITER denkt: Warum immer ich? – erkundigt sich trotzdem artig: „Um was geht es denn darin genau?“
JEMAND: „Das ist nicht so ganz einfach zu erklären. Aber ich hab’s dabei…“
Schon zieht JEMAND eifrig ein 600-Seiten-Skript aus Rucksack / Tasche / Plastiktüte. Wahnsinnsgeschichte, das sagen alle. Freunde / Verwandte / Nachbarn wären einhellig der Meinung, da könnte man glatt ein Buch draus machen. JEMAND redet und redet. Zunehmend Verzweiflung im Blick, die ganze Gestalt macht „Bittebitte“ – bis der VERLAGSMITARBEITER dem Anliegen mit wohltrainierter Standardformulierung die Absage erteilt. Hier sind drei der beliebtesten:
„So etwas entscheidet mein Chef, der ist aber nicht auf der Messe.“
„Ihr Roman ist sicher großartig. Leider wollen wir unser Verlagsprogramm demnächst auf Kochbücher umstellen.“
Und, je nach Verlagsgröße, entweder: „Wir sind nur ein kleiner Regionalverlag. Ihr Werk gehört unbedingt in einen großen Publikumsverlag. Die finden Sie sämtlich in der Halle XY.“
Oder: „Wir sind ein großer Publikumsverlag. Da geht Ihr Werk im Morast des Mainstreams verloren. Was Sie brauchen, ist ein kleiner, feiner Regionalverlag – finden Sie in der Halle YX.“
JEMAND zieht geschlagen von dannen, VERLAGSMITARBEITER atmet diskret auf.
Vielleicht ist jetzt leider der Literaturwelt ein Mensch abhandengekommen, der grandios gut schreiben kann. Und ein Verlag hat sich um die Chance gebracht, dessen bahnbrechendes Werk zu veröffentlichen, damit den Kassenschlager des Jahres zu liefern und endlich groß herauszukommen. Wahrscheinlich ist das nicht, aber man weiß es ja nie.
Bevor Sie also Ihren frisch vollendeten Roman an sämtlichen Ständen einer Buchmesse oder überhaupt jedem Verlag anbieten, dessen Adresse sich irgendwo recherchieren lässt, sollten Sie einige strategische Überlegungen anstellen.
Zuallererst diese: Für Autoren auf Verlagssuche gilt Ähnliches wie für Flirtwillige auf einer Dating-App. Wer sich wahllos überall anbietet, kriegt entweder gar keine(n) ab – oder eine(n), den man eigentlich nicht haben will. Man benötigt also bei der Verlagssuche (genau wie bei der Dating-App) vorab ein paar Anforderungs- und Ausschlusskriterien, um den Kandidatenkreis überschaubarer zu gestalten.
Beginnen wir bei Ihrem Produkt. Bevor Sie Ihren Roman anbieten, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, was Sie da zu Markte tragen. Angesichts der vierzehntausend jährlichen Roman-Neuerscheinungen deutschlandweit (plus der sicher noch ungleich höheren Dunkelziffer jener Romane, die hoffnungsvoll geschrieben, aber niemals auf dem Buchmarkt erscheinen), werden potentielle Verleger immer die Frage stellen, um was es in Ihrem Werk eigentlich geht. Und zwar, bevor sie sich die Mühe machen, die vorgelegten 600 Seiten (oder wie viele es auch immer sein mögen) selbst zu lesen oder von Verlagsmitarbeitern lesen zu lassen.
Ihre Antwort sollte dann möglichst überzeugend ausfallen. „Ein Mann, eine Frau, viel Hin und Her in der Liebe, aber am Ende wird alles gut“, eine solche Beschreibung trifft auf etliche Geschichten zu, ohne das Besondere der Ihren herauszustellen. Brechen Sie den Kern Ihrer Erzählung, die Konflikte Ihrer Hauptfiguren auf wenige, aussagekräftige Sätze herunter. Schreiben Sie diese Sätze auf, denn Sie werden sie brauchen: In jedem Anschreiben auf der Verlagssuche. Auch später, wenn Sie mit Veranstaltern kommunizieren, um Autorenlesungen zu vereinbaren. Oder mit Journalisten, die darüber berichten sollen, aber leider Ihren Roman vorher nicht lesen werden und deshalb über dessen Inhalt allzu leicht Unsinn verbreiten, sofern Sie ihnen nicht mit einem griffigen Kurztext eine gut verständliche Steilvorlage liefern. Lernen Sie diesen Kurztext getrost auswendig, dann haben Sie diese hilfreichen Formulierungen notfalls auch im Gespräch parat.
Weiterer Vorteil dieses Kurztextes: Sie wissen allerspätestens jetzt auch selber, was eigentlich das Besondere an Ihrem Roman ist. Das hilft Ihnen, den Kreis Ihrer potentiellen Verlagspartner enger zu ziehen.
Recherchieren Sie, welche Verlage Bücher im Programm haben, die thematisch nah an Ihrem Werk liegen. Vielleicht gibt es Autorinnen oder Autoren, mit denen Sie sich stilistisch wahlverwandt fühlen – dann schauen Sie, in welchem Verlagshaus diese Leute veröffentlichen. Erweitern Sie beim Besuch möglichst vieler Buchhandlungen Ihren Horizont über das Angebot auf dem Literaturfeld, das Sie selbst beackern möchten (oder schon beackert haben, falls Ihr Roman bereits geschrieben ist). Passionierte Online-Shopper und E-Book-User mögen das für Altmodisch halten. Es gibt jedoch genug Leser, die nach wie vor Wert auf Gedrucktes und Gebundenes legen, was sich in die Hand nehmen lässt. Und der Wert guter Verlagsarbeit auf diesem Gebiet lässt sich nicht im Internet, sondern vor allem in der Buchhandlung erfahren: Sind die Verlagstitel hier überhaupt präsent? Wie sind sie handwerklich gestaltet? Von chronischen Cover-Missgriffen bis hin zur sofortauflösenden Buchrücken-Billigstbindung gibt es einiges, was schief laufen kann und was man als Autor gerne wüsste, bevor man sein literarisches Baby in fremde Hände gibt.
Wenn Sie die Verlage, in denen Ihr Werk ein Zuhause finden könnte, eingegrenzt haben, dann versuchen Sie mehr über die Verlagshäuser herauszubekommen. Oder über den Kleinverlag, dessen spezielles Programm perfekt zu ihrem Buch passen würde.
Vermutlich ist jeder froh, für sein Erstlingswerk überhaupt einen Verlagspartner zu finden. Die Frage „großer Verlag“ oder „kleiner Verlag“ ist in dem Fall eher zweitrangig. Sollte man jedoch Ambitionen hegen, mehr als nur ein Buch zu schreiben oder gar eine Karriere als Literatur-Vollprofi anzustreben, stellt sich diese Frage schon. Ich kenne beides aus eigener Erfahrung und fasse hier einige „Für und wider“-Argumente zusammen, die mir wesentlich erscheinen. Entscheiden müssten Sie letztendlich selber. Welche Lösung die Bessere ist, lässt sich nicht eindeutig festlegen.
„Großer Verlag“ – was dafür spricht:
1. Durch das Renommee des etablierten Verlagsnamens wird der Autor automatisch als Profi wahrgenommen – von Kritikern, vom Buchhandel, von den Lesern. Sogar, wenn das Buch gar nicht so super ist.
2. Der „große Verlag“ deckt einen großen Markt ab. Sein Programm ist überall präsent, auch im deutschsprachigen Ausland. Die Stückzahl Ihrer ersten Taschenbuchauflage ist wahrscheinlich fünfstellig. Er verfügt über eine komplette Organisation. Es gibt sogar eine Presseabteilung, die Ihr Buch ankündigt. Und die Sie betreut, falls man Sie zur Prime-Time in die angesagteste TV-Show des Jahres einlädt.
„Großer Verlag“ – was dagegen spricht:
1. Sie mögen sich als Profi fühlen. Aber sofern Sie noch keinen Top-Ten-Kracher in der Bestsellerliste platziert hatten, wird Ihr Werk auf Seite 78 des halbjährlich erscheinenden Verlagsnovitäten-Programms genannt – das war’s dann auch schon. Im zeitbegrenzten Verkaufsgespräch mit den Einkäufern großer Buchhandelsketten kommt der eifrige Verlagsvertreter eher selten so weit, einen „Hinterbänkler-Titel“ besonders zu empfehlen. Er hat ihn übrigens ohnehin nie gelesen. Nicht aus Ignoranz. Die Novitäten-Lektüre kann er zeitlich neben seinem Job gar nicht schaffen.
2. Ihr Buch wird landesweit in den allermeisten Buchhandlungen auf dem Tisch mit den Neuerscheinungen liegen. Höchstwahrscheinlich entdecken Sie dort sogar kleine Stapel Ihres Werkes. Sie platzen vor Stolz. Moment mal: Das soll gegen den „großen Verlag“ sprechen? Warten Sie einen Moment, genau genommen: Warten Sie einen Monat. Dann streben die nächsten neuen Titel dieses Verlages nach Weltruhm. Sofern es der Ihrige während dieser Zeitspanne noch nicht in die Bestsellerliste geschafft hat, werden von dem kleinen Bücherstapel vielleicht ein oder zwei Exemplare in der jeweiligen Buchhandlung verbleiben – der Rest wird an den Verlag zurückgeschickt, um in dessen Lager der Makulatur entgegen zu dämmern. Nach weiteren drei Monaten ohne Bestsellersensation treiben Sie Ihr Buch nicht mal mehr als Einzelstück im Regal auf. Sollte sich bei der nächsten Inventur doch noch eines anfinden, stellt es der Buchhändler in die Grabbelkiste, oder es endet als Altpapier. Immerhin wurden insgesamt vielleicht ein paar tausend Stück verkauft, doch das genügt nicht. Und Sie haben etliche Monate oder gar Jahre daran geschrieben – jedenfalls viel länger, als Ihr schönes Buch überhaupt im Handel lag. So ein Jammer. Ganz ehrlich.
3. Was ist mit der Presseabteilung? Ihr Buch ist erschienen, jetzt müssten doch in allen Blättern die zahlreich angeleierten Rezensionen erscheinen und die Initialzündung zum raketenhaften Aufstieg in die Bestseller-Medaillenränge liefern? Das Problem: Der „große Verlag“ haut Monat für Monat einen Haufen Neuerscheinungen raus. Die Presseabteilung pflegt zwar einen enormen Medien-Verteiler – aber im „Gießkannenprinzip“. Jede Verteileradresse erhält nicht bloß die Information über Ihr Buch, sondern selbstverständlich auch die über die anderen Novitäten des Monats. Und es gibt nicht bloß einen „großen Verlag“, der so arbeitet – fast alle machen es so. Ich habe früher selbst eine Zeit lang Buchneuerscheinungen für eine Zeitung rezensiert. Dieses renommierte Blatt erschien überregional und wöchentlich. In jeder Ausgabe räumte man mir Platz für eine kurze Rezension ein. Vier Bücher pro Monat. Um noch einmal die weiter oben im Text genannten Zahlen heranzuziehen: In Deutschland erscheinen etwa 7500 Buchtitel monatlich, weit mehr als tausend davon sind Romane. Falls Sie nun meinen, damit könnte man die Öffentlichkeit ein klein wenig überfordern, stehen Sie mit dieser Ansicht nicht alleine da. Leider ist es eine Tatsache. Ach ja – das mit der Prime-Time-TV-Show können Sie unter diesen Umständen natürlich sowieso vergessen.
„Kleiner Verlag“ – was dafür spricht:
1. Die persönliche Verbindung. Im Gegensatz zum Großverlag geht die Leitung des „kleinen Verlags“ mit der Entscheidung für Ihr Werk ein viel bedeutenderes Risiko ein. Schließlich geht der Verlag mit den Kosten für Lektorat, Druck, Ausstattung, Werbung und Vertrieb in Vorleistung. Da die Finanzdecke bei den meisten Betrieben dieser Art nicht übermäßig dick ist und es vielleicht nur ein paar Neuerscheinungen pro Jahr gibt, zieht ein gefloppter Titel unter Umständen weitreichende Konsequenzen nach sich. Es ist daher durchaus ein großes Kompliment für einen Autor, wenn sich ein „kleiner Verlag“ für ihn entscheidet. Im Idealfall bekommt das neu produzierte Literatur-Baby so zwei Elternteile. Und jeder, der in diesem Verlag arbeitet – vielleicht nur stundenweise als Minijob – kennt Ihr Buch. Sogar der Verlagsvertreter hat es gelesen. Falls es einen gibt, muss man einschränkend anmerken.
2. Ein „kleiner Verlag“ agiert zwar selten landesweit oder gar international, ist jedoch auf seiner Spielwiese – also in seiner Marktnische und in seiner Region – in der Regel gut vernetzt. Das gilt vor allem für den Buchhandel in seiner Stammregion. Die Erstauflage Ihres Buches liegt zwar vermutlich nur irgendwo zwischen 1000 und 2000 Stück. Es wird weder bei Erscheinen noch danach in jeder Buchhandlung liegen – aber die, die es führen, werden es allein schon aus Verbundenheit zu Ihrem Kleinverlag längerfristig im Laden vorrätig haben. Sind die 2000 Stück abverkauft – selbst wenn es ein, zwei Jahre oder vielleicht länger dauert – druckt der Verlag wahrscheinlich eine Nachauflage. So bleibt Ihr Werk selbst nach Jahren noch im Handel präsent.
3. Ein „kleiner Verlag“ ist meist eine Lokalgröße. Wenn in diesem Hause eine Neuerscheinung angekündigt wird, berichtet vermutlich nicht die Weltpresse – aber die lokalen Medien sind dabei. Und sei es nur, weil der Verleger sonst keine Anzeigen mehr im Käseblatt schaltet.
„Kleiner Verlag“ – was dagegen spricht:
1. Wegen des weitgehend unbekannten Verlagsnamens wird der Autor automatisch als Amateur wahrgenommen – von Kritikern, vom Buchhandel, von den Lesern. Sogar, wenn das Buch ziemlich super ist.
2. Wegen des begrenzten Aktionsradius des „kleinen Verlages“ und der geringen Auflagenhöhe wird Ihr Buch vermutlich nie zum gebührenden Weltruhm gelangen. Zwar gibt es alle Jahrzehnte wieder ein Literaturwunder der Kategorie „Büchlein eines bis dato unbekannten Autors aus Kleinverlag-Produktion fällt einem enorm prominenten Menschen in die Hände – dieser hält es in die Kamera und übermorgen haben es alle“. Es gibt ja auch Leute, die knacken den Jackpot im Lotto. Sie und ich sind allerdings vermutlich nie dabei.
3. Kleine Verlage sind personell übersichtlich ausgestattet. Manchmal bestehen sie lediglich aus einer einzigen Person, nämlich der des Verlegers oder der Verlegerin. Darin liegt ein Teil des Charmes dieser Kleinunternehmen. Allerdings nicht, wenn die Belegschaft in wesentlichen Bereichen länger ausfallen sollte und die Verlagsarbeit brach liegt (im Falle eines Ein-Personen-Unternehmens mal eben gleich zu 100 Prozent) – und das, obwohl man doch als Autor gerade raketenmäßig auf die Medaillenplätze der Bestsellerliste durchstarten wollte. Vielleicht verhebt sich Ihr Verleger auch finanziell an einem anderen Projekt (möglicherweise kauft er ein kleines Fotoarchiv auf) und kann Ihnen Ihr spärliches Honorar nicht zahlen. Kleiner Trost: Sie wissen ja seit dem Eingangsabschnitt dieses Kapitels, was in so einem Fall zu tun ist.
Angesichts dieser Tatsachen setzen manche Autoren lieber gleich auf die Veröffentlichung der eigenen Werke im Selbstverlag. Oder sie verzichten völlig auf Gedrucktes und publizieren ihre Geschichten unschlagbar kostengünstig ausschließlich im Internet – im E-Book-Format, als Selfpublisher. Wirklich erfolgsgekrönt sind beide Verfahren selten. Das konkurrierende Angebot ist in beiden Fällen unüberschaubar riesig. No-Name-Literaten ohne kampferprobte Verlagskomplizen fallen in dieser Masse überhaupt nicht auf – im Falle selbstpublizierter E-Books oft sogar nicht mal für geschenkt, buchstäblich. Spätestens, wenn man für die selbstpublizierte Geschichte einen Verkaufspreis aufruft, der einem halbwegs die Existenz sichern soll, wird die Luft ganz, ganz dünn.
Und Sie wollten sich doch vor allem mit Schreiben beschäftigen, nicht mit Marketingstrategien.
So prüfe, wer sich ewig bindet. Sogar, wenn es nur für die Halbwertzeit eines Buchprojekts ist. Man kann auch prüfen lassen, indem man sich einen Agenten sucht, der die Arbeit der Verlagssuche sowie lästige Vertragsverhandlungen und das fristgerechte Kassieren der Tantiemen abnimmt. Das kostet Autor/in in der Regel 15 Prozent seiner sämtlichen Buch- und/oder Filmeinnahmen, und zwar für alle Zeiten seines eigenen Urheberrechts. Es kann sich trotzdem lohnen.
Aber auch das muss jeder für sich entscheiden.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

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Autorenportrait von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
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Autoren live: Tatort-Schreibtisch-Hörbuch der Woche
Tatjana Kruse: "Glitzer, Glamour, Wasserleiche"
Der Bodensee gibt seine Toten nicht mehr her? Denkste! Die voluminöse Opernsängerin Pauline Miller hat in Bregenz Quartier genommen. Und wo Pauly ist, ist das Drama nicht weit...denn so gehört es sich für eine wahre Diva nun mal. Statt Männerkummer wird Pauline diesmal von Hundesorgen geplagt: Ein brutaler Dognapper hat ihren geliebten Radames entführt - ohne Rücksicht auf Verluste und das zarte Nervenkostüm der exzentrischen Pauline. Und genau als der Hund abtaucht, taucht plötzlich eine Wasserleiche auf. Damit singt Pauline nun statt Arien den Blues und hat keinen Sinn für Proben. Zum spektakulären Showdown kommt es denn auch nicht auf der Seebühne, sondern mitten auf dem Bodensee …
Tatjana Kruse, Star-Autorin und Comedy-Liebling der Krimifans, zeigt sich auch als Sprecherin ihres eigenen Buches auf der Höhe ihrer Kunst und präsentiert ein Geschichte voller Drama, Glamour und rabenschwarzem Humor.
»Tatjana Kruse ist der Ladykracher unter den deutschen Krimi-Comedians: scharfsinnig, gut getimed, clever ausgetüftelt und einfach unsagbar komisch.« - FOCUS

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage, lebt und meuchelt in Schwäbisch Hall und gehört zu den beliebtesten Krimiautorinnen im deutschsprachigen Raum. Ihre Krimis sind schräg, komisch und immer mit einem Augenzwinkern geschrieben. Tatjana Kruses Bücher wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Marlowe-Preis (1996) und dem Nordfälle-Preis (2005), darüber hinaus gab es Nominierungen für den Agatha-Christie-Preis und den deutschen Frauenkrimipreis.
„Tatort Schreibtisch - Autoren live“ ist eine Hörbuch-Reihe, in der renommierte und beliebte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihre eigenen Bücher vorstellen. Jeden Monat erscheint ein Roman, ungekürzt und wie bei einer Autoren-Lesung vom Autor selbst eingesprochen. Das ist für Fans eine Chance, ihre Lieblingsautoren ganz neu kennenzulernen, und für alle anderen eine gute Gelegenheit, neue und besondere Autoren zu entdecken.
Tatjana Kruse, Star-Autorin und Comedy-Liebling der Krimifans, zeigt sich auch als Sprecherin ihres eigenen Buches auf der Höhe ihrer Kunst und präsentiert ein Geschichte voller Drama, Glamour und rabenschwarzem Humor.
»Tatjana Kruse ist der Ladykracher unter den deutschen Krimi-Comedians: scharfsinnig, gut getimed, clever ausgetüftelt und einfach unsagbar komisch.« - FOCUS

Tatjana Kruse, Jahrgangsgewächs aus süddeutscher Hanglage, lebt und meuchelt in Schwäbisch Hall und gehört zu den beliebtesten Krimiautorinnen im deutschsprachigen Raum. Ihre Krimis sind schräg, komisch und immer mit einem Augenzwinkern geschrieben. Tatjana Kruses Bücher wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Marlowe-Preis (1996) und dem Nordfälle-Preis (2005), darüber hinaus gab es Nominierungen für den Agatha-Christie-Preis und den deutschen Frauenkrimipreis.
„Tatort Schreibtisch - Autoren live“ ist eine Hörbuch-Reihe, in der renommierte und beliebte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihre eigenen Bücher vorstellen. Jeden Monat erscheint ein Roman, ungekürzt und wie bei einer Autoren-Lesung vom Autor selbst eingesprochen. Das ist für Fans eine Chance, ihre Lieblingsautoren ganz neu kennenzulernen, und für alle anderen eine gute Gelegenheit, neue und besondere Autoren zu entdecken.
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Tatort-Schreibtisch-Autor der Woche
Ohne Buch aus dem Haus gehen? „Niemals“, sagt Peter Godazgar mit gespielter Empörung. Ebenso erstaunlich wie der vorgebrachte Umstand selbst, ist die Begründung, die er nachliefert: „Falls ich mal entführt werde. Damit die Geiselhaft nicht so langweilig wird.“
Peter Godazgar meint viele Dinge, die er sagt, nicht allzu ernst. Man könnte auch sagen: Er ist nicht nur ein äußerst sympathischer, sondern auch ein ziemlich lustiger Typ. Ich sage das nicht nur, weil er mein Mann ist. Doch seine ständigen Witzeleien führen nicht nur dazu, dass man – will man die Konversation mit ihm als gleichwertiger Partner überstehen – einen äußerst ausgeprägten Sinn für Ironie, fein gesetzte Pointen und bissige Bonmots benötigt.
Dabei haben sie durchaus einen ernsten Hintergrund: Der Mann war früher mal sehr schüchtern. Was man, wenn man ihn auf einer seiner sehenswerten, eher an Kabarett erinnernden Lesungen erlebt, kaum glauben mag. Doch schon als Kind hat Peter Godazgar seine leicht soziophobischen Züge erfolgreich als Klassenclown überspielt.
Das war auch gut so. Sonst hätte er womöglich niemals aus der behüteten Enge seines katholischen Heimatstädtchen Hückelhoven am Niederrhein herausgefunden. Dort unternahm er zwar auch erste Schreibübungen, tat sich ansonsten jedoch vor allem durch – echt wahr – Bibeltreue hervor und als Messdiener sowie Betreuer bei kirchlichen Jugend-Freizeiten.
Als das Leben und der Zufall ihn nach seinem Germanistik- und Geschichtsstudium an der RWTH Aachen in den Ostteil der neu sortierten Bundesrepublik schickte, blieb er glatt dort hängen. Nach vielen Jahren als Redakteur bei der Mitteldeutschen Zeitung schreibt er inzwischen die Reden für den Oberbürgermeister von Halle (Saale), einer notorisch unterschätzten Stadt, deren stellvertretender Pressesprecher er nun ebenfalls ist, und in der er mit Frau, Kindern und einem Schafpudel lebt.
Ein alter Kontakt in seine frühere niederrheinische Heimat war es, durch den Godazgar Ende der 1990er Jahre sogar fast schon ein bisschen berühmt wurde. Denn sein Jugendfreund Thomas Jahn drehte mit dem Schauspieler Til Schweiger den Erfolgsfilm „Knockin’ on heaven’s door“ – Peter Godazgar schrieb zwar nicht das Drehbuch, aber den Roman zum Film – oder, wie Godazgar sagt, „das Buch für alle jene, die den Film nicht verstanden hatten und noch mal nachlesen mussten“.
Seinen ersten eigenen Kriminalroman schrieb er einige Jahre später – im Zug. Jeden Morgen im Regionalexpress, auf dem Weg zur Arbeit. Und abends, auf dem Heimweg. Doch seine eingangs erwähnte Schüchternheit sorgte erst einmal dafür, dass das Werk für mehrere Jahre in einer Schreibtischschublade verschwand.
Erst durch gutes Zureden seiner Frau (also durch mich) fasste er schließlich den Mut, es an einen Verlag zu schicken. Der griff prompt zu. 2004 erschien das Buch „Unter Schweinen“ beim Dortmunder Grafit-Verlag und bildete den Auftakt für insgesamt drei Romane mit dem schusselig-chaotisch-neurotischen Privatermittler Markus Waldo. Einer Figur, die Godazgar irgendwie ziemlich ähnlich war und ist.
Neben einem Exkurs in das Genre Liebesroman sowie zwei kriminalistischen Gemeinschaftsprojekten mit sieben weiteren Autorenkollegen sind inzwischen etliche schwarzhumorige Krimi-Kurzgeschichten entstanden. Eine davon wurde 2017 für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis nominiert.
Es sind vor allem diese Kurzgeschichten, die ein Dilemma offenbaren, das der Autor seit langem mit sich herumträgt: Er mag eigentlich keine Krimis. Und er mag auch keine epischen Schilderungen ausgeklügelter Foltermethoden, keine Metzeleien, keine bestialisch ausgeführten Morde und keine megacoolen Ermittler, die noch im größten Chaos einen lockeren Spruch aus der Hüfte schießen. Deshalb geht es bei ihm immer eher lustig zu.
Die Akteure, die bei Peter Godazgar zum Mörder werden, sind oft kleine Leute, ewige Verlierer, die irgendwie unverschuldet in eine blöde Situation geraten sind. Oft sind es liebe Kerle, denen man als Leser dort am liebsten selbst wieder heraushelfen möchte: Dirk, der Hartz-IV-Empfänger, der nachts in ein Einfamilienhaus einsteigt, und dabei einen Hexenschuss erleidet, zählt ebenso in diese Kategorie wie Georg Diepenbrock, der sozial und intellektuell benachteiligte ehemalige Kleinkriminelle, der sich als unfreiwillig komisches Michael-Jackson-Double durchs Leben schlägt.
All diese Geschichten und ihre Akteure mögen für Fans reiner Spannungsromane nicht unbedingt der geeignete Lesestoff sein. Wer jedoch Spaß an ulkigen Charakteren und Situationskomik hat, der kommt bei Godazgar voll auf seine Kosten. Übrigens: Die Geschichten werden umso besser, wenn der Autor sie selbst vorliest. Denn durch die vielen Auftritte vor Publikum hat er inzwischen nicht nur seine Schüchternheit abgelegt. Hinter ihr tritt außerdem etwas hervor, das sonst womöglich verschüttet geblieben wäre: Der Mann besitzt ein untrügliches Gefühl für Timing. Versprochen!
Ines Godazgar ist Journalistin und Ehefrau von Peter Godazgar
Peter Godazgar ist Tatort-Schreibtisch-Autor und liest in der Reihe "Tatort-Scheibtisch: Autoren live" seinen Krimi "Der tut nix, der will nur morden!"
Mehr Informationen zum Hörbuch "Der tut nix, der will nur morden!"
Peter Godazgar: Der Ex-Schüchterne mit dem ausgeprägten Gespür für Timing
Von Ines GodazgarOhne Buch aus dem Haus gehen? „Niemals“, sagt Peter Godazgar mit gespielter Empörung. Ebenso erstaunlich wie der vorgebrachte Umstand selbst, ist die Begründung, die er nachliefert: „Falls ich mal entführt werde. Damit die Geiselhaft nicht so langweilig wird.“
Peter Godazgar meint viele Dinge, die er sagt, nicht allzu ernst. Man könnte auch sagen: Er ist nicht nur ein äußerst sympathischer, sondern auch ein ziemlich lustiger Typ. Ich sage das nicht nur, weil er mein Mann ist. Doch seine ständigen Witzeleien führen nicht nur dazu, dass man – will man die Konversation mit ihm als gleichwertiger Partner überstehen – einen äußerst ausgeprägten Sinn für Ironie, fein gesetzte Pointen und bissige Bonmots benötigt.
Dabei haben sie durchaus einen ernsten Hintergrund: Der Mann war früher mal sehr schüchtern. Was man, wenn man ihn auf einer seiner sehenswerten, eher an Kabarett erinnernden Lesungen erlebt, kaum glauben mag. Doch schon als Kind hat Peter Godazgar seine leicht soziophobischen Züge erfolgreich als Klassenclown überspielt.
Das war auch gut so. Sonst hätte er womöglich niemals aus der behüteten Enge seines katholischen Heimatstädtchen Hückelhoven am Niederrhein herausgefunden. Dort unternahm er zwar auch erste Schreibübungen, tat sich ansonsten jedoch vor allem durch – echt wahr – Bibeltreue hervor und als Messdiener sowie Betreuer bei kirchlichen Jugend-Freizeiten.
Als das Leben und der Zufall ihn nach seinem Germanistik- und Geschichtsstudium an der RWTH Aachen in den Ostteil der neu sortierten Bundesrepublik schickte, blieb er glatt dort hängen. Nach vielen Jahren als Redakteur bei der Mitteldeutschen Zeitung schreibt er inzwischen die Reden für den Oberbürgermeister von Halle (Saale), einer notorisch unterschätzten Stadt, deren stellvertretender Pressesprecher er nun ebenfalls ist, und in der er mit Frau, Kindern und einem Schafpudel lebt.
Ein alter Kontakt in seine frühere niederrheinische Heimat war es, durch den Godazgar Ende der 1990er Jahre sogar fast schon ein bisschen berühmt wurde. Denn sein Jugendfreund Thomas Jahn drehte mit dem Schauspieler Til Schweiger den Erfolgsfilm „Knockin’ on heaven’s door“ – Peter Godazgar schrieb zwar nicht das Drehbuch, aber den Roman zum Film – oder, wie Godazgar sagt, „das Buch für alle jene, die den Film nicht verstanden hatten und noch mal nachlesen mussten“.
Seinen ersten eigenen Kriminalroman schrieb er einige Jahre später – im Zug. Jeden Morgen im Regionalexpress, auf dem Weg zur Arbeit. Und abends, auf dem Heimweg. Doch seine eingangs erwähnte Schüchternheit sorgte erst einmal dafür, dass das Werk für mehrere Jahre in einer Schreibtischschublade verschwand.
Erst durch gutes Zureden seiner Frau (also durch mich) fasste er schließlich den Mut, es an einen Verlag zu schicken. Der griff prompt zu. 2004 erschien das Buch „Unter Schweinen“ beim Dortmunder Grafit-Verlag und bildete den Auftakt für insgesamt drei Romane mit dem schusselig-chaotisch-neurotischen Privatermittler Markus Waldo. Einer Figur, die Godazgar irgendwie ziemlich ähnlich war und ist.
Neben einem Exkurs in das Genre Liebesroman sowie zwei kriminalistischen Gemeinschaftsprojekten mit sieben weiteren Autorenkollegen sind inzwischen etliche schwarzhumorige Krimi-Kurzgeschichten entstanden. Eine davon wurde 2017 für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis nominiert.
Es sind vor allem diese Kurzgeschichten, die ein Dilemma offenbaren, das der Autor seit langem mit sich herumträgt: Er mag eigentlich keine Krimis. Und er mag auch keine epischen Schilderungen ausgeklügelter Foltermethoden, keine Metzeleien, keine bestialisch ausgeführten Morde und keine megacoolen Ermittler, die noch im größten Chaos einen lockeren Spruch aus der Hüfte schießen. Deshalb geht es bei ihm immer eher lustig zu.
Die Akteure, die bei Peter Godazgar zum Mörder werden, sind oft kleine Leute, ewige Verlierer, die irgendwie unverschuldet in eine blöde Situation geraten sind. Oft sind es liebe Kerle, denen man als Leser dort am liebsten selbst wieder heraushelfen möchte: Dirk, der Hartz-IV-Empfänger, der nachts in ein Einfamilienhaus einsteigt, und dabei einen Hexenschuss erleidet, zählt ebenso in diese Kategorie wie Georg Diepenbrock, der sozial und intellektuell benachteiligte ehemalige Kleinkriminelle, der sich als unfreiwillig komisches Michael-Jackson-Double durchs Leben schlägt.
All diese Geschichten und ihre Akteure mögen für Fans reiner Spannungsromane nicht unbedingt der geeignete Lesestoff sein. Wer jedoch Spaß an ulkigen Charakteren und Situationskomik hat, der kommt bei Godazgar voll auf seine Kosten. Übrigens: Die Geschichten werden umso besser, wenn der Autor sie selbst vorliest. Denn durch die vielen Auftritte vor Publikum hat er inzwischen nicht nur seine Schüchternheit abgelegt. Hinter ihr tritt außerdem etwas hervor, das sonst womöglich verschüttet geblieben wäre: Der Mann besitzt ein untrügliches Gefühl für Timing. Versprochen!
Ines Godazgar ist Journalistin und Ehefrau von Peter Godazgar
Peter Godazgar ist Tatort-Schreibtisch-Autor und liest in der Reihe "Tatort-Scheibtisch: Autoren live" seinen Krimi "Der tut nix, der will nur morden!"
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