
Herzlich willkommen!
Sie schreiben ein Buch oder ein Theaterstück? Sie arbeiten an einem Drehbuch oder an einer Kurzgeschichte? Glückwunsch! Schreiben ist eines der schönsten Dinge der Welt! Aber es ist auch eine der einsamsten und schwierigsten Beschäftigungen, wenn man alleine vor seinem Text sitzt, ohne Hilfe, ohne Unterstützung.Das will Tatort-Schreibtisch ändern!
Von den Profis lernen – das ist die Logline unserer Autoreninitiative. Erfahrene und erfolgreiche Schreib-Profis berichten auf dieser Webseite von ihrer Arbeit und verraten Ihnen Tipps und Tricks, mit denen Sie auf dem Buchmarkt oder im Drehbuchgeschäft erfolgreich sind.
Das Herz unserer Initiative ist das Autorenpaten-Programm. Hier bieten Ihnen über 40 renommierte und professionell schreibende Autorinnen und Autoren an, Sie und Ihr Schreibprojekt mit ihrem Wissen und ihrem Rat zu begleiten.
In unserer Rubrik "Tatort -Schreibtisch: Ausgezeichnet!" präsentieren wir preisgekrönte oder preisnominierte Kurzgeschichten, die den jeweiligen Autoren große Beachtung verschafft haben - zum Nachlesen und zum Mut machen.
Lesungen werden künftig immer wichtiger, um für ein Buch zu werben und es aus der großen Zahl von Neuerscheinungen herauszuheben. Deshalb haben wir hier einen weiteren Schwerpunkt gesetzt, mit ausführlichen Infos, unserem Lesungs-Coaching und der Rubrik "Autoren live!", in der ausgewählte Autorinnen und Autoren ihre Bücher lesen.
Sowohl an Profis als auch an Newcomer richten sich unsere Fachbücher, die sich dem jeweiligen Thema intensiv widmen - für alle, die tiefer in ein Thema einsteigen wollen.
Ergänzt wird unsere Seite durch verschiedene Rubriken: zum Beispiel die "Frage der Woche", die "Schreibregel der Woche" oder auch der "Tatort der Woche", in der bekannte Autoren ihren Arbeitsplatz vorstellen.
In der Rubrik Über Tatort-Schreibtisch erklären wir kurz, wie die Webseite funktioniert, in der Rubrik FAQ beantworten wir alle Fragen zu unserem Autorenpaten-Programm. Falls Ihnen etwas auffällt, wenn Sie einen Vorschlag, eine Frage, eine Idee haben: Bitte schreiben Sie uns! Ansonsten: Viel Spaß beim Lesen!
Ihr
Markus Stromiedel

Markus Stromiedel ist Autor und Drehbuchautor und Initiator von "Tatort-Schreibtisch"
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Profiautoren als Ratgeber
Es gibt folgende Autorenpaten-Programme:
Was Sie schon immer fragen wollten
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin telefoniert mit Ihnen und gibt Ihnen Antworten auf Ihre Fragen zu Verlagen, zur Buchbranche, zur Kino- und Fernsehlandschaft oder der Theaterwelt.
Einschätzung Ihres Textes / Buches / Drehbuches
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest und analysiert Ihr Manuskript und schreibt für Sie auf, was gelungen ist und wo Ihr Text noch Arbeit braucht. Da Ihr Autorenpate fachlich erfahren und nur Ihnen verpflichtet ist, werden Sie eine sowohl genaue als auch offene Einschätzung bekommen. Auf Wunsch können Sie danach mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Manuskript sprechen und sich Rat einholen, wie Sie Ihren Text verbessern können.
Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agenturbewerbung
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest Ihr Exposé und sichtet Ihre Bewerbungsunterlagen und gibt Ihnen anschließend schriftlich eine genaue Rückmeldung, an welchen Punkten Sie noch arbeiten müssen, damit ihre Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur Erfolgschancen hat. Auf Wunsch können Sie anschließend mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Exposé und die Bewerbung sprechen und Antworten auf Ihre Fragen bekommen.
Individuelles Patenprogramm
Bei einigen der Autorenpaten haben Sie die Möglichkeit, ein individuelles Coaching zu buchen. Hier geht der Autorenpate tiefergehend auf Sie und Ihre Probleme beim Schreiben ein und versucht, Ihnen Wege und Tricks aufzuzeigen, sich und Ihren Stil noch weiter zu verbessern. Auf Wunsch begleitet Ihr Autorenpate Sie während Ihrer Bucharbeit.
FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Autorenpaten-Programm
Das Programm und die Preise im Detail
Das sind die Autorenpaten
Manuskript für das Autorenpatenprogramm einreichen
Einladung zum Autorenpaten-Programm
Im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch haben Sie die Möglichkeit, sich für Ihr aktuelles Schreibprojekt eine professionelle Autorin oder einen erfolgreichen Autor als Ratgeber an Ihre Seite zu holen. Das Angebot reicht vom Info-Gespräch über die fachliche Einschätzung Ihres Manuskriptes bis zur Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agentur-Bewerbung. Alle Autorenpaten sind erfahrene Schreib-Profis, die ihre Texte erfolgreich in Verlagen veröffentlichen, häufig preisgekrönt sind und z.T. auch als Dozenten lehren.Es gibt folgende Autorenpaten-Programme:
Was Sie schon immer fragen wollten
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Beratung bei Ihrer Verlags- oder Agenturbewerbung
Ihr Autorenpate oder Ihre Autorenpatin liest Ihr Exposé und sichtet Ihre Bewerbungsunterlagen und gibt Ihnen anschließend schriftlich eine genaue Rückmeldung, an welchen Punkten Sie noch arbeiten müssen, damit ihre Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur Erfolgschancen hat. Auf Wunsch können Sie anschließend mit Ihrem Autorenpaten über Ihr Exposé und die Bewerbung sprechen und Antworten auf Ihre Fragen bekommen.
Individuelles Patenprogramm
Bei einigen der Autorenpaten haben Sie die Möglichkeit, ein individuelles Coaching zu buchen. Hier geht der Autorenpate tiefergehend auf Sie und Ihre Probleme beim Schreiben ein und versucht, Ihnen Wege und Tricks aufzuzeigen, sich und Ihren Stil noch weiter zu verbessern. Auf Wunsch begleitet Ihr Autorenpate Sie während Ihrer Bucharbeit.
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Autorenpate der Woche
Sein Debüt als Drehbuchautor war ein "Tatort", sein Debüt als Prosaautor wurde im Kino beworben...
Markus Stromiedel
Autorenpate für Prosa, Drehbuch und SachbuchSein Debüt als Drehbuchautor war ein "Tatort", sein Debüt als Prosaautor wurde im Kino beworben...
Wenn Markus Stromiedel eine Sache anpackt, dann mit
voller Energie. Der gelernte Journalist und Filmwissenschaftler war
zunächst Chefdramaturg bei der Bavaria Film und Writing-Producer bei der
Columbia TriStar, bevor sein erstes Drehbuch verfilmt wurde und zum
erfolgreichsten Film des Jahres avancierte. Bald gehörte Markus
Stromiedel zu den meistgesehenen Drehbuchautoren Deutschlands. Auch als
Prosaautor ist er mit seinen politschen Thrillern und Krimis
erfolgreich. Markus Stromiedel leitete den ersten Writers-Room für
Prosa, gründete den Kick-Verlag sowie das Leseförderprojekt "Kopf-Kick"
und rief das Autorenprojekt "Tatort Schreibtisch" ins Leben.
Markus Stromiedel ist einer der Paten im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch.
Bibliographie (Auswahl):
Drehbuch:
Tatort "Einmal täglich", BR
Tatort "Hexentanz", NDR
Stahlnetz "PSI", ARD
"Der Staatsanwalt", ZDF
"Tausendmal berührt", ZDF
"Harte Kerle", ZDF
Außerdem Autor zahlreicher Fernsehfilme sowie Reihen- und Serienfolgen für ARD, ZDF, SAT1 und RTL, zum Teil mit Co-Autoren, dazu Serienentwicklung und Headautor im Writers-Room. Drehbuch-Preis der Filmstiftung NRW für "Requiem".
Prosa:
Zwillingsspiel, Knaur
Feuertaufe, Knaur
Nachtfrost, Knaur
Die Kuppel, Droemer
Zone 5, Droemer
Der Torwächter, Kick Verlag
Nominierung als bester Science-Fiction-Roman des Jahres für "Die Kuppel"
Sachbuch
Autoren, traut euch!, Kick Verlag
zum Autorenpaten-Programm
Autorenfoto: Jörg Schwalfenberg
Markus Stromiedel ist einer der Paten im Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch.
Bibliographie (Auswahl):
Drehbuch:
Tatort "Einmal täglich", BR
Tatort "Hexentanz", NDR
Stahlnetz "PSI", ARD
"Der Staatsanwalt", ZDF
"Tausendmal berührt", ZDF
"Harte Kerle", ZDF
Außerdem Autor zahlreicher Fernsehfilme sowie Reihen- und Serienfolgen für ARD, ZDF, SAT1 und RTL, zum Teil mit Co-Autoren, dazu Serienentwicklung und Headautor im Writers-Room. Drehbuch-Preis der Filmstiftung NRW für "Requiem".
Prosa:
Zwillingsspiel, Knaur
Feuertaufe, Knaur
Nachtfrost, Knaur
Die Kuppel, Droemer
Zone 5, Droemer
Der Torwächter, Kick Verlag
Nominierung als bester Science-Fiction-Roman des Jahres für "Die Kuppel"
Sachbuch
Autoren, traut euch!, Kick Verlag
zum Autorenpaten-Programm
Autorenfoto: Jörg Schwalfenberg
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Tatort der Woche
Der Schreibtisch. Der Rechner. Sonst nichts. Klare Verhältnisse. Schreiben mit Blick auf eine weiße Wand, auf der dann die Bilder, die Szenen entstehen, von denen man erzählt...
Klare Verhältnisse
von H.P. KarrDer Schreibtisch. Der Rechner. Sonst nichts. Klare Verhältnisse. Schreiben mit Blick auf eine weiße Wand, auf der dann die Bilder, die Szenen entstehen, von denen man erzählt...
Die Jalousien: runtergelassen. Das Telefon: stummgestellt. Der Kaffeebecher: voll. Und dann einfach schreiben.
H.P. Karr alias Reinhard Jahn ist Krimiautor im Ruhrgebiet und einer der Autorenpaten von Tatort-Schreibtisch.
Mehr Informationen über H.P. Karr
Mehr Informationen über das Autorenpaten-Programm von Tatort-Schreibtisch
H.P. Karr alias Reinhard Jahn ist Krimiautor im Ruhrgebiet und einer der Autorenpaten von Tatort-Schreibtisch.
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Frage der Woche

Auf Deutsch heißt Plot Point „Wendepunkt“, und damit bezeichnet man ein Ereignis, das eine Geschichte grundlegend wendet und ihr so eine neue Richtung gibt. Plot Points gehören damit zu den Pfeilern, auf denen der Spannungsbogen ruht, man zählt sie zum klassischen Autorenhandwerkszeug. Aristoteles beschrieb sie vor rund 2000 Jahren in seiner Dramentheorie, und von dort aus fanden sie in den 1970er Jahren über Syd Fields Drehbuch-Ratgeber Eingang in diverse Modelle zum Drehbuchschreiben. Heute findet man ihre Spuren in den meisten Schreibschulen und -programmen, denn aus Autorensicht sind sie vor allem eines: Hilfsmittel beim Plotten, also dem Ausdenken und Planen von Geschichten.
Sie sagen, dass Sie sich niemals beim Schreiben Ihrer Texte über Wendepunkte Gedanken machen und das auch nicht brauchen? Wer noch nie ein Problem mit dem Spannungsbogen seiner Story hatte, wer sich noch nie in den schier endlosen Möglichkeiten verirrt hat, die eine Geschichte gerade am Anfang darstellt, der braucht weder Plot Points zu kennen noch diesen Text zu lesen. Allerdings, auch dann schadet es nicht, zu verstehen, was man gerade macht …
Hier nun ein erstes, simples Beispiel in Sachen Plot Points:
Nehmen wir als Ausgangspunkt unserer Beispiel-Geschichte das universelle Thema „Mann liebt Frau“. Folgt darauf „Frau liebt Mann“, wäre das im wahren Leben schön, doch für eine Geschichte ziemlich langweilig. Was aber wäre, wenn sie ihn nicht oder nicht mehr liebt, worauf seine Freunde beschließen, dass der liebeskranke Jungspund auf andere Gedanken gebracht werden muss? Sie ersinnen also einen Streich: Gemeinsam werden sie eine fremde Party sprengen, und zwar eine Party bei diesen Snobs, diesen Blödmännern, zu denen die Freunde und unsere Hauptfigur sonst möglichst großen Abstand halten.
Und da passiert es dann: Romeo verliebt sich in Julia, die einzige Frau, die er nicht lieben darf, denn ihrer beiden Familien sind bis aufs Blut verfeindet. Aus der Leidenspose wird echte Liebe – das Blatt hat sich gewendet, und nun wird die Sache spannend, denn plötzlich geht es um alles. Kann die Liebe den Hass überwinden? Das ist die neue Frage, die den Plot bestimmt, und wir sind dank des Plot Points nun im zweiten Akt.
Denn das gehört zu den Aufgaben von Plot Point I und Plot Point II: ersterer bringt den Übergang in den zweiten Akt hervor, in dem dann all die Konflikte, die im ersten Akt angelegt werden, so richtig schön ausgebreitet werden und dabei immer weiter hochkochen. Plot Point II dagegen markiert das Ende des zweiten Aktes und damit den Übergang in den Showdown des dritten Aktes.
In Shakespeares Romeo und Julia ist der Plot Point II übrigens die heimliche Hochzeit des Paares. Die bewirkt nämlich, dass Romeo zu Beginn des dritten Aktes versucht, im Streit zwischen seinem Freund Mercutio und Tybalt – als Julias Cousin in den Augen der Welt Romeos Feind, aber dank der Hochzeit ja nun sein Verwandter – zu vermitteln. Das geht gründlich schief, wie man weiß: Erst tötet Tybalt Mercutio, dann Romeo Tybalt, und Romeo hat Glück, anschließend nur verbannt und nicht dem Henker zugeführt zu werden.
Das, was in einer Liebesgeschichte das Happy End wäre – die Hochzeit –, ist in dieser Liebestragödie der perfekte zweite Plot Point. Das verweist auf einen anderen Aspekt insbesondere von Plot Point II: die sogenannte Fallhöhe. Aus dem Himmel der erfüllten Liebe stürzt Plot Point II die Liebenden durch den dritten Akt in den Abgrund des Todes. Tiefer kann man kaum fallen.
Nehmen wir als zweites Beispiel Macbeth, auch von Shakespeare, auch sehr dramatisch. Nachdem er König Duncan erschlagen und dessen Krone an sich gerissen hat, er seine Gegner scharenweise umbrachte und seine Frau sich ob der resultierenden Schuldgefühle das Leben nahm, hat Macbeth doch Muffensausen, ob er damit durchkommen wird. Also begibt er sich noch einmal zu den Hexen, deren Weissagungen am Anfang seinen Ehrgeiz weckten. Diesmal hört er von ihnen, dass seine Burg Dunsinane sicher sei, solange nicht der Wald von Birnam zu ihr käme. Außerdem könne ihn kein Mensch, von einem Weib geboren, schaden. Klingt gut, oder?
Macbeth wähnt sich daraufhin jedenfalls in Sicherheit. Aber dann marschieren plötzlich Macduffs Soldaten getarnt mit Zweigen und Ästen auf die Burg zu. Noch immer hält sich Macbeth für ungefährdet – bis ihm Macduff im finalen Zweikampf steckt, dass er per Kaiserschnitt zur Welt kam. Und kurz darauf ist Macbeth tot.
Beide Beispiele zeigen zum einen, dass Plot Points idealerweise nur dem Anschein nach eindeutig sein sollten, und zum anderen, dass ihre Art vom Genre abhängig ist: in Tragödien befinden sich die Helden in Plot Point II auf dem (scheinbaren) Höhepunkt ihres Erfolges, näher kann man dem Himmel praktisch nicht kommen. In Komödien und allen anderen Geschichten mit Happy End sind dagegen Held oder Heldin im Plot Point II schier unendlich weit von der Erfüllung ihrer Träume entfernt – sagen wir, es geht um die große Liebe, dann ist sie soeben mit seinem besten Freund vor den Altar getreten, und er hat ein Schweigegelübde in einem weit entfernten einsamen Kloster abgelegt.
Das Prinzip funktioniert natürlich auch bei Werken mit mehr als drei Akten oder ganz ohne solchen, denn das mit den drei Akten ist im übertragenen Sinne zu verstehen: Sehr vereinfacht gesagt, ist Plot Point I das, was eine Geschichte aus ihrem Anfang (der Exposition) in ihre Mitte – den großen, wichtigen Teil, in dem all die bis dato nur angedeuteten, angelegten Konflikte ausgelebt werden – befördert. Und Plot Point II, sein Gegenstück, dreht die Geschichte aus der Mitte Richtung Ende, das heißt, Richtung Auflösung aller Konflikte und ungelöster Fragen.
Noch einmal anders ausgedrückt: Im Thriller, ob als Film oder Buch, ist Plot Point II oft der Punkt, an dem der bis dato größte, ja einzig sicher und vertrauenswürdig geglaubte Helfer des Helden ermordet wird oder sich als Verbündeter des Täters (wenn nicht gleich als dieser) entpuppt. In Actionfilmen folgt auf Plot Point II oftmals die größte, wildeste Verfolgungsjagd aller Zeiten ...
In welchem Medium man seine Geschichte auch erzählt, in welchem Genre man sie auch verortet, die Grundspannung ruht dabei immer auf diesen beiden Wendepunkten: Der erste gibt einer scheinbar gradlinig verlaufenden Sache plötzlich einen ganz anderen Dreh – Macbeth erhebt sich gegen Duncan, Romeo verliebt sich in Julia, oder der bisherige Tatverdächtige taucht im Krimi als zweites Mordopfer auf. Der zweite Plot Point dagegen leitet in den Showdown, also die spannend gewendete Zuspitzung und Auflösung der Konflikte, ein – Macbeth wiegt sich mit der Prophezeiung der Hexen in falscher Sicherheit, Romeos heimliche Heirat mit Julia bringt ihn in eine unmögliche Situation im Streit der beiden Familien, und die Polizei kennt jetzt zwar den Täter, aber er verschanzt mit einer Geisel.
Wenn Sie sich gerade bang fragen, wo denn die Plot Points bei Ihrer veröffentlichten Geschichte XYZ sind, keine Sorge! Ich musste selbst eine ganze Weile für diesen Text nachdenken, wo denn bei meinem Romandebüt Der Tod ist ein langer, trüber Fluss die Plot Points sitzen.
Wenn Sie Der Tod ist ein langer, trüber Fluss noch nicht gelesen haben und das noch tun möchten, den kursiv gesetzten Teil nicht lesen – ACHTUNG, SPOILERGEFAHR!
Einfach ist es, in meiner Geschichte den Plot Point I zu markieren: nämlich, wenn Ophelia die 'Komfortzone' in der Bonner Gerichtsmedizin verlässt und sich auf die Suche nach der Identität des unbekannten Toten macht. Aber was genau markiert diese Wende? Dass sie die Sachen des Toten aus dem Institut mitnimmt? Oder ist es tatsächlich erst der Moment, wenn sich der Tote in ihren Traum drängt? Der Showdown nach dem Plot Point II beginnt dann mit der Erkenntnis, dass Täter und Opfer nicht nur Vater und Sohn sind, sondern auch Drogenfahnder und Drogensüchtiger.
Grämen Sie sich nicht, wenn sich die Praxis nicht immer mit der Theorie überein bringen lässt. Mein zweiter Roman Rattes Gift zum Beispiel begann sein Leben als Drehbuchprojekt. Obwohl ich den Stoff konsequent durchgeplottet hatte, bevor ich auch nur die erste Filmszene und sehr viel später die Prosafassung schrieb, fällt es mir rückblickend schwer zu sagen, wo genau die Plot Points sitzen.
Und das zeigt auch, dass Plot Points ein Stück weit Interpretationssache sind – und das wiederum erlaubt, sie beim Plotten der eigenen Geschichten als Hilfsmittel zu verwenden, das mir dient und dem nicht ich mich unterordnen muss. Ich kann mit Hilfe der Plot Points für mich ausprobieren, wie ich die Geschichte erzählen will, und erfahre dabei möglicherweise, was für eine Geschichte es eigentlich ist. Einfach, indem ich mir anschaue, was passiert, wenn das, was ich für den Anfangspunkt meiner Geschichte halte, Plot Point I wird – oder umgekehrt, wenn ich aus meinem vermeintlichen Plot Point den Anfang meiner Geschichte mache. Und wie sieht es mit Plot Point II aus? Passt der wirklich zum Ende, d.h. ist die Fallhöhe ausreichend? Überhaupt, beziehen sich die Plot Points sowie Anfang und Ende tatsächlich auf dieselbe Figur, die dann bitteschön auch meine Hauptfigur sein sollte?
Ich weiß, man sollte Fragen nicht mit Fragen beantworten. Aber wenn Sie nicht nur theoretisch wissen wollen, was Plot Points sind, sondern dieses Wissen auf Ihre Geschichte anwenden möchten, kommen wir nicht darum herum. Dann sind Plot Points nämlich auch so etwas wie Fragen, die Sie an Ihre Geschichte stellen sollten: Welches Ereignis gibt meinem Plot eine Wendung? Wie wichtig ist es für die Handlung, für die Hauptfigur, für das Thema meiner Geschichte?
Setzen Sie sich also an Ihre eigene Geschichte und finden Sie raus, ob Sie deren Spannungspotenzial optimal genutzt haben – und ob Sie wirklich schon das erzählen, was Sie eigentlich erzählen wollen.
Mischa Bach alias Dr. Michaela Bach ist nicht nur Autorin und Drehbuchautorin, sondern auch Dramatikerin, Übersetzerin und Sachbuchautorin. Ihre einfühlsamen und präzisen Texte wurden mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet und für den Glauser-Preis nominiert. Die promovierte Filmwissenschaftlerin arbeitet außerdem als Dozentin und als Lektorin, unterrichtet Literaturwissenschaft an der Universität Essen und gibt immer wieder Schreibkurse für werdende Autoren.
Was sind eigentlich Plot Points?
von Mischa Bach

Die gute Nachricht vorweg: Jede funktionierende, spannende Geschichte
hat Plot Points, weshalb sie auch jeder von uns kennt – selbst, wenn
manch Autor meinen mag, Plot Points seien ungefähr so schwer zu erkennen
wie der G-Punkt.
Sie sagen, dass Sie sich niemals beim Schreiben Ihrer Texte über Wendepunkte Gedanken machen und das auch nicht brauchen? Wer noch nie ein Problem mit dem Spannungsbogen seiner Story hatte, wer sich noch nie in den schier endlosen Möglichkeiten verirrt hat, die eine Geschichte gerade am Anfang darstellt, der braucht weder Plot Points zu kennen noch diesen Text zu lesen. Allerdings, auch dann schadet es nicht, zu verstehen, was man gerade macht …
Hier nun ein erstes, simples Beispiel in Sachen Plot Points:
Nehmen wir als Ausgangspunkt unserer Beispiel-Geschichte das universelle Thema „Mann liebt Frau“. Folgt darauf „Frau liebt Mann“, wäre das im wahren Leben schön, doch für eine Geschichte ziemlich langweilig. Was aber wäre, wenn sie ihn nicht oder nicht mehr liebt, worauf seine Freunde beschließen, dass der liebeskranke Jungspund auf andere Gedanken gebracht werden muss? Sie ersinnen also einen Streich: Gemeinsam werden sie eine fremde Party sprengen, und zwar eine Party bei diesen Snobs, diesen Blödmännern, zu denen die Freunde und unsere Hauptfigur sonst möglichst großen Abstand halten.
Und da passiert es dann: Romeo verliebt sich in Julia, die einzige Frau, die er nicht lieben darf, denn ihrer beiden Familien sind bis aufs Blut verfeindet. Aus der Leidenspose wird echte Liebe – das Blatt hat sich gewendet, und nun wird die Sache spannend, denn plötzlich geht es um alles. Kann die Liebe den Hass überwinden? Das ist die neue Frage, die den Plot bestimmt, und wir sind dank des Plot Points nun im zweiten Akt.
Denn das gehört zu den Aufgaben von Plot Point I und Plot Point II: ersterer bringt den Übergang in den zweiten Akt hervor, in dem dann all die Konflikte, die im ersten Akt angelegt werden, so richtig schön ausgebreitet werden und dabei immer weiter hochkochen. Plot Point II dagegen markiert das Ende des zweiten Aktes und damit den Übergang in den Showdown des dritten Aktes.
In Shakespeares Romeo und Julia ist der Plot Point II übrigens die heimliche Hochzeit des Paares. Die bewirkt nämlich, dass Romeo zu Beginn des dritten Aktes versucht, im Streit zwischen seinem Freund Mercutio und Tybalt – als Julias Cousin in den Augen der Welt Romeos Feind, aber dank der Hochzeit ja nun sein Verwandter – zu vermitteln. Das geht gründlich schief, wie man weiß: Erst tötet Tybalt Mercutio, dann Romeo Tybalt, und Romeo hat Glück, anschließend nur verbannt und nicht dem Henker zugeführt zu werden.
Das, was in einer Liebesgeschichte das Happy End wäre – die Hochzeit –, ist in dieser Liebestragödie der perfekte zweite Plot Point. Das verweist auf einen anderen Aspekt insbesondere von Plot Point II: die sogenannte Fallhöhe. Aus dem Himmel der erfüllten Liebe stürzt Plot Point II die Liebenden durch den dritten Akt in den Abgrund des Todes. Tiefer kann man kaum fallen.
Nehmen wir als zweites Beispiel Macbeth, auch von Shakespeare, auch sehr dramatisch. Nachdem er König Duncan erschlagen und dessen Krone an sich gerissen hat, er seine Gegner scharenweise umbrachte und seine Frau sich ob der resultierenden Schuldgefühle das Leben nahm, hat Macbeth doch Muffensausen, ob er damit durchkommen wird. Also begibt er sich noch einmal zu den Hexen, deren Weissagungen am Anfang seinen Ehrgeiz weckten. Diesmal hört er von ihnen, dass seine Burg Dunsinane sicher sei, solange nicht der Wald von Birnam zu ihr käme. Außerdem könne ihn kein Mensch, von einem Weib geboren, schaden. Klingt gut, oder?
Macbeth wähnt sich daraufhin jedenfalls in Sicherheit. Aber dann marschieren plötzlich Macduffs Soldaten getarnt mit Zweigen und Ästen auf die Burg zu. Noch immer hält sich Macbeth für ungefährdet – bis ihm Macduff im finalen Zweikampf steckt, dass er per Kaiserschnitt zur Welt kam. Und kurz darauf ist Macbeth tot.
Beide Beispiele zeigen zum einen, dass Plot Points idealerweise nur dem Anschein nach eindeutig sein sollten, und zum anderen, dass ihre Art vom Genre abhängig ist: in Tragödien befinden sich die Helden in Plot Point II auf dem (scheinbaren) Höhepunkt ihres Erfolges, näher kann man dem Himmel praktisch nicht kommen. In Komödien und allen anderen Geschichten mit Happy End sind dagegen Held oder Heldin im Plot Point II schier unendlich weit von der Erfüllung ihrer Träume entfernt – sagen wir, es geht um die große Liebe, dann ist sie soeben mit seinem besten Freund vor den Altar getreten, und er hat ein Schweigegelübde in einem weit entfernten einsamen Kloster abgelegt.
Das Prinzip funktioniert natürlich auch bei Werken mit mehr als drei Akten oder ganz ohne solchen, denn das mit den drei Akten ist im übertragenen Sinne zu verstehen: Sehr vereinfacht gesagt, ist Plot Point I das, was eine Geschichte aus ihrem Anfang (der Exposition) in ihre Mitte – den großen, wichtigen Teil, in dem all die bis dato nur angedeuteten, angelegten Konflikte ausgelebt werden – befördert. Und Plot Point II, sein Gegenstück, dreht die Geschichte aus der Mitte Richtung Ende, das heißt, Richtung Auflösung aller Konflikte und ungelöster Fragen.
Noch einmal anders ausgedrückt: Im Thriller, ob als Film oder Buch, ist Plot Point II oft der Punkt, an dem der bis dato größte, ja einzig sicher und vertrauenswürdig geglaubte Helfer des Helden ermordet wird oder sich als Verbündeter des Täters (wenn nicht gleich als dieser) entpuppt. In Actionfilmen folgt auf Plot Point II oftmals die größte, wildeste Verfolgungsjagd aller Zeiten ...
In welchem Medium man seine Geschichte auch erzählt, in welchem Genre man sie auch verortet, die Grundspannung ruht dabei immer auf diesen beiden Wendepunkten: Der erste gibt einer scheinbar gradlinig verlaufenden Sache plötzlich einen ganz anderen Dreh – Macbeth erhebt sich gegen Duncan, Romeo verliebt sich in Julia, oder der bisherige Tatverdächtige taucht im Krimi als zweites Mordopfer auf. Der zweite Plot Point dagegen leitet in den Showdown, also die spannend gewendete Zuspitzung und Auflösung der Konflikte, ein – Macbeth wiegt sich mit der Prophezeiung der Hexen in falscher Sicherheit, Romeos heimliche Heirat mit Julia bringt ihn in eine unmögliche Situation im Streit der beiden Familien, und die Polizei kennt jetzt zwar den Täter, aber er verschanzt mit einer Geisel.
Wenn Sie sich gerade bang fragen, wo denn die Plot Points bei Ihrer veröffentlichten Geschichte XYZ sind, keine Sorge! Ich musste selbst eine ganze Weile für diesen Text nachdenken, wo denn bei meinem Romandebüt Der Tod ist ein langer, trüber Fluss die Plot Points sitzen.
Wenn Sie Der Tod ist ein langer, trüber Fluss noch nicht gelesen haben und das noch tun möchten, den kursiv gesetzten Teil nicht lesen – ACHTUNG, SPOILERGEFAHR!
Einfach ist es, in meiner Geschichte den Plot Point I zu markieren: nämlich, wenn Ophelia die 'Komfortzone' in der Bonner Gerichtsmedizin verlässt und sich auf die Suche nach der Identität des unbekannten Toten macht. Aber was genau markiert diese Wende? Dass sie die Sachen des Toten aus dem Institut mitnimmt? Oder ist es tatsächlich erst der Moment, wenn sich der Tote in ihren Traum drängt? Der Showdown nach dem Plot Point II beginnt dann mit der Erkenntnis, dass Täter und Opfer nicht nur Vater und Sohn sind, sondern auch Drogenfahnder und Drogensüchtiger.
Grämen Sie sich nicht, wenn sich die Praxis nicht immer mit der Theorie überein bringen lässt. Mein zweiter Roman Rattes Gift zum Beispiel begann sein Leben als Drehbuchprojekt. Obwohl ich den Stoff konsequent durchgeplottet hatte, bevor ich auch nur die erste Filmszene und sehr viel später die Prosafassung schrieb, fällt es mir rückblickend schwer zu sagen, wo genau die Plot Points sitzen.
Und das zeigt auch, dass Plot Points ein Stück weit Interpretationssache sind – und das wiederum erlaubt, sie beim Plotten der eigenen Geschichten als Hilfsmittel zu verwenden, das mir dient und dem nicht ich mich unterordnen muss. Ich kann mit Hilfe der Plot Points für mich ausprobieren, wie ich die Geschichte erzählen will, und erfahre dabei möglicherweise, was für eine Geschichte es eigentlich ist. Einfach, indem ich mir anschaue, was passiert, wenn das, was ich für den Anfangspunkt meiner Geschichte halte, Plot Point I wird – oder umgekehrt, wenn ich aus meinem vermeintlichen Plot Point den Anfang meiner Geschichte mache. Und wie sieht es mit Plot Point II aus? Passt der wirklich zum Ende, d.h. ist die Fallhöhe ausreichend? Überhaupt, beziehen sich die Plot Points sowie Anfang und Ende tatsächlich auf dieselbe Figur, die dann bitteschön auch meine Hauptfigur sein sollte?
Ich weiß, man sollte Fragen nicht mit Fragen beantworten. Aber wenn Sie nicht nur theoretisch wissen wollen, was Plot Points sind, sondern dieses Wissen auf Ihre Geschichte anwenden möchten, kommen wir nicht darum herum. Dann sind Plot Points nämlich auch so etwas wie Fragen, die Sie an Ihre Geschichte stellen sollten: Welches Ereignis gibt meinem Plot eine Wendung? Wie wichtig ist es für die Handlung, für die Hauptfigur, für das Thema meiner Geschichte?
Setzen Sie sich also an Ihre eigene Geschichte und finden Sie raus, ob Sie deren Spannungspotenzial optimal genutzt haben – und ob Sie wirklich schon das erzählen, was Sie eigentlich erzählen wollen.
Mischa Bach alias Dr. Michaela Bach ist nicht nur Autorin und Drehbuchautorin, sondern auch Dramatikerin, Übersetzerin und Sachbuchautorin. Ihre einfühlsamen und präzisen Texte wurden mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet und für den Glauser-Preis nominiert. Die promovierte Filmwissenschaftlerin arbeitet außerdem als Dozentin und als Lektorin, unterrichtet Literaturwissenschaft an der Universität Essen und gibt immer wieder Schreibkurse für werdende Autoren.
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Tatort-Schreibtisch-Buch der Woche
Jan Schröter: "Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte..."
Tom Schröder will Autor werden! Ein berühmter Autor, das klappt garantiert, ist Tom sich sicher. Dass der Weg zum Erfolg ihn auf jede Menge Abwege führt, macht die Sache kompliziert...
Egal, ob als Blumenverkäufer auf dem Hamburger Isemarkt oder in den
Dünen mit Doro, zwischen Textilschmugglerinnen in Südamerika oder auf
Drehbuch-Recherche in Australien, Toms schräger Charme schlägt noch in
verlorensten Lebenslagen durch - bis ihn Romane und Drehbücher fast das
Leben kosten ...
Ein augenzwinkernder autobiographischer Roman, der einen tiefen Einblick in das Leben eines Autors bietet.
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Jan Schröters autobiographischer Schelmenroman - garantiert wahr!
ISBN 9783946312147
Paperback, 320 Seiten
Print-Ausgabe: 16 € (A: 16,50 €)
E-Book: 12,99 €
Hörbuch: 9,99 €
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Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESERPROBE
Schreiben kann das Leben kosten.
Manchmal genügt schon eine Literaturverfilmung, um sich buchstäblich um Kopf und Kragen zu bringen, ganz zu schweigen vom Rest des Leibes. Ausgesprochen ärgerlich, wenn man erst 18 Jahre alt ist und demnach nicht nach langem, erfülltem Dasein stirbt. Nicht mal ansatzweise auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Eher im Gegenteil.
Im Spätsommer 1977 begann das sinnloseste Schuljahr meines Lebens. Beinahe wäre es mein letztes Jahr überhaupt gewesen. Fast hätte mich mein Deutschlehrer umgebracht.
Aber der Reihe nach.
Ich war 18, trug seit dem letzten Sommerurlaub in Frankreich Vollbart und Baskenmütze und schleppte meist eine knallgelbe Reiseschreibmaschine mit mir herum, deren Buchstabentypen sich dramatisch oft zu bizarren Bündeln verklemmten, wenn ich im dilettantischen Zwei-Finger-System darauf herumhackte. Die Maschine war ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern, ausgewählt vermutlich in der sonnigen Hoffnung, sie würde mich bei den Schularbeiten beflügeln. Stattdessen benutzte ich sie ausschließlich, um damit im Fokus der Öffentlichkeit – Café, Einkaufszentrum, Pausenhalle, Oberstufenraum – herumzusitzen und allein schon durch meinen bloßen Anblick Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah aus wie ein Abziehbild von Hemingway.
Meist schrieb ich vermeintlich tiefsinnige Aphorismen oder anderes krudes Zeug. Es musste einfach genial sein, weil die Inszenierung stimmte. Kleine Jungs kaufen sich ein Trikot ihres Fußballidols und fühlen sich darin wie ein Weltmeister. Mit Baskenmütze, Vollbart und Reiseschreibmaschine ging es mir sogar als Achtzehnjähriger noch vergleichbar. Ich fühlte mich dem Literaturnobelpreis ganz nah. Hatte ich nicht alles, was ein zukünftiger Starautor benötigte? Mein erster Roman würde einschlagen wie eine Bombe.
Allerdings gab es ein Problem. Mir fiel partout keine Romangeschichte ein – trotz Vollbart, Baskenmütze und Schreibmaschine. Das fand ich ziemlich gemein, leider gab es niemanden, der diesbezüglich Beschwerden annahm. Ich hätte es ohnehin nie zugegeben, dass mir nichts einfiel. Immerhin schrieb ich gutbenotete Schulaufsätze in Serie, da konnte so ein popeliger Bestsellerroman doch keine Hürde sein, also wirklich! Ich gab unverdrossen weiterhin Hemingways Abziehbild, bis mich irgendwann Bert Wagner, mein Deutschlehrer, ansprach: Es gäbe ein paar Leute, die eine Schülerzeitung gründen wollten – ob ich vielleicht …?
Bert Wagner, mein Deutschlehrer, würde mich wenig später um ein Haar umbringen, aber das ahnten wir in diesem Moment nicht.
Also Schülerzeitung, warum nicht. Das schien mir ein Anfang zu sein. Nicht annähernd so schwierig wie sich selbst einzureden, die Realisierung des großen Romans scheitere bloß an den andauernd verklemmten Buchstabentypen meiner gelben Reiseschreibmaschine. Vielleicht, dachte ich, gäbe mir die Schule so etwas von diesem verlorenen Jahr zurück, das ich gerade erlitt.
Bis in die gymnasiale Oberstufe hatte ich mich durchgewurstelt. Deutsch, Geschichte, Politik, da setzte ich meine Glanzlichter. Es war der Ausgleich für die ungeliebten Naturwissenschaften, zwei Fünfen im Zeugnis, in Mathe und Physik, ließen sich auf diese Weise straflos kompensieren. Mehr als einmal kreiste das Abstiegsgespenst über mir, aber ich kriegte es jedes Mal hin, auch nach prekärsten Halbjahreszeugnissen (»Eine Versetzung scheint zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen«) im energischen Schlussspurt zwischen Ostern und Sommerferien noch das Klassenziel zu erreichen (»Tom wird versetzt nach Klasse …«). Dann, nach dem ersten Jahr Oberstufe, erwischte es mich zusätzlich im Fach Chemie. Drei Fünfen ließen sich nicht ausgleichen, das war Gesetz.
Für mich hieß es: Ehrenrunde, zurück auf Los. Legionen frustrierter Mathematiklehrer müssen sich die Hände gerieben haben.
Und während meine sämtlichen Freunde, meine langjährige On/Off-Beziehung Martina und praktisch jeder mir vertraute Schulgefährte nach der Abiturprüfung ins Leben hinaus flatterte und hinter dem Horizont verschwand, trat ich nach den Sommerferien 1977 mein letztes Schuljahr am Gymnasium Müssenredder in Hamburg-Poppenbüttel an. Das sinnloseste Schuljahr meines Lebens, wie gesagt. In Chemie hatte ich mich wieder auf eine Vier gewürgt, ansonsten blieb alles beim Alten: Mathe Fünf, Physik Fünf. Deutsch, Geschichte, Politik die reine Wonne. In letzteren Fächern war ich schon vorher gut, für Mathe und Physik blieb ich verloren. Wozu also das Jahr nachsitzen? Obwohl mir noch jeder Zukunftsplan fehlte: Ich würde niemals im späteren Leben einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen, das wusste ich seit der Grundschule.
Meine Lehrer wussten das auch.
»Tom Schröder«, pflegte einer meiner Mathelehrer zu mahnen, »du bist offensichtlich nicht für die Mathematik geschaffen, doch sogar du wirst nicht ohne sie leben können!« Für mich besaß Mathematik zu viele undurchschaubare Regeln. Ich war mehr für kreative Lösungen. Mathe, das war kalter Kaffee. Etwas für pickelige Technokraten, die sich die Hose mit der Kneifzange anzogen. Schreiben, das war das Ding. Geschichten erfinden, in denen sich Leser verlieren, wiederentdecken, in Abgründe blicken und Gipfel erklimmen.
Also Schülerzeitung.
Die zukünftige Redaktion traf sich erstmals an einem Dienstag nach dem Schulunterricht. Bert Wagner hatte die Räumlichkeit vermittelt, einen vollgerümpelten Nebenraum der Biologie-Sammlung. Als ich eintrat, entdeckte ich zunächst nur einen ausgestopften Riesen-Uhu. Er kauerte auf einem armdicken Ast, der wiederum aus einem hölzernen Podest ragte. Podest, Ast und Uhu standen auf einem langen Tisch und sahen irgendwie verloren aus.
»Hallo. Super, dass du mit dabei bist.«
Das Gesicht eines dunkelhaarigen, schmalbrüstigen Jungen tauchte plötzlich hinter dem Vogelpräparat auf und lächelte mir entgegen. Sein Lächeln erinnerte an den Uhu – es wirkte irgendwie verloren. Immerhin war er offensichtlich nicht ausgestopft.
»Ja. Mal sehen«, entgegnete ich lauwarm.
Er kam um den Tisch herum auf mich zu. Wache, braune Augen hinter einer randlosen John-Lennon-Brille. Ein milchgesichtiger Groucho Marx ohne Schnurrbart.
»Ich bin Wolfgang.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich wusste, wer er war. Wolfgang Mohn, seit kurzem Schulsprecher – ein Amt, für das sich an dieser Schule selten jemand aufdrängte und von dessen Vertretern man normalerweise noch seltener irgendwelche Anzeichen von Aktivität registrierte. Mohn hatte es geschafft, innerhalb der kurzen Spanne seines Wirkens die Schülerschaft mit einer derartigen Fülle von Anträgen und Abstimmungen zu bombardieren, dass alle nur noch genervt von ihm waren. Er rechtfertigte
diesen Aktionismus mit einer flammenden Grundsatzkundgebung, ausgehängt als Wandzeitung in der Pausenhalle, in der er sich prinzipiell dem Plebiszit sowie dem imperativen Mandat verpflichtet erklärte. Und dergleichen Zeug. Kaum jemand verstand, was er meinte, 1977 ließen sich solche Ausdrücke nicht mal so eben googeln. Das Wahlvolk hätte ihn gern zum Teufel gejagt, aber dann hätte man ein neues Opfer für den Schulsprecherposten suchen müssen. Also ertrug man Wolfgang Mohn und ließ ihn machen.
»Ich weiß. Der Schulsprecher.«
Ich ließ mich auf den angebotenen Händedruck ein. Wolfgang Mohn drückte forsch zu und konversierte munter weiter, ganz jovialer Politprofi.
»Und du bist Tom, richtig? Der Typ mit der gelben Schreibmaschine …«
»Ist mein Zwillingsbruder«, behauptete ich todernst. »Ich bin der mit der roten Schreibmaschine.«
»Echt?« Die braunen Augen blinzelten irritiert.
»Lass dich nicht vom Schröder verarschen. Den Kerl gibt’s nur einmal. Zum Glück.«
Hinter uns schob sich ein Mädchen zur Tür herein. Schmal, feingliedrig, mit glatter, dunkler Mähne, die ihr tief ins Gesicht hing und ihrem Ausdruck etwas Verhuschtes verlieh. Man hätte sie auf den ersten Blick glatt noch für eine Zwölfjährige halten können. Aber das wusste ich besser.
»In der Tat, Doro. Mit zweien von meiner Sorte wärst du niemals fertig geworden.«
Sie kicherte. Es klang wie Katzenschnurren. Nach der Mahlzeit.
»Ich bin also mit dir fertig geworden?«
»Bewahre!« Ich rang dramatisch die Hände. »Dann wären wir ja fertig miteinander. Das wäre doch schade …«
»Findest du?«
Ihr perfekt getimter Augenaufschlag vernichtete endgültig jede Illusion, eine Zwölfjährige vor sich zu haben. Die Metamorphose von kindlicher Albernheit zu erwachsenem Ernst, die Doro Gehrke jederzeit ansatzlos vollziehen konnte, verunsicherte mich zutiefst. Und auf Verunsicherung reagierte ich, dessen Persönlichkeitsbildung noch nicht über das Hemingway-Abziehbild herausgewachsen war, wie ein Vampir auf den ersten Strahl der Morgensonne: Ich zerfiel zu Staub. Glücklicherweise bemerkte das niemand, denn nach Doro drängte sich jetzt der vierte Nachwuchsredakteur ins Zimmer. Mille besaß mehr Haare als Chewbacca und sprach auch ungefähr genauso viel wie das »Star Wars«-Zottelmonster: eher selten. Aber hier sollte Mille ja auch schreiben, nicht reden. Das Reden besorgte ohnehin Wolfgang Mohn.
Wolfgangs minimaler Anspruch für unsere geplante Schülerzeitung war die politische Kampflinie von Georg Büchners »Hessischen Landboten« (»Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«), gepaart mit dem kommerziellen Erfolg von Disneys »Lustigen Taschenbüchern«. Die Schülerzeitung wäre Mohns persönliches Zentralorgan, das war uns anderen nach spätestens drei Minuten klar. Sollte er doch, dachte ich. Mir fehlte jede Lust, über die abgehakten Tagungspunkte der letzten Schulsprecherversammlung auf Kreisebene oder die Satzungsänderung in der Elternratsverordnung zu berichten.
»Was möchtest du denn schreiben, Tom?« fragte mich Wolfgang schließlich direkt.
Nichts, wofür ich vorher in langweiligen Versammlungen herumsitzen muss, schoss es mir sofort durch den Sinn.
»Satire. Ein paar Witze reißen. So was in der Art.«
»Bloß nicht schwitzen bei der Arbeit, was?«
Das kam von Doro. Sie grinste süffisant dabei. Durchschaut.
Ich bemühte mich um einen Konter. »Schwitzen kann jeder, das muss ich nicht auch noch. Was willst du denn machen?«
»Kunst. Zeichnungen. Geschichten. Was so anfällt.«
Sie zog die schmalen Schultern hoch, wobei ihr T-Shirt der Bewegung folgte und zwischen dem unteren Rand und ihrer Jeans einen knusprig braunen Bauchstreifen entblößte. Ihr flacher Nabel schien mir verrucht zuzuzwinkern. Die Sommerferien waren erst ein paar Wochen her. Plötzlich schlug vor meinem geistigen Auge der Atlantik Gischt und Wellen, und eine splitternackte Doro lief über weißen Sand. Erst, als ihre Schultern wieder absackten, vor der Peepshow der Vorhang fiel, die Kulisse jäh von Strandpanorama auf ausgestopften Uhu umschnitt und meine Atmung wieder einsetzte, registrierte ich Wolfgang Mohns forschenden Blick. Es war genau die Sorte Blick, die ein Wissenschaftler durchs Mikroskop wirft. Und mal ganz klar, wer hier die Amöbe auf dem Objektträger war...
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Ergänzend zu dem Roman »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben: »Jan Schröters Goldene Schreibregeln«. In diesem Werk lässt er die Leser hinter die Kulissen des professionellen Schreibens und das Leben als Autor blicken, natürlich mit einer satten Portion Humor und höchst unterhaltsam.
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Ein augenzwinkernder autobiographischer Roman, der einen tiefen Einblick in das Leben eines Autors bietet.
»Jan Schröter ist ein Spezialist für existentielle Fragen in lockerem Unterhaltungston, und er beantwortet sie mit einem sehr feinen, leisen Humor.« - BRIGITTE
Jan Schröters autobiographischer Schelmenroman - garantiert wahr!
ISBN 9783946312147
Paperback, 320 Seiten
Print-Ausgabe: 16 € (A: 16,50 €)
E-Book: 12,99 €
Hörbuch: 9,99 €
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Jan Schröter kennt die Höhen und die Tiefen des Autorendaseins schmerzlich genau. Er arbeitete als Journalist und Kolumnist, schrieb Reiseführer und Kurzgeschichten, massierte die Herzen der Zuschauer mit seinen Drehbüchern für den ZDF-Kultdampfer „Das Traumschiff“ und war jahrelang Stammautor der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Bekannt geworden ist er durch seine absurd-komischen Krimis und Romane, in denen er augenzwinkernd und nicht ohne Mitgefühl seine Figuren ins Chaos stürzt.
Autorenportrait von Jan Schröter
LESERPROBE
Schreiben kann das Leben kosten.
Manchmal genügt schon eine Literaturverfilmung, um sich buchstäblich um Kopf und Kragen zu bringen, ganz zu schweigen vom Rest des Leibes. Ausgesprochen ärgerlich, wenn man erst 18 Jahre alt ist und demnach nicht nach langem, erfülltem Dasein stirbt. Nicht mal ansatzweise auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Eher im Gegenteil.
Im Spätsommer 1977 begann das sinnloseste Schuljahr meines Lebens. Beinahe wäre es mein letztes Jahr überhaupt gewesen. Fast hätte mich mein Deutschlehrer umgebracht.
Aber der Reihe nach.
Ich war 18, trug seit dem letzten Sommerurlaub in Frankreich Vollbart und Baskenmütze und schleppte meist eine knallgelbe Reiseschreibmaschine mit mir herum, deren Buchstabentypen sich dramatisch oft zu bizarren Bündeln verklemmten, wenn ich im dilettantischen Zwei-Finger-System darauf herumhackte. Die Maschine war ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern, ausgewählt vermutlich in der sonnigen Hoffnung, sie würde mich bei den Schularbeiten beflügeln. Stattdessen benutzte ich sie ausschließlich, um damit im Fokus der Öffentlichkeit – Café, Einkaufszentrum, Pausenhalle, Oberstufenraum – herumzusitzen und allein schon durch meinen bloßen Anblick Aufmerksamkeit zu erregen. Ich sah aus wie ein Abziehbild von Hemingway.
Meist schrieb ich vermeintlich tiefsinnige Aphorismen oder anderes krudes Zeug. Es musste einfach genial sein, weil die Inszenierung stimmte. Kleine Jungs kaufen sich ein Trikot ihres Fußballidols und fühlen sich darin wie ein Weltmeister. Mit Baskenmütze, Vollbart und Reiseschreibmaschine ging es mir sogar als Achtzehnjähriger noch vergleichbar. Ich fühlte mich dem Literaturnobelpreis ganz nah. Hatte ich nicht alles, was ein zukünftiger Starautor benötigte? Mein erster Roman würde einschlagen wie eine Bombe.
Allerdings gab es ein Problem. Mir fiel partout keine Romangeschichte ein – trotz Vollbart, Baskenmütze und Schreibmaschine. Das fand ich ziemlich gemein, leider gab es niemanden, der diesbezüglich Beschwerden annahm. Ich hätte es ohnehin nie zugegeben, dass mir nichts einfiel. Immerhin schrieb ich gutbenotete Schulaufsätze in Serie, da konnte so ein popeliger Bestsellerroman doch keine Hürde sein, also wirklich! Ich gab unverdrossen weiterhin Hemingways Abziehbild, bis mich irgendwann Bert Wagner, mein Deutschlehrer, ansprach: Es gäbe ein paar Leute, die eine Schülerzeitung gründen wollten – ob ich vielleicht …?
Bert Wagner, mein Deutschlehrer, würde mich wenig später um ein Haar umbringen, aber das ahnten wir in diesem Moment nicht.
Also Schülerzeitung, warum nicht. Das schien mir ein Anfang zu sein. Nicht annähernd so schwierig wie sich selbst einzureden, die Realisierung des großen Romans scheitere bloß an den andauernd verklemmten Buchstabentypen meiner gelben Reiseschreibmaschine. Vielleicht, dachte ich, gäbe mir die Schule so etwas von diesem verlorenen Jahr zurück, das ich gerade erlitt.
Bis in die gymnasiale Oberstufe hatte ich mich durchgewurstelt. Deutsch, Geschichte, Politik, da setzte ich meine Glanzlichter. Es war der Ausgleich für die ungeliebten Naturwissenschaften, zwei Fünfen im Zeugnis, in Mathe und Physik, ließen sich auf diese Weise straflos kompensieren. Mehr als einmal kreiste das Abstiegsgespenst über mir, aber ich kriegte es jedes Mal hin, auch nach prekärsten Halbjahreszeugnissen (»Eine Versetzung scheint zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen«) im energischen Schlussspurt zwischen Ostern und Sommerferien noch das Klassenziel zu erreichen (»Tom wird versetzt nach Klasse …«). Dann, nach dem ersten Jahr Oberstufe, erwischte es mich zusätzlich im Fach Chemie. Drei Fünfen ließen sich nicht ausgleichen, das war Gesetz.
Für mich hieß es: Ehrenrunde, zurück auf Los. Legionen frustrierter Mathematiklehrer müssen sich die Hände gerieben haben.
Und während meine sämtlichen Freunde, meine langjährige On/Off-Beziehung Martina und praktisch jeder mir vertraute Schulgefährte nach der Abiturprüfung ins Leben hinaus flatterte und hinter dem Horizont verschwand, trat ich nach den Sommerferien 1977 mein letztes Schuljahr am Gymnasium Müssenredder in Hamburg-Poppenbüttel an. Das sinnloseste Schuljahr meines Lebens, wie gesagt. In Chemie hatte ich mich wieder auf eine Vier gewürgt, ansonsten blieb alles beim Alten: Mathe Fünf, Physik Fünf. Deutsch, Geschichte, Politik die reine Wonne. In letzteren Fächern war ich schon vorher gut, für Mathe und Physik blieb ich verloren. Wozu also das Jahr nachsitzen? Obwohl mir noch jeder Zukunftsplan fehlte: Ich würde niemals im späteren Leben einen naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen, das wusste ich seit der Grundschule.
Meine Lehrer wussten das auch.
»Tom Schröder«, pflegte einer meiner Mathelehrer zu mahnen, »du bist offensichtlich nicht für die Mathematik geschaffen, doch sogar du wirst nicht ohne sie leben können!« Für mich besaß Mathematik zu viele undurchschaubare Regeln. Ich war mehr für kreative Lösungen. Mathe, das war kalter Kaffee. Etwas für pickelige Technokraten, die sich die Hose mit der Kneifzange anzogen. Schreiben, das war das Ding. Geschichten erfinden, in denen sich Leser verlieren, wiederentdecken, in Abgründe blicken und Gipfel erklimmen.
Also Schülerzeitung.
Die zukünftige Redaktion traf sich erstmals an einem Dienstag nach dem Schulunterricht. Bert Wagner hatte die Räumlichkeit vermittelt, einen vollgerümpelten Nebenraum der Biologie-Sammlung. Als ich eintrat, entdeckte ich zunächst nur einen ausgestopften Riesen-Uhu. Er kauerte auf einem armdicken Ast, der wiederum aus einem hölzernen Podest ragte. Podest, Ast und Uhu standen auf einem langen Tisch und sahen irgendwie verloren aus.
»Hallo. Super, dass du mit dabei bist.«
Das Gesicht eines dunkelhaarigen, schmalbrüstigen Jungen tauchte plötzlich hinter dem Vogelpräparat auf und lächelte mir entgegen. Sein Lächeln erinnerte an den Uhu – es wirkte irgendwie verloren. Immerhin war er offensichtlich nicht ausgestopft.
»Ja. Mal sehen«, entgegnete ich lauwarm.
Er kam um den Tisch herum auf mich zu. Wache, braune Augen hinter einer randlosen John-Lennon-Brille. Ein milchgesichtiger Groucho Marx ohne Schnurrbart.
»Ich bin Wolfgang.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich wusste, wer er war. Wolfgang Mohn, seit kurzem Schulsprecher – ein Amt, für das sich an dieser Schule selten jemand aufdrängte und von dessen Vertretern man normalerweise noch seltener irgendwelche Anzeichen von Aktivität registrierte. Mohn hatte es geschafft, innerhalb der kurzen Spanne seines Wirkens die Schülerschaft mit einer derartigen Fülle von Anträgen und Abstimmungen zu bombardieren, dass alle nur noch genervt von ihm waren. Er rechtfertigte
diesen Aktionismus mit einer flammenden Grundsatzkundgebung, ausgehängt als Wandzeitung in der Pausenhalle, in der er sich prinzipiell dem Plebiszit sowie dem imperativen Mandat verpflichtet erklärte. Und dergleichen Zeug. Kaum jemand verstand, was er meinte, 1977 ließen sich solche Ausdrücke nicht mal so eben googeln. Das Wahlvolk hätte ihn gern zum Teufel gejagt, aber dann hätte man ein neues Opfer für den Schulsprecherposten suchen müssen. Also ertrug man Wolfgang Mohn und ließ ihn machen.
»Ich weiß. Der Schulsprecher.«
Ich ließ mich auf den angebotenen Händedruck ein. Wolfgang Mohn drückte forsch zu und konversierte munter weiter, ganz jovialer Politprofi.
»Und du bist Tom, richtig? Der Typ mit der gelben Schreibmaschine …«
»Ist mein Zwillingsbruder«, behauptete ich todernst. »Ich bin der mit der roten Schreibmaschine.«
»Echt?« Die braunen Augen blinzelten irritiert.
»Lass dich nicht vom Schröder verarschen. Den Kerl gibt’s nur einmal. Zum Glück.«
Hinter uns schob sich ein Mädchen zur Tür herein. Schmal, feingliedrig, mit glatter, dunkler Mähne, die ihr tief ins Gesicht hing und ihrem Ausdruck etwas Verhuschtes verlieh. Man hätte sie auf den ersten Blick glatt noch für eine Zwölfjährige halten können. Aber das wusste ich besser.
»In der Tat, Doro. Mit zweien von meiner Sorte wärst du niemals fertig geworden.«
Sie kicherte. Es klang wie Katzenschnurren. Nach der Mahlzeit.
»Ich bin also mit dir fertig geworden?«
»Bewahre!« Ich rang dramatisch die Hände. »Dann wären wir ja fertig miteinander. Das wäre doch schade …«
»Findest du?«
Ihr perfekt getimter Augenaufschlag vernichtete endgültig jede Illusion, eine Zwölfjährige vor sich zu haben. Die Metamorphose von kindlicher Albernheit zu erwachsenem Ernst, die Doro Gehrke jederzeit ansatzlos vollziehen konnte, verunsicherte mich zutiefst. Und auf Verunsicherung reagierte ich, dessen Persönlichkeitsbildung noch nicht über das Hemingway-Abziehbild herausgewachsen war, wie ein Vampir auf den ersten Strahl der Morgensonne: Ich zerfiel zu Staub. Glücklicherweise bemerkte das niemand, denn nach Doro drängte sich jetzt der vierte Nachwuchsredakteur ins Zimmer. Mille besaß mehr Haare als Chewbacca und sprach auch ungefähr genauso viel wie das »Star Wars«-Zottelmonster: eher selten. Aber hier sollte Mille ja auch schreiben, nicht reden. Das Reden besorgte ohnehin Wolfgang Mohn.
Wolfgangs minimaler Anspruch für unsere geplante Schülerzeitung war die politische Kampflinie von Georg Büchners »Hessischen Landboten« (»Friede den Hütten! Krieg den Palästen!«), gepaart mit dem kommerziellen Erfolg von Disneys »Lustigen Taschenbüchern«. Die Schülerzeitung wäre Mohns persönliches Zentralorgan, das war uns anderen nach spätestens drei Minuten klar. Sollte er doch, dachte ich. Mir fehlte jede Lust, über die abgehakten Tagungspunkte der letzten Schulsprecherversammlung auf Kreisebene oder die Satzungsänderung in der Elternratsverordnung zu berichten.
»Was möchtest du denn schreiben, Tom?« fragte mich Wolfgang schließlich direkt.
Nichts, wofür ich vorher in langweiligen Versammlungen herumsitzen muss, schoss es mir sofort durch den Sinn.
»Satire. Ein paar Witze reißen. So was in der Art.«
»Bloß nicht schwitzen bei der Arbeit, was?«
Das kam von Doro. Sie grinste süffisant dabei. Durchschaut.
Ich bemühte mich um einen Konter. »Schwitzen kann jeder, das muss ich nicht auch noch. Was willst du denn machen?«
»Kunst. Zeichnungen. Geschichten. Was so anfällt.«
Sie zog die schmalen Schultern hoch, wobei ihr T-Shirt der Bewegung folgte und zwischen dem unteren Rand und ihrer Jeans einen knusprig braunen Bauchstreifen entblößte. Ihr flacher Nabel schien mir verrucht zuzuzwinkern. Die Sommerferien waren erst ein paar Wochen her. Plötzlich schlug vor meinem geistigen Auge der Atlantik Gischt und Wellen, und eine splitternackte Doro lief über weißen Sand. Erst, als ihre Schultern wieder absackten, vor der Peepshow der Vorhang fiel, die Kulisse jäh von Strandpanorama auf ausgestopften Uhu umschnitt und meine Atmung wieder einsetzte, registrierte ich Wolfgang Mohns forschenden Blick. Es war genau die Sorte Blick, die ein Wissenschaftler durchs Mikroskop wirft. Und mal ganz klar, wer hier die Amöbe auf dem Objektträger war...
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Ergänzend zu dem Roman »Wie mich mein Deutschlehrer fast umbrachte …« hat Jan Schröter ein zweites Buch geschrieben: »Jan Schröters Goldene Schreibregeln«. In diesem Werk lässt er die Leser hinter die Kulissen des professionellen Schreibens und das Leben als Autor blicken, natürlich mit einer satten Portion Humor und höchst unterhaltsam.
© Autorenfoto: Hocky Neubert
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Schreibregel der Woche

© Autorenfoto: Hocky Neubert
Beim Schreiben eines Romans ist man als Autor mit seinem Werk weitgehend allein. Vielleicht gibt es ein Lektorat, dem man in Etappen die frisch geschriebenen Kapitel zukommen lässt und von dem man daraufhin zwischendurch einige Rückmeldungen bekommt. Doch im Prinzip werkelt man am Romanprojekt allein vor sich hin...
Das muss man aushalten können, und es erfordert eine gewisse Arbeitsdisziplin. Ist beides gegeben, erlebt man eine schöne, erfüllende Tätigkeit. In welchem Beruf darf man sonst so ausgiebig über alles nachdenken, nach eigenem Ermessen Handlungen gestalten, Figuren formen und Welten erschaffen? Ja, ein Autor hat es gut.
Solange man nicht übers Geld redet.
Dass es für die allermeisten Autorinnen und Autoren eine ziemliche Herausforderung bedeutet, von ihren Buchtantiemen zu leben, habe ich ja bereits mehrfach erwähnt. Deshalb sind viele Autorinnen und Autoren scharf darauf, ihr Werk verfilmt zu sehen. Denn für Filmrechte wird bezahlt.
Bezahlt wird auch die Entwicklung des Drehbuchs, und das, hoffen die Prosa-Autoren, das könnte man als Verfasser der literarischen Romanvorlage gleich selbst erledigen. Nicht wenige spekulieren gleich darauf, quasi nebenbei außer anspruchsvoller Literatur ein paar gutbezahlte Drehbücher fürs Fernsehen zu verfassen. So etwas wie diesen seichten Mist, der auf sämtlichen TV-Programmen läuft, rotzt man doch locker an einem freien Wochenende hin – denken sie.
Verkannt wird dabei, dass Drehbücher hierzulande auf ganz andere Art und Weise entstehen als Romane. Wie Romanautoren arbeiten, ist im ersten Absatz dieses Kapitels noch einmal in Kurzfassung zu lesen. Drehbuchautoren sind dagegen Mannschaftsspieler, die nicht allein ihre eigenen Ideen verfolgen, sondern auch (nicht selten leider: vor allem) auf die Vorschläge und Anweisungen ihrer Auftraggeber eingehen müssen, um schließlich alle Positionen möglichst geschmeidig zu einer konsensfähigen Geschichte zu verarbeiten.
Neue Filmideen oder Ideen für neue TV-Serien werden von Produktionsfirmen oder Fernsehsendern, manchmal auch von Autoren, stets mit voller Begeisterung angeschoben. Die meisten dieser Projekte rutschen in einem Frühstadium ihrer Entwicklung von irgendeiner Schreibtischplatte irgendeines Entscheiders direkt in den Papierkorb. Oft genug erfährt man als Autor nicht einmal den Grund dafür. Auf jedes verfilmte Drehbuch, das ich in meinem Dasein geschrieben habe, kommen nach meiner Rechnung vier bis fünf solcher Mülltonnen-Projekte, für die es in manchen Fällen nicht mal ein Honorar gab. Diese Erfahrung machen auch andere, unter Kollegen spricht man durchaus darüber.
Gehen wir jedoch davon aus, es gelingt Ihnen, als Drehbuchautor/in für eine Serie angefragt zu werden. Die Serie läuft bereits seit einigen Jahren erfolgreich im TV, Sie dürfen also zuversichtlich erwarten, dass die neuen Folgen, von denen Sie eine oder sogar mehrere schreiben dürfen, auch gedreht und sogar gesendet werden. Das ist gut, denn Ihr Honorar wird höchstwahrscheinlich in Raten ausbezahlt, die an bestimmte Entwicklungsschritte gebunden sind, beispielsweise: Abnahme des Exposés, Abgabe der 1. Drehbuchfassung, Abnahme der Endfassung, Drehbeginn, Termin der Erstausstrahlung.
Es kommt übrigens vor, dass etwas gedreht, aber nie gesendet wird. Dann bleibt die finale Autorenhonorar-Rate leider aus. Auch bei allen anderen Honorar-Etappen kann die Filmproduktion als Auftraggeber die Reißleine ziehen. Das Exposé oder die Drehbuchfassung sind nicht zufriedenstellend? Alles wirkt unfertig und die Zeit drängt? Schon wird das Projekt anderen Autoren übergeben, für den ursprünglichen Autor treiben die weiteren Honorar-Raten den Bach hinunter.
Aber Ihnen passiert das nicht. Sie haben einen geradezu klassischen Drehbuchauftrag. Eine Arzt-Serie im Vorabendprogramm eines großen Senders. Der Sender ist sozusagen Oberauftraggeber. Er gibt einer Produktionsfirma eine vertraglich festgelegte Geldsumme. Diese Produktionsfirma stellt dafür das Filmteam zusammen, engagiert Schauspieler, Kameraleute, Regisseure und kümmert sich auch um die Entwicklung der Drehbücher.
Als Autor/in müssen Sie jeden Entwicklungsschritt Ihres Drehbuchs mit Vertretern der Produktionsfirma (Producer/in) und des Senders (Redakteur/in) besprechen. Erst, wenn beide Seiten diesen Entwicklungsschritt abgenommen haben, dürfen Sie den nächsten gehen.
Wenn es gut läuft, sind Ihnen Producer und Redakteur eine große Hilfe, die, vielleicht aufgrund langer Erfahrung, Schwachstellen Ihres Drehbuchs erkennen und konstruktiv verbessern. Glücklich ist der Autor, der so etwas erleben darf.
Läuft es mies, braten Sie im Fegefeuer der Eitelkeiten.
Dann geht es möglicherweise nur vordergründig um Ihr Drehbuch. Tatsächlich werden vielleicht Machtkämpfe zwischen Produktion und Sender ausgetragen. Oder Ihre Folge muss einfach billiger produziert werden, weil die beiden davor mehr gekostet haben als geplant und die Firma schließlich auch Geld verdienen will. Oder der Regisseur (optional: der Serienheld-Hauptdarsteller) nimmt an der Drehbuchbesprechung teil und äußert Sonderwünsche. Die werfen zwar Ihr Buch komplett über den Haufen, aber niemand wagt dem großen Künstler zu widersprechen, weil der gerade einen Fernsehpreis abgeräumt oder mit dem Intendanten geschlafen hat.
Es gibt jede Menge Knüppel, die man Drehbuchautoren zwischen die Beine werfen kann.
Leider.
Sollten Sie sich trotzdem in diesem Metier durchbeißen wollen, helfen diese Ratschläge:
– Sie dürfen eigene Ideen haben, aber sollten uneitel damit umgehen. Möchten die Auftraggeber lieber doch keine Krankenschwester als Hauptfigur, sondern einen Oberförster – dann kriegen sie einen Oberförster.
– Es gilt nicht die Drehbuchfassung, die Sie am besten finden – sondern die, mit der Ihre Auftraggeber zufrieden sind.
– Sie halten sich strikt an die Vorgaben, die Ihnen durchs Serienformat und den Sendeplatz gesetzt sind. Also: Keine kostenrahmensprengenden Pyrotechnik-Effekte im James-Bond-Stil, keine Zombie-Geschichten und Kettensägenkiller im Vorabendprogramm.
– Sie halten unbedingt alle Abgabetermine ein. Am planmäßigen Drehbuchnachschub hängt ein großes Team von Spezialisten, jeder geplatzte Drehtag kostet richtig Geld.
– Schreibblockaden oder kreative Sinnkrisen kommen vor, gelten beim Drehbuchschreiben aber nicht als offizielle Ausrede. Wer (möglicherweise wiederholt) Termine platzen lässt, ist ganz schnell raus aus diesem Geschäft.
Vor allem müssen Drehbuchschreiber Druck aushalten können und trotzdem denk- und arbeitsfähig bleiben. Man schreibt eben nicht, wie vielleicht bei einem Roman, eine schöne Geschichte und die bleibt dann so, wie sie ist. Man schreibt eine Drehbuchfassung, die man selbst gut findet – sonst würde man sie ja wohl kaum abgeben. Dann kommen Leute, die manchmal mit, manchmal leider auch ohne Sinn und Verstand alles zerpflücken. Man schippt seufzend die Trümmer zusammen und puzzelt eine neue Drehbuchfassung zurecht.
Das Spielchen wiederholt sich drei-, vier- oder fünfmal. Ich habe einige verfilmte Drehbücher in Erstfassung abgenommen bekommen (kommt nicht so oft vor, großes Eigenlob!). Allerdings habe ich auch schon mal eine achte Fassung geschrieben, das war alles andere als witzig.
Die härteste Prüfung durchlitt ich allerdings gleich zum Anfang meiner Laufbahn als Drehbuchautor.
Ich schrieb meine erste Folge im Rahmen einer großen TV-Krankenhaus-Saga. Die erste Drehbuchfassung stieß auf Lob, musste aber noch überarbeitet werden. Nach der zweiten Fassung gab es noch mehr Kritik. Von der Qualität meiner dritten Fassung war ich selbst absolut überzeugt.
Dann bat mich der Producer zur Buchbesprechung.
„Also“, eröffnete er, „Bild 27, die Szene mit der Laborantin. Das ist wirklich stark. Die Situation ist irre komisch, die Dialoge sind auf dem Punkt, großartig. Bild 27 finde ich richtig gut!“
Fand ich auch, ich freute mich. Dann kam der Hammer:
„Alle anderen Bilder finde ich leider Scheiße.“
Warum genau, konnte mir der Mann leider nicht sagen. Ich wankte aus der Besprechung. Die Ansage des Producers lautete: Letzte Chance – in 48 Stunden liegt das Drehbuch in akzeptabler Endfassung vor oder ich wäre raus.
Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe. Ich finde auch heute noch, meine Endfassung, die ich damals tatsächlich innerhalb der geforderten Frist zusammengehauen habe, ist vielleicht etwas anders, aber nicht signifikant besser oder schlechter geworden als die Fassung davor. Aber sie hat den Producer überzeugt, und ich durfte noch weitere Folgen dieser Serie schreiben.
Immerhin verschaffte mir dieses Erlebnis die Erfahrung, dass ich selbst unter Druck zur Not meinem inneren Autopiloten beim Schreiben den Stift in die Hand drücken kann. Trotzdem: Das Schreiben eines Drehbuchs kann langwierig sein. Weil es eben dabei nicht allein auf den Schreiber ankommt.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

Mehr Infos über das Buch "Goldene Schreibregeln"
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Autorenportrait von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Deine Geschichte ist deine Schöpfung und wird nach deinem Ermessen gestaltet. Es könnte durchaus länger als sieben Tage dauern.
von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
Beim Schreiben eines Romans ist man als Autor mit seinem Werk weitgehend allein. Vielleicht gibt es ein Lektorat, dem man in Etappen die frisch geschriebenen Kapitel zukommen lässt und von dem man daraufhin zwischendurch einige Rückmeldungen bekommt. Doch im Prinzip werkelt man am Romanprojekt allein vor sich hin...
Das muss man aushalten können, und es erfordert eine gewisse Arbeitsdisziplin. Ist beides gegeben, erlebt man eine schöne, erfüllende Tätigkeit. In welchem Beruf darf man sonst so ausgiebig über alles nachdenken, nach eigenem Ermessen Handlungen gestalten, Figuren formen und Welten erschaffen? Ja, ein Autor hat es gut.
Solange man nicht übers Geld redet.
Dass es für die allermeisten Autorinnen und Autoren eine ziemliche Herausforderung bedeutet, von ihren Buchtantiemen zu leben, habe ich ja bereits mehrfach erwähnt. Deshalb sind viele Autorinnen und Autoren scharf darauf, ihr Werk verfilmt zu sehen. Denn für Filmrechte wird bezahlt.
Bezahlt wird auch die Entwicklung des Drehbuchs, und das, hoffen die Prosa-Autoren, das könnte man als Verfasser der literarischen Romanvorlage gleich selbst erledigen. Nicht wenige spekulieren gleich darauf, quasi nebenbei außer anspruchsvoller Literatur ein paar gutbezahlte Drehbücher fürs Fernsehen zu verfassen. So etwas wie diesen seichten Mist, der auf sämtlichen TV-Programmen läuft, rotzt man doch locker an einem freien Wochenende hin – denken sie.
Verkannt wird dabei, dass Drehbücher hierzulande auf ganz andere Art und Weise entstehen als Romane. Wie Romanautoren arbeiten, ist im ersten Absatz dieses Kapitels noch einmal in Kurzfassung zu lesen. Drehbuchautoren sind dagegen Mannschaftsspieler, die nicht allein ihre eigenen Ideen verfolgen, sondern auch (nicht selten leider: vor allem) auf die Vorschläge und Anweisungen ihrer Auftraggeber eingehen müssen, um schließlich alle Positionen möglichst geschmeidig zu einer konsensfähigen Geschichte zu verarbeiten.
Neue Filmideen oder Ideen für neue TV-Serien werden von Produktionsfirmen oder Fernsehsendern, manchmal auch von Autoren, stets mit voller Begeisterung angeschoben. Die meisten dieser Projekte rutschen in einem Frühstadium ihrer Entwicklung von irgendeiner Schreibtischplatte irgendeines Entscheiders direkt in den Papierkorb. Oft genug erfährt man als Autor nicht einmal den Grund dafür. Auf jedes verfilmte Drehbuch, das ich in meinem Dasein geschrieben habe, kommen nach meiner Rechnung vier bis fünf solcher Mülltonnen-Projekte, für die es in manchen Fällen nicht mal ein Honorar gab. Diese Erfahrung machen auch andere, unter Kollegen spricht man durchaus darüber.
Gehen wir jedoch davon aus, es gelingt Ihnen, als Drehbuchautor/in für eine Serie angefragt zu werden. Die Serie läuft bereits seit einigen Jahren erfolgreich im TV, Sie dürfen also zuversichtlich erwarten, dass die neuen Folgen, von denen Sie eine oder sogar mehrere schreiben dürfen, auch gedreht und sogar gesendet werden. Das ist gut, denn Ihr Honorar wird höchstwahrscheinlich in Raten ausbezahlt, die an bestimmte Entwicklungsschritte gebunden sind, beispielsweise: Abnahme des Exposés, Abgabe der 1. Drehbuchfassung, Abnahme der Endfassung, Drehbeginn, Termin der Erstausstrahlung.
Es kommt übrigens vor, dass etwas gedreht, aber nie gesendet wird. Dann bleibt die finale Autorenhonorar-Rate leider aus. Auch bei allen anderen Honorar-Etappen kann die Filmproduktion als Auftraggeber die Reißleine ziehen. Das Exposé oder die Drehbuchfassung sind nicht zufriedenstellend? Alles wirkt unfertig und die Zeit drängt? Schon wird das Projekt anderen Autoren übergeben, für den ursprünglichen Autor treiben die weiteren Honorar-Raten den Bach hinunter.
Aber Ihnen passiert das nicht. Sie haben einen geradezu klassischen Drehbuchauftrag. Eine Arzt-Serie im Vorabendprogramm eines großen Senders. Der Sender ist sozusagen Oberauftraggeber. Er gibt einer Produktionsfirma eine vertraglich festgelegte Geldsumme. Diese Produktionsfirma stellt dafür das Filmteam zusammen, engagiert Schauspieler, Kameraleute, Regisseure und kümmert sich auch um die Entwicklung der Drehbücher.
Als Autor/in müssen Sie jeden Entwicklungsschritt Ihres Drehbuchs mit Vertretern der Produktionsfirma (Producer/in) und des Senders (Redakteur/in) besprechen. Erst, wenn beide Seiten diesen Entwicklungsschritt abgenommen haben, dürfen Sie den nächsten gehen.
Wenn es gut läuft, sind Ihnen Producer und Redakteur eine große Hilfe, die, vielleicht aufgrund langer Erfahrung, Schwachstellen Ihres Drehbuchs erkennen und konstruktiv verbessern. Glücklich ist der Autor, der so etwas erleben darf.
Läuft es mies, braten Sie im Fegefeuer der Eitelkeiten.
Dann geht es möglicherweise nur vordergründig um Ihr Drehbuch. Tatsächlich werden vielleicht Machtkämpfe zwischen Produktion und Sender ausgetragen. Oder Ihre Folge muss einfach billiger produziert werden, weil die beiden davor mehr gekostet haben als geplant und die Firma schließlich auch Geld verdienen will. Oder der Regisseur (optional: der Serienheld-Hauptdarsteller) nimmt an der Drehbuchbesprechung teil und äußert Sonderwünsche. Die werfen zwar Ihr Buch komplett über den Haufen, aber niemand wagt dem großen Künstler zu widersprechen, weil der gerade einen Fernsehpreis abgeräumt oder mit dem Intendanten geschlafen hat.
Es gibt jede Menge Knüppel, die man Drehbuchautoren zwischen die Beine werfen kann.
Leider.
Sollten Sie sich trotzdem in diesem Metier durchbeißen wollen, helfen diese Ratschläge:
– Sie dürfen eigene Ideen haben, aber sollten uneitel damit umgehen. Möchten die Auftraggeber lieber doch keine Krankenschwester als Hauptfigur, sondern einen Oberförster – dann kriegen sie einen Oberförster.
– Es gilt nicht die Drehbuchfassung, die Sie am besten finden – sondern die, mit der Ihre Auftraggeber zufrieden sind.
– Sie halten sich strikt an die Vorgaben, die Ihnen durchs Serienformat und den Sendeplatz gesetzt sind. Also: Keine kostenrahmensprengenden Pyrotechnik-Effekte im James-Bond-Stil, keine Zombie-Geschichten und Kettensägenkiller im Vorabendprogramm.
– Sie halten unbedingt alle Abgabetermine ein. Am planmäßigen Drehbuchnachschub hängt ein großes Team von Spezialisten, jeder geplatzte Drehtag kostet richtig Geld.
– Schreibblockaden oder kreative Sinnkrisen kommen vor, gelten beim Drehbuchschreiben aber nicht als offizielle Ausrede. Wer (möglicherweise wiederholt) Termine platzen lässt, ist ganz schnell raus aus diesem Geschäft.
Vor allem müssen Drehbuchschreiber Druck aushalten können und trotzdem denk- und arbeitsfähig bleiben. Man schreibt eben nicht, wie vielleicht bei einem Roman, eine schöne Geschichte und die bleibt dann so, wie sie ist. Man schreibt eine Drehbuchfassung, die man selbst gut findet – sonst würde man sie ja wohl kaum abgeben. Dann kommen Leute, die manchmal mit, manchmal leider auch ohne Sinn und Verstand alles zerpflücken. Man schippt seufzend die Trümmer zusammen und puzzelt eine neue Drehbuchfassung zurecht.
Das Spielchen wiederholt sich drei-, vier- oder fünfmal. Ich habe einige verfilmte Drehbücher in Erstfassung abgenommen bekommen (kommt nicht so oft vor, großes Eigenlob!). Allerdings habe ich auch schon mal eine achte Fassung geschrieben, das war alles andere als witzig.
Die härteste Prüfung durchlitt ich allerdings gleich zum Anfang meiner Laufbahn als Drehbuchautor.
Ich schrieb meine erste Folge im Rahmen einer großen TV-Krankenhaus-Saga. Die erste Drehbuchfassung stieß auf Lob, musste aber noch überarbeitet werden. Nach der zweiten Fassung gab es noch mehr Kritik. Von der Qualität meiner dritten Fassung war ich selbst absolut überzeugt.
Dann bat mich der Producer zur Buchbesprechung.
„Also“, eröffnete er, „Bild 27, die Szene mit der Laborantin. Das ist wirklich stark. Die Situation ist irre komisch, die Dialoge sind auf dem Punkt, großartig. Bild 27 finde ich richtig gut!“
Fand ich auch, ich freute mich. Dann kam der Hammer:
„Alle anderen Bilder finde ich leider Scheiße.“
Warum genau, konnte mir der Mann leider nicht sagen. Ich wankte aus der Besprechung. Die Ansage des Producers lautete: Letzte Chance – in 48 Stunden liegt das Drehbuch in akzeptabler Endfassung vor oder ich wäre raus.
Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe. Ich finde auch heute noch, meine Endfassung, die ich damals tatsächlich innerhalb der geforderten Frist zusammengehauen habe, ist vielleicht etwas anders, aber nicht signifikant besser oder schlechter geworden als die Fassung davor. Aber sie hat den Producer überzeugt, und ich durfte noch weitere Folgen dieser Serie schreiben.
Immerhin verschaffte mir dieses Erlebnis die Erfahrung, dass ich selbst unter Druck zur Not meinem inneren Autopiloten beim Schreiben den Stift in die Hand drücken kann. Trotzdem: Das Schreiben eines Drehbuchs kann langwierig sein. Weil es eben dabei nicht allein auf den Schreiber ankommt.
Diese Regel stammt aus dem Tatort-Schreibtisch-Buch:
Jan Schröters "Goldene Schreibregeln" - 22 Tipps für Autoren und alle, die es werden wollen

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Autorenportrait von Jan Schröter
© Autorenfoto: Hocky Neubert
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Autoren live: Tatort-Schreibtisch-Hörbuch der Woche
Ingrid Schmitz: "Spiekerooger Utkieker"
Die Privatermittlerin Mia Magaloff muss dringend über ihre Zukunft nachdenken. Sie nimmt sich eine Auszeit auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog. Sandstrand, Meer und Sonne – mehr braucht sie nicht dafür. Doch bereits auf der Fähre zur Insel wird sie verflucht,...
begegnet dann an der Utkieker-Skulptur einem scheinbar Durchgeknallten, der sie um Hilfe anfleht, und findet am anderen Tag eine Tote, die vielleicht noch hätte leben können, wenn Mia schneller gehandelt hätte. Sie muss sich kümmern und hat sieben Tage Zeit dafür, damit es nicht noch mehr Tote gibt ...
Ingrid Schmitz liest ihren Roman so entspannt, wie sie ihre Krimis schreibt - perfekte Ferienunterhaltung!
ISBN 9783946312369
Hörbuch zum Download: 9,99 €
Hörbuch ohne Anmeldung kaufen

Ingrid Schmitz arbeitete bei einer kanadischen Reederei und im sowjetischen Außenhandel, bevor sie hauptberufliche Autorin wurde. Begonnen hat sie mit Krimikurzgeschichten, von denen bisher an die sechzig veröffentlicht wurden, inzwischen schreibt sie erfolgreich entspannte Krimis mit ihrer Privatermittlerin Mia Magaloff, eine liebenswert-neugierigen Künstlerin und Trödelmarkthändlerin.
„Tatort Schreibtisch - Autoren live“ ist eine Hörbuch-Reihe, in der renommierte und beliebte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihre eigenen Bücher vorstellen. Jeden Monat erscheint ein Roman, ungekürzt und wie bei einer Autoren-Lesung vom Autor selbst eingesprochen. Das ist für Fans eine Chance, ihre Lieblingsautoren ganz neu kennenzulernen, und für alle anderen eine gute Gelegenheit, neue und besondere Autoren zu entdecken.
Autorenfoto: Patrick Kösters
Ingrid Schmitz liest ihren Roman so entspannt, wie sie ihre Krimis schreibt - perfekte Ferienunterhaltung!
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Ingrid Schmitz arbeitete bei einer kanadischen Reederei und im sowjetischen Außenhandel, bevor sie hauptberufliche Autorin wurde. Begonnen hat sie mit Krimikurzgeschichten, von denen bisher an die sechzig veröffentlicht wurden, inzwischen schreibt sie erfolgreich entspannte Krimis mit ihrer Privatermittlerin Mia Magaloff, eine liebenswert-neugierigen Künstlerin und Trödelmarkthändlerin.
„Tatort Schreibtisch - Autoren live“ ist eine Hörbuch-Reihe, in der renommierte und beliebte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihre eigenen Bücher vorstellen. Jeden Monat erscheint ein Roman, ungekürzt und wie bei einer Autoren-Lesung vom Autor selbst eingesprochen. Das ist für Fans eine Chance, ihre Lieblingsautoren ganz neu kennenzulernen, und für alle anderen eine gute Gelegenheit, neue und besondere Autoren zu entdecken.
Autorenfoto: Patrick Kösters
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Tatort-Schreibtisch-Autor der Woche
Wir kennen uns jetzt seit vier Jahrzehnten. "Kennen“? Diesen sehr eigenwilligen, ungewöhnlichen Querdenker, der so ganz anders lebt als ich und so ganz anderes schreibt als andere?
Jedenfalls haben wir uns vor 40 Jahren kennengelernt, sind uns vertraut geworden, begegnen uns immer wieder auf Formentera, der magischen Insel, die uns beiden so gut tut. Nach abenteuerlichem Herumreisen ist er hier sesshaft geworden, und er führt in einer urtümlichen Finca bewusst ein sehr einfaches Leben – den unpolierten Schreibtisch nur acht Gehminuten vom Mittelmeer entfernt.
Nur ein-, zweimal im Jahr zieht es ihn in seine alte Heimat nach Duisburg. Hier wie dort kennt er sich genauestens aus, bleibt somit in dem, was er schreibt, immer authentisch – im Sinne von "bei sich selbst sein", ungekünstelt, echt, offen und entspannt.
Seine auf Formantera wie in Duisburg spielenden Krimis sind – wie ihr Autor – gegen den Strich gebürstet, witzig und erfrischend. Sein wiederholt aktualisierter Reiseführer vermittelt auf ganz ungewöhnliche Art Zugang zu den Geheimnissen der Insel.
Dass Niklaus Schmid für seine Kurzgeschichte „Müntefering singt“ eine ganz besondere Auszeichnung erhalten hat, ist für mich nachvollziehbar. Der oft trocken wirkende SPD-Politiker mit seinem rollenden sauerländischen „Rrr“ als zwitschernder Vogel – schon der Titel genauso skurril wie die Story mit ihrer zündenden Idee und der verblüffenden Pointe.
Ich habe übrigens jahrelang mit dem Politiker Franz Müntefering zu tun gehabt und freue mich darüber, dass er meinem Freund Nik so herzlich und zu recht zu dessen Preis gratuliert hat.
Knut Terjung war viele Jahre lang ZDF-Journalist und lebt so wie Niklaus Schmid auf Formentera
Niklaus Schmid ist Tatort-Schreibtisch-Autor und hat für die Rubrik "Tatort-Schreibtisch - Ausgezeichnet!" den preisgekrönten Kurzkrimi "Müntefering singt" beigesteuert.
Mehr Informationen zu "Müntefering singt"
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Niklaus Schmid: Zwischen Ruhrpott und Sonneninsel
Ein Autorenporträt von Knut TerjungWir kennen uns jetzt seit vier Jahrzehnten. "Kennen“? Diesen sehr eigenwilligen, ungewöhnlichen Querdenker, der so ganz anders lebt als ich und so ganz anderes schreibt als andere?
Jedenfalls haben wir uns vor 40 Jahren kennengelernt, sind uns vertraut geworden, begegnen uns immer wieder auf Formentera, der magischen Insel, die uns beiden so gut tut. Nach abenteuerlichem Herumreisen ist er hier sesshaft geworden, und er führt in einer urtümlichen Finca bewusst ein sehr einfaches Leben – den unpolierten Schreibtisch nur acht Gehminuten vom Mittelmeer entfernt.
Nur ein-, zweimal im Jahr zieht es ihn in seine alte Heimat nach Duisburg. Hier wie dort kennt er sich genauestens aus, bleibt somit in dem, was er schreibt, immer authentisch – im Sinne von "bei sich selbst sein", ungekünstelt, echt, offen und entspannt.
Seine auf Formantera wie in Duisburg spielenden Krimis sind – wie ihr Autor – gegen den Strich gebürstet, witzig und erfrischend. Sein wiederholt aktualisierter Reiseführer vermittelt auf ganz ungewöhnliche Art Zugang zu den Geheimnissen der Insel.
Dass Niklaus Schmid für seine Kurzgeschichte „Müntefering singt“ eine ganz besondere Auszeichnung erhalten hat, ist für mich nachvollziehbar. Der oft trocken wirkende SPD-Politiker mit seinem rollenden sauerländischen „Rrr“ als zwitschernder Vogel – schon der Titel genauso skurril wie die Story mit ihrer zündenden Idee und der verblüffenden Pointe.
Ich habe übrigens jahrelang mit dem Politiker Franz Müntefering zu tun gehabt und freue mich darüber, dass er meinem Freund Nik so herzlich und zu recht zu dessen Preis gratuliert hat.
Knut Terjung war viele Jahre lang ZDF-Journalist und lebt so wie Niklaus Schmid auf Formentera
Niklaus Schmid ist Tatort-Schreibtisch-Autor und hat für die Rubrik "Tatort-Schreibtisch - Ausgezeichnet!" den preisgekrönten Kurzkrimi "Müntefering singt" beigesteuert.
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